Mönchengladbach Wer singt mit bei "Josefine"?

Mönchengladbach · Im Oktober wagt das Theater ein Experiment im Musiktheater: "Josefine" fußt auf einer Erzählung von Franz Kafka. Den zweiten Teil der Teamarbeit wird ein 80-köpfiger Laienchor bestreiten. Wer sich traut, kann dabei mitmachen.

Wenn man genau wüsste, was dabei herauskommt, wäre es ja kein Experiment. Und so wundert nicht, dass Christian Grammel, Regisseur der für den 13. Oktober auf der Bühne des Rheydter Theaters anberaumten Uraufführung des Musiktheaters "Josefine", nebulos bleibt. Trotz gespannter Vorfreude hält er sich merklich zurück bei der Beschreibung dessen, was da passieren wird.

Immerhin hat der 30-jährige Theatermann aus Wiesbaden schon eine Partitur vor sich, die ein Künstler namens Sagardía gefertigt hat. Außerdem hat das Konzept seines Teams schon 80 000 Euro aus dem Fonds experimentelles Musiktheater des Landes NRW erhalten. Zudem weiß Grammel, dass am 28. Januar um 15 Uhr die erste Chorprobe beginnen soll.

80 Sänger auf der Bühne

Nur der aus Laiensängern zusammengesetzte Chor ist noch nicht komplett. Josefine sucht Sänger. Rund 80 Personen sollen letztlich auf der Bühne stehen und singen beziehungsweise komponierte Geräusche von sich geben, die an die in Franz Kafkas Erzählung "Josefine" angesprochenen "rohen Klänge" erinnern: das Pfeifen der Hunde, ein Glockenturm, eine Maschine, japanisches Nô-Theater.

Dabei bewegt sich der Chor als Abbild einer Gesellschaft auf der Bühne in Form eines Schwarms. "Das ist kein Spielen im Sinne von Schauspielen. Sondern jeder Sänger, jede Sängerin bringt seine bzw. ihre Individualität mit und verrichtet ganz alltägliche Dinge — wie Sitzen, Sehen, Gehen, Laufen, einen Regenschirm aufspannen und so fort", erläutert Regisseur Christian Grammel.

Zunächst sollen in den monatlich angesetzten Übungseinheiten mit dem musikalischen Leiter Lennart Dohms rund 15 "Klang-Module" erarbeitet werden, die von 40 Sekunden bis zu fünf Minuten lang sind. Diese werden zu dem rund 50 Minuten dauernden zweiten Teil des Musiktheaterabends zusammengesetzt.

Im ersten Teil singt niemand, allein das Orchester spielt. Im zweiten erklingen nur Stimmen, zu den Laien gesellen sich vier Solisten des Theaters Krefeld/Mönchengladbach. Teil des Theaterkonzeptes ist es, Sänger aus der Region für das Projekt zu gewinnen. Bislang haben sich — nachdem das Theater an die 100 Chöre am Niederrhein angeschrieben hat — knapp 40 Kandidaten, vorwiegend Frauen, angemeldet, darunter ein ganzer Mädchenchor. Das Alter der Akteure reicht zurzeit von acht bis 70. "Ich möchte aber gern ein Abbild der Gesellschaft auf die Bühne bringen, wünsche mir also für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis besonders noch eine ganze Reihe Männer jeden Alters", appelliert Grammel. Er werde auf jeden Fall mit der Gruppe arbeiten, die zustande kommt.

Für Sängerinnen und Sänger, die neugierig sind auf ganz unerhörte Musik des 1978 in Asunción (Paraguay) geborenen Komponisten Sagardía, auf neue, nicht tonale Klangformen, dürfte "Josefine" ein besonderes Erlebnis werden. Zunächst probt Lennart Dohms, Dresdner Dirigent mit Kreuzchor-Ausbildung, monatlich an einem Samstagnachmittag drei Stunden in Rheydt, die Endproben finden in den Herbstferien statt, insgesamt stehen sechs Aufführungstermine in Mönchengladbach und Krefeld an. Gage wird an die Mitwirkenden nicht gezahlt, nur eine Aufwandsentschädigung.

(ark)
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