Judo Tölzer: Bronze für Gladbach

Judo · Der 145-Kilo-Mann vom 1. Judo-Club Mönchengladbach siegte gestern in London im "kleinen" Finale. Der Kölner ist der erste Einzelsportler, der eine Olympia-Medaille nach Mönchengladbach geholt hat.

Judo Es war 16.46 Uhr gestern, als Andreas Tölzer endlich seine erste Olympia-Medaille erkämpft hatte. 25 Sekunden lang hatte der Schwergewichts-Judoka mit seinen 145 Kilogramm Lebendgewicht auf dem Weißrussen Igor Makarow auf der Matte in der Londoner Excel-Arena regelrecht festgenagelt, dann jubelte er. Und die Kraft reichte sogar noch, um Bundestrainer Detlef Ultsch in die Luft zu werfen. Von der Enttäuschung des verpassten Traumfinales gegen den Franzosen Teddy Riner, der dann Gold holte, war nach der Halbfinal-Niederlage gegen den Russen Alexander Mikhaylin nichts zu sehen. Tölzer war glücklich. "Es war nicht leicht, sich nach dem verlorenen Halbfinale neu zu konzentrieren. Aber ich habe es geschafft und habe nun die verdammte Medaille", sagte Tölzer schwer atmend nach dem Kampf.

Ein Novum

2004 und 2008 hatte er kein Edelmetall mitgebracht, nun hat der 1. Judo-Club Mönchengladbach, für den Tölzer startet, einen Bronzemedaillen-Mann. Und auch für die Stadt ist es ein Novum: Tölzer ist der erste Sportler aus Mönchengladbach, der in der Geschichte der Olympischen Spiele eine Medaille in einer Individualsportart gewann. Bisher war das nur Hockeyspielern und Fußballern vorbehalten.

Daheim in Mönchengladbach saß der JC-Ehrenvorsitzende Charly Hoeveler mit seiner Frau vor dem Fernseher, als Tölzer sich zur Medaille kämpfte. "Natürlich hatten wir schon darauf spekuliert, dass er es ins Finale gegen Riner einzieht. Im Halbfinale habe ich darauf gehofft, dass er es zu einer Bodensituation wie dann später im Kampf um Bronze kommt. Leider ist das nicht passiert, aber am Ende dürfen auch wir als Verein wohl mehr als zufrieden sein", sagte Hoeveler Eine Gelegenheit, Tölzer zu gratulieren und vielleicht die Bronzemedaille aus London mal anzufassen, wird der 1. JC sicher wieder möglich machen. "Aber noch steht kein Termin fest", sagte Hoeveler.

Rainer Bonhof, der 1974 Fußball-Weltmeister wurde und daher das Gefühl eines solches Erfolges kennt, empfindet Tölzers Tat als "Sensation für Mönchenglabdach, damit ist der Name der Stadt in aller Munde". Bonhof weiß: "Eine Medaille hast du dein ganzes Leben. Die Olympischen Spiele sind für alle Nicht-Fußballer das Highlight, und wenn du da Dritter bist in deiner Klasse, dann ist das eine große Leistung", sagte Borussias Vize-Präsident.

Bert Gerkens, Präsident des Stadtsporbundes, gönnt Tölzer "die Medaille von Herzen". Er hat den Kölner kennengelernt als angenehmen und freundlichen Sportler, der sich, obwohl er in Köln wohnt, immer mit Gladbach und dem 1. Judo-Club identifiziert. Bei der nächsten Ehrung der Sportler aus Mönchengladbach wird Tölzer weit oben auf der Liste stehen. "Seine Leistung ist herausragend und sehr gut für den Sport in Mönchengladbach", sagte Gerkens. Harald Weuthen, Leiter des Sportamts, sagte zu sich, als er von Tölzers Erfolg erfuhr: "Ja! Wir haben Bronze." Spätestens seit gestern ist der Kölner Andreas Tölzer ein echter Gladbacher.

(RP/ac)
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