Nettetal Abgesang auf die Tischkultur

Nettetal · Karl Funcke gibt das Fachgeschäft für den gehobenen Haushalt an der Hochstraße auf. Der Wettbewerb wird immer härter, gleichzeitig ändern sich die Lebensweisen jüngerer Menschen. Am Wochenende beginnt der Ausverkauf.

 Judith (links) und Karl Funcke geben das von Funckes Mutter Margot aufgebaute Geschäft auf. Der immer härtere Wettbewerb und veränderte Rahmenbedingungen sind die Hauptgründe.

Judith (links) und Karl Funcke geben das von Funckes Mutter Margot aufgebaute Geschäft auf. Der immer härtere Wettbewerb und veränderte Rahmenbedingungen sind die Hauptgründe.

Die Werbebotschaft auf der Internetseite von Karl Funcke ist klar formuliert: "Unsere Stärke liegt in der großen Auswahl an Porzellanservicen, Kristall- und Bleikristallgarnituren, sowie eine große Auswahl an Bestecken. In unseren Verkaufsräumen präsentieren wir zurzeit etwa 150 Kaffee-, Tee- und Tafelservice, 60 Trinkglasgarnituren und über 80 verschiedene Besteckmuster. Außerdem bieten wir auf ca. 350 Quadratmetern Tisch-accessoires aus Glas, Porzellan, Steingut, Holz, Metall, Tischtextilien sowie Haushaltswaren an."

Doch das ist Vergangenheit. Karl Funcke gibt das weit über Lobberich hinaus bekannte Fachgeschäft "für Tischkultur und schönes Wohnen" auf. "Wir haben uns diesen Schritt wirklich nicht leichtgemacht. Aber der Umsatz ist in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Wir haben mit der Schließung eine kaufmännische Entscheidung getroffen", sagt Funcke. Er wolle seinen Handwerksbetrieb nicht länger mit den Verlusten des Fachgeschäftes belasten. Am Wochenende beginnt mit dem Ferkesmarkt der bis zum 22. Dezember andauernde Ausverkauf. Dann ist endgültig Schluss.

Das seit den 1920er-Jahren existierende Geschäft, das Funckes Mutter ab 1963 mit einem hochwertigen Sortiment aus Porzellan und Glas erfolgreich ausbaute, hat seine Grundlagen verloren. Möbelhäuser, Discounter und branchenfremde Ketten haben in den vergangenen Jahren den immer schmaler werdenden Markt für sich erobert. Jüngere Generationen legen sich nicht mehrere Porzellanservices und Gläsergarnituren zu und gekauft wird vor allem billig. Standen in Glanzeiten mehr als ein Dutzend "Hochzeitstische" im Geschäft, so gibt es sie überhaupt nicht mehr.

Kürzlich bot ein Discounter ein Kaffeeservice für 18 Euro an. "Das war nicht einmal minderwertig, aber damit können wir nicht mehr mithalten", sagt Funcke. Besonders bitter ist für Fachgeschäfte, wenn Kunden sich dort ausführlich beraten lassen, die Ware aber aus preislichen Gründen im Internet ordern. Zuletzt habe die Familie das defizitäre Geschäft aus "sentimentalen Gründen" weitergeführt. Jetzt müsse ein Schlussstrich gezogen werden, zumal Sohn Hendrik nur den Handwerksbetrieb, aber nicht mehr das Geschäft, fortführen will. "Wir sind unseren langjährigen Kunden sehr dankbar für ihre Treue", unterstreicht Karl Funcke.

Er ist jetzt auf der Suche nach einem Mieter für einen verkleinerten Laden zur Hochstraße hin. Den rückwärtigen Bereich zum Doerkesplatz hin will er demnächst dem Handwerksbetrieb zuordnen. Die Vermietung dürfte nicht einfach werden. In der Hochstraße gibt es schon länger Leerstände. Ob weitere Geschäfte schon bald aufgeben, bleibt abzuwarten.

(RP/ac)
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