Nettetal Ärger um Bildungspakete

Nettetal · Das Jobcenter wehrt sich gegen Vorwürfe des Katholikenrats, die Bearbeitung der Anträge zum Bildungs- und Teilhabepaket herauszuzögern. Man bemühe sich um eine Personalaufstockung und schnelle Bearbeitung.

 Ist das Jobcenter derzeit mit der Bearbeitung der Anträge für die Zuschüsse hoffnungslos überfordert?

Ist das Jobcenter derzeit mit der Bearbeitung der Anträge für die Zuschüsse hoffnungslos überfordert?

Foto: Busch

Kreis Viersen Vor zwei Wochen telefonierte Josef Greyn, Arbeitslosenberater im Haus der Region in Viersen, aufgrund einer Anfrage eines Kunden zum Bildungs-und Teilhabepaket mit dem Jobcenter. Nun erhebt der Sozialarbeiter gemeinsam mit dem Katholikenrat schwere Vorwürfe.

Man habe ihm beim Jobcenter mitgeteilt, dass man mit der Bearbeitung der Anträge für die Zuschüsse hoffnungslos überfordert sei. "Der Mitarbeiter sagte mir, dass 2500 noch unbearbeitete Anträge aufgelaufen seien. Außerdem würden aufgrund der dünnen Personaldecke nur noch neu eingehende Anträge bearbeitet", so Greyn bei einer Pressekonferenz des Katholikenrats. Mit wem er sprach, wollte Greyn für sich behalten.

Bewusst nicht ausgezahlt?

Die alten Anträge, so teilte man ihm im Telefonat mit, blieben liegen, sofern sich der Antragsteller nicht erneut melde und um Bearbeitung bitte. "Alle anderen kriegen von uns einen Versagungsbescheid", so der angebliche O-Ton des Jobcenter-Mitarbeiters. Altfrid Spinrath, Vorsitzender des Katholikenrats, ist verärgert: "Wir müssen davon ausgehen, dass hier Gelder, die für Kinder gedacht sind, bewusst nicht ausbezahlt werden." Er erklärte, dass der Kreis bis 2013 eine Pauschale für das Bildungs- und Teilhabepaket erhalte.

Alles, was daraus nicht ausbezahlt werde, fließe in den Kreishaushalt zurück. Es handele sich also vermutlich um eine Taktik der Jobcenter, möglichst viel Geld aus der Pauschale einzubehalten. Der Geschäftsführer des Jobcenters, Stefan Röttges, erfuhr von den Vorwürfen aus den Medien. "Der Katholikenrat hätte mich über seine Spekulationen informieren sollen", beklagt er. Er habe alle Mitarbeiter der Abteilung in sein Büro gebeten und mit den Vorwürfen konfrontiert. "Keiner der Mitarbeiter hat etwas derartiges gegenüber Herrn Greyn erwähnt", ist sich Röttges sicher.

Gegenüber unserer Zeitung bestätigte Röttges jedoch, dass zur Zeit noch rund 1600 Anträge unbearbeitet seien. "Das ist allerdings im landesweiten Vergleich mit anderen Jobcentern nur leicht überdurchschnittlich", betonte Röttges. Man habe ein Personalproblem, so Röttges weiter, da man bei der Umstrukturierung der Jobcenter rund 20 Prozent des Personals abbauen musste. "Ich bemühe mich aber, schnellstmöglich mehr Personal zu bekommen", versprach er.

Den Vorwurf, der Kreis wolle durch geringe Auszahlungen im Bereich des Bildungs- und Teilhabepaketes Geld in den Haushalt fließen lassen, weist Sozialdezernent Ingo Schabrich von sich. "2013 wird es eine Revision des Gesetzes geben, nach der die Gelder neu bemessen werden. Es wäre kontraproduktiv jetzt einzusparen, da wir dann weniger bekommen."

(RP/rl)
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