Nettetal Alles muss raus

Nettetal · Ausverkauf im Fundbüro: Die Stadt verkauft am Samstag Stücke, die bei der Verwaltung abgegeben, aber nicht wieder abgeholt wurden. Darunter sind auch kuriose Funde. Für die Stadt ist das Geschäft durchaus lukrativ.

 Ute Marquardt-Schneider vom Bürgerservice zeigt die Spekulatiusform, die einen neuen Besitzer sucht.

Ute Marquardt-Schneider vom Bürgerservice zeigt die Spekulatiusform, die einen neuen Besitzer sucht.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wenn Ute Marquardt-Schneiders in den Keller des Rathauses geht, kommt sie direkt an der Schatzkammer der Stadt vorbei. Es ist der Raum, in dem die Sachen aufgehoben werden, die beim Fundbüro abgegeben wurden.

Und die bislang niemand mehr abgeholt hat. Prall gefüllt sind Fahrradkeller und Tresor im Moment wieder, und deshalb freut sich die Sachgebietsleiterin Bürgerservice bei der Stadtverwaltung auch auf Samstag. Um Punkt 10 Uhr beginnt der Verkauf jener Fundstücke, die seit mehr als einem halben Jahr herrenlos im Keller des Rathauses schlummern. Und das sind nicht wenige.

Zum Verkauf stehen: 40 Fahrräder, 13 Handys, 21 Brillen, zehn Kleidungsstücke, elf Schmuckstücke, sieben Uhren, 13 Taschen, ein Walkie-Talkie, zwei Paar Schlittschuhe, zwei Blutzuckermessegeräte, ein MP-3-Player, eine Kamera, zwei Schirme eine Spekulatiusform und zwei Holzbilder. "Da sind schon kuriose Sachen dabei", findet Ute Marquardt-Schneiders. An das Kanu, das einmal als Fundsache bei der Stadt abgegeben wurde, reicht aber nichts heran. Selbst höhere Geldbeträge von mehreren tausend Euro wurden bereits als Fundsache abgegeben.

Schon zum dritten Mal in diesem Jahr steht im Rathaus ein verkaufsoffener Samstag an. Ein vierter Verkauf in diesem Jahr ist bereits in Planung. Für die Stadt ist der Verkauf durchaus lukrativ. Denn der Erlös aus dem Verkauf ist eine milde Gabe an die klamme Stadtkasse. In diesem Jahr sind im städtischen Haushalt 2000 Euro aus dem Verkauf der Fundsachen eingeplant. "Das ist durchaus realistisch", sagt Ute Marquardt-Schneiders.

Und das funktioniert so: Wenn sich ein Finder meldet, hinterlässt er seine Adresse und kann vom Eigentümer Finderlohn beanspruchen. Nur muss der Eigentümer beweisen können, dass das Rad tatsächlich ihm gehört. Wenn sich aber innerhalb von sechs Monaten niemand bei der Stadt meldet, dann kann der Finder das Stück beanspruchen und muss nur für die UNterbringung an die Stadt zahlen.

Wenn der auch kein Interesse hat, dann wird die Fundsache verkauft. "Viele Leute melden sich tatsächlich nicht", sagt Ute Marquardt-Schneiders und mutmaßt, dass das mit Zahlungen durch Versicherungen zu tun haben könnte. Wenn die Stücke in den Verkauf gehen, klärt die Stadt bei Fahrrädern zunächst bei der Polizei ab, ob sie vielleicht als gestohlen gemeldet sind. Schmuckstücke werden von Experten geschätzt, und bei Handys ermitteln die Leute vom Bürgerservice selbst den Wert. "Sämtliche Sachen sind aber nicht aufgearbeitet, geprüft oder repariert", sagt Ute Marquardt-Schneiders.

Andere Städte versteigern ihren Fundus im Internet. "Wir aber schätzen den Kontakt zum Bürger, die Atmosphäre an diesem Verkaufstag", sagt sie. Falls jemand meint, beim Verkauf am Samstag eine verlorene Habseligkeit wiederzuerkennen, der hat Pech gehabt: Die Sechs-Monats-Frist ist abgelaufen.

(RP)
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