Nettetal Belegschaft hochgradig nervös

Nettetal · Pierburg berät über ein neues Standortkonzept. Dazu gehört die Zusammenlegung der Werke in Neuss und Nettetal. Mönchengladbach bringt sich dafür erneut in Stellung. Die Stadt Nettetal will das Unternehmen halten

 Mit rund 400 Produktionsarbeitsplätzen ist Pierburg einsame Spitze als Arbeitgeber in Nettetal. Doch geht im Lobbericher Werk die Angst um, der Betrieb werde schon bald verlagert.

Mit rund 400 Produktionsarbeitsplätzen ist Pierburg einsame Spitze als Arbeitgeber in Nettetal. Doch geht im Lobbericher Werk die Angst um, der Betrieb werde schon bald verlagert.

Foto: Busch

In der Stadt wird wieder um Pierburg gezittert. Im Unternehmen werden Pläne geschmiedet, an deren Ende auch das Ende des Standorts Nettetal stehen könnte. Im Raum steht unter anderem die Überlegung, die Produktionen in Neuss und Nettetal zusammenzufassen. Die Wirtschaftsförderung in Mönchengladbach unterstrich dieser Tage ihr Angebot, eine dafür denkbare Fläche längerfristig zu reservieren.

Ein Sprecher von Kolbenschmidt-Pierburg wollte dies nicht kommentieren. Wolfgang Tretbar, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, bestätigte gestern, dass die Geschäftsleitung an einem Standortkonzept arbeite. Vor knapp zwei Wochen habe der Gesamtbetriebsrat in einer Sondersitzung in Neuss die Zusammenlegung der Werke Neuss und Nettetal beraten. "Neue Erkenntnisse dazu gab es nicht", heißt es in einer Mitteilung an die Belegschaft, die am Schwarzen Brett auch in Lobberich hängt.

Gesamtbetriebsrat tagt

In der kommenden Woche wird der Gesamtbetriebsrat erneut zusammenkommen. Die Häufigkeit der Sitzungen erklären die Teilnehmer damit, dass sie alle Möglichkeiten der Einflussnahme besprechen wollen. Dabei geht es auch um neue Verhandlungen über den Ergänzungstarifvertrag.

Im Jahr 2006 standen die Werke Neuss und Berlin vor der Schließung. Damals verzichteten Pierburg-Mitarbeiter auch in Nettetal und Hartha auf Urlaubsgeld und anstehende Lohnerhöhungen. Nettetal erhielt dafür eine Beschäftigungsgarantie für 386,5 Stellen. "Beide Partner haben sich an die Vereinbarung gehalten", versicherte Tretbar gestern. Inzwischen schreibt Berlin schwarze Zahlen und weist Umsatzsteigerungen aus. Auch Neuss, wo millionenfach Magnetventile für Pkw-Motoren produziert werden, hat sich erholt. Die seinerzeit erstmals geschlossenen Ergänzungstarifverträge stehen erneut zur Verlängerung an.

In Nettetal läuft jetzt Produktion von Saugrohrmodulen aus — Wettbewerber produzieren günstiger und mit anderen Materialien wie Magnesium oder Aluminium. Dafür erhalten nun Lkw Abgaskühler aus der Nettetaler Produktion. Die Furcht, Pierburg könne die Produktion nicht nur zusammenlegen, sondern ins lohngünstigere Ausland verlagern, ist groß. "Die Belegschaft ist mittlerweile hochgradig nervös", bestätigt Tretbar.

Nettetals Bürgermeister Christian Wagner unterstrich, dass die Stadt von den Standortberatungen wisse. Sie habe sehr großes Interesse daran habe, Pierburg zu halten und den Standort möglichst zu stärken. Wenn sich das Unternehmen entschließe, die Produktion zusammenzulegen, gebe es dafür die Möglichkeit in Nettetal. "Hier sind die Facharbeiter zu Hause", so Wagner. FRAGE DES TAGES

(RP)
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