Nettetal Biber im Pietjes Bruch

Nettetal · Biologen sind begeistert: "Castor fiber", so die zoologische Bezeichnung des Bibers, ist bis an die Krickenbecker Seen vorgedrungen. Ein Lobbericher Angler hatte Ende Januar eindeutige Fraßspuren an einer Pappel entdeckt.

 Die Pappel hier in der Secretis hat ein Biber angenagt.

Die Pappel hier in der Secretis hat ein Biber angenagt.

Foto: Biol. Station

Das Tal der Nette hat einen neuen Bewohner: Am Pietjes Bruch, unweit der Leuther Mühle, hat sich ein Biber niedergelassen. Biologen gehen davon aus, dass er von der Niers her nach Krickenbeck/Leuther Mühle eingewandert ist. Bei Pont (Geldern) gibt es an der Niers bereits Biber.

 Der Biber war vermutlich früher auch an der Nette heimisch. Bejagung, Trockenlegen von Flächen und Änderungen auch in der Nette dürften ihn vertrieben haben. Der Naturschutz hat dieses Rad zurückgedreht.

Der Biber war vermutlich früher auch an der Nette heimisch. Bejagung, Trockenlegen von Flächen und Änderungen auch in der Nette dürften ihn vertrieben haben. Der Naturschutz hat dieses Rad zurückgedreht.

Foto: Jens Schlueter (ddp)

Ende Januar der berichtete Lobbericher Angler Kox dem Kreis, ein Biber habe an seiner Angelstelle am Pietjes Bruch versucht, eine dicke Pappel zu fällen. So recht wollte ihm das niemand glauben. Zu oft werden Nutria und Bisam mit dem Biber verwechselt. Doch ein Ortstermin bestätigte, was die Biologen nun mit großer Begeisterung erfüllt: Castor fiber, die zoologische Bezeichnung des Bibers, ist tatsächlich da.

"Es handelt sich um erwachsenes, aber noch junges Tier von beträchtlicher Größe", sagt Stefani Pleines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Die Größe der abgenagten Späne und auch die Höhe der Bissstelle sowie die Art, wie die Pappel benagt wurde, lassen keinen Zweifel mehr zu. "Biber können nachts in unseren Flüssen gut 30 Kilometer Strecke hinter sich bringen. Er wird bei Wachtendonk in die Nette eingewandert sein. Den Wiesen und Äckern im Unterlauf folgen bei uns Bruchwälder — ideal für einen Biber, der hier sicherlich eine Familie gründen will", meint die Biologin. Sie halte es für möglich, dass das Tier sich dauerhaft hier einrichten wird.

Sein Auftauchen an der Nette gilt als Erfolg der langjährigen Naturschutzbemühungen. Der europäische Biber war fast ausgerottet, weil Verschmutzung, Bachverbauungen und direkte Verfolgung ihn fast ausgerottet hatten. Von den Niederlanden gingen Wiedereinbürgerungsprojekte aus. Inzwischen suchen sich Biber mehr und mehr auf deutscher Seite Reviere.

Es bleibe abzuwarten, wie lange er benötigt, um sich hier heimisch zu fühlen, sagt Stefani Pleines. Der Biber ernährt sich nur von Pflanzen und Baumrinde. Er fällt dickere Bäume nur, damit er an die wohlschmeckende Rinde kommt. Die aus Kanada bekannten großen Burgen baut er hier nicht. Er buddelt sich vielmehr unterirdische Bauten. In Netteniederung im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen findet er einen optimalen Lebensraum vor. "Er teilt ihn nur ungern mit der südamerikanischen Nutria, und auch für den viel kleineren nordamerikanischen Bisam wird es jetzt ungemütlich", meint die Biologin. Der deutlich größere und konkurrenzstärkere Biber werde seinen neu gewonnenen Lebensraum nicht wieder räumen.

Da der Biber nachtaktiv und das Gelände weitgehend unzugänglich ist, sind die direkten Beobachtungsmöglichkeiten im Naturschutzgebiet begrenzt. Seine typischen Fraßspuren, konisch abgenagte Baumstämme und im Wasser treibende abgenagte Äste, werden aber nun häufiger Spaziergängern auffallen.

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(RP/rl)
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