Nettetal Buntes Bild im Ingenhovenpark

Nettetal · Kinder haben Rechte, doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander. Amnesty International fordert die Umsetzung aller Kinderrechte und hat sie auch beim diesjährigen Weltkinderfest, das in diesem Jahr zum neunten Mal im Ingenhovenpark stattfand, einmal mehr in die Öffentlichkeit gerückt.

 Für die Kinder stand das Spielen im Vordergrund – ob beim Kistenstapeln, beim Malen oder an der Farbschleuder.

Für die Kinder stand das Spielen im Vordergrund – ob beim Kistenstapeln, beim Malen oder an der Farbschleuder.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Du hast das Recht, im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt zu werden" und "Du hast das Recht, keine Not zu leiden": Kindgerecht formuliert waren die Rechte der Kinder am Stand der Menschenrechtsorganisation in einem dicken Ordner nachzulesen.

Die Einnahmen des Weltkinderfests in Lobberich galten diesmal der Unterstützung von syrischen Flüchtlingskindern, sodass diese beiden Rechte gerade in den heutigen Tagen einmal mehr an Bedeutung gewannen. Die Einnahmen des Weltkinderfests kommen deshalb auch syrischen Kindern in Flüchtlingslagern zugute, "damit sie für eine Zeit ihr Elend vergessen und vielleicht wieder lachen können", sagte Tahir Yavuz, Vorsitzender des Nettetaler Integrationsrates, der sich gemeinsam mit der in Nettetal lebenden Familie Kassas und dem Verein "Human Plus" für das diesjährige Thema starkgemacht hatte.

Anestis Ioannidis, Vorsitzender der Organisation Human Plus in Nettetal, ist gerade von einem Besuch zweier Flüchtlingslager an der türkisch-syrischen Grenze zurückgekommen. "Eines der Lager ist für 2500 Menschen ausgelegt, es waren rund 13 000 Menschen dort, davon mehr als 10 000 Kinder", erzählt er. Sie würden gerade eine warme Mahlzeit am Tag bekommen, aber keine Hilfe, keine Zuwendung, keine Aufmerksamkeit. "Sie sind auf sich allein gestellt, haben keine Verwandten mehr, haben nur sich selbst", berichtet Anestis Ioannidis. "Das wichtigste Recht, Kind zu sein, wird ihnen verwehrt", fügt er leise hinzu.

Auch Kinderspielzeug und Kleidung wurden auf dem Weltkinderfest gesammelt. "Human plus wird für den direkten Transport sorgen", sagt Pfarrer Dr. Matthias Engelke. "Wir wollen damit Kindern in einer trostlosen Umgebung Freude schenken", so der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich-Hinsbeck.

Mit Gruppen, Organisationen, Kindergärten und Schulen, engagierten Einzelpersonen, mit Unterstützung der Kirchen, der Moschee und angeschlossenen Gruppen, der griechisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft und Sponsoren aus Nettetal waren Kinder in Trägerschaft der evangelischen Kirche Lobberich-Hinsbeck mit ihren Eltern eingeladen, einen ganzen Tag lang zusammenzuspielen und zu lachen. Auf der Bühne animierte Gaukler Klaus die Kinder zum Mitmachen, Singen, Tanzen und Lachen. Das Spielecafé Kaldenkirchen und das Jugendzentrum "Arche" in Lobberich machten mit Näh-Aktionen auf die Kinderarbeit aufmerksam und boten jedem Kind an, sich selbst an die Nähmaschen zu setzen und zu erfahren, was es heißt, über einen längeren Zeitraum zu nähen. "Schon Kinder sitzen acht Stunden am Tag an der Nähmaschine und nähen Lederfußbälle, damit ihre Familien überleben können", so Elisabeth Jongmanns vom Spielecafé.

Für die Kinder auf dem Weltkinderfest stand das Spiel auf jeden Fall im Vordergrund, ob beim Kistenklettern, Malen, an der Farbschleuder, bei der legendären Rollbahn oder im "Zeit"-Zelt. FRAGE DES TAGES

(ivb)
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