Nettetal Dramen aus Leutherheide

Nettetal · Zu ihren Jubiläen widmen die Briefmarkenfreunde Nettetal (50) und der Heimatverein Henese Fleck (75) auch dem Schriftsteller und Postkartensammler Heinrich Houben eine Ausstellung in der Stadtbücherei.

 Dieses Bild aus der Sammlung von Helmut Veikes zeigt die Familie Houben. Zu sehen sind Heinrich (hinten, von links) mit Franz und Josef Houben, Maria (vorn, von links) mit Adelgunde, Helene und Katharina. Repro: Franz-Heinrich Busch

Dieses Bild aus der Sammlung von Helmut Veikes zeigt die Familie Houben. Zu sehen sind Heinrich (hinten, von links) mit Franz und Josef Houben, Maria (vorn, von links) mit Adelgunde, Helene und Katharina. Repro: Franz-Heinrich Busch

Foto: Busch, Franz-Heinrich jun.

Eigentlich wollte Heinrich Houben wie sein Vater Wilhelm Lehrer werden und nach Möglichkeit an seinem Wohnort Leutherheide Kinder unterrichten. Er besuchte das Dominikaner-Kolleg in Venlo und das Thomaeum in Kempen. Doch ein brutaler Raubüberfall auf der Landstraße zwischen Lobberich und Breyell im Jahre 1882 ruinierte die Gesundheit des damals 16-Jährigen so, dass er alle Berufspläne aufgeben musste.

Er bildete sich vor allem in Sprache und Literatur weiter, um Schriftsteller zu werden. "Und er sammelte Postkarten aus aller Welt", berichtete Helmut Veikes Mitgliedern des Heimatvereins Henese Fleck.

Weil sich in den Monaten um die kommende Jahreswende einige Jubiläumszahlen einstellen, wird es vom 29. November 2012 bis 6. Januar 2013 in der Stadtbücherei eine Ausstellung geben. Sie feiert neben den 50 Jahren der Briefmarkenfreunde Nettetal und den 75 Jahren des Heimatvereins speziell auch Heinrich Houben. Denn vor 125 Jahren erschien sein erstes Büchlein, ein "Leitfaden zum Krämerlatein, genannt Henese Fleck".

Auf 40 Seiten zeigt es die wichtigsten Wörter auf und erzählt einige kleine Geschichten zum Üben, damit auch "auswärtige Liebhaber dieser Sprache Gelegenheit (haben), das Krämerlatein möglichst nach Art der Breyeller sprechen zu lernen". Zur Ausstellung erscheint ein Nachdruck, in dem ein Drei-Milliarden-Mark-Scheck der Gemeinde-Sparkasse Breyell aus dem Jahre 1923 abgebildet ist. Auf der Rückseite enthält er den "Stoßseufzer eines alten Krämerlateiners".

Da es keine Aufstellung seiner Werke gibt, weiß man nicht, wie viele Theaterstücke — in erster Linie für Laienbühnen — Houben geschrieben hat. Die Zahlen schwanken zwischen 125 und 200. Veikes schätzt, dass die Gesamtauflage um die 750 000 gelegen hat.

Einige Titel: Die Schauspielkandidatin, Freischütz (nach der Weber-Oper für die Dilettanten-Bühne frei bearbeitet), Ben Hur (Schauspiel aus der Zeit Christi), Bethlehem (Bühnenspiel für die Weihnachtszeit), Jerusalem (Passionsspiel, uraufgeführt in Leutherheide am 28. Februar 1926), Wenn du eine Mutter hast, Der Kampf mit dem Drachen. Mit "Schlageter läutet Sturm", gleich nach der Veröffentlichung 1933 auch von der Kolpingsfamilie in Vreden aufgeführt, habe sich Houben die Nazis vom Hals gehalten, meinte Veikes, denn mit Hitler habe er nichts am Hut gehabt.

Zu Houben in "Leutherheide bei Breyell", wie er zu schreiben pflegte, obwohl die Honschaft zu Leuth gehörte, kam fast täglich der Postbote, um Postkarten aus allen Erdteilen, sogar von den Falkland-Inseln, zu bringen; ob er sie verkaufen wollte und damit ein Geschäft gemacht hat, weiß Veikes nicht, er zeigt Exemplare aus dem Bestand von 600 Stück.

(mme)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort