Nettetal Ein Dorf kämpft um seine Schule

Nettetal · Nettetals Ratsfraktionen und die Verwaltung sehen eine Chance, die Grundschule in Leuth zu retten. Dennoch zweifeln etliche Bürger, ob der Einsatz belohnt wird.

 Viele Leuther protestieren gegen die drohende Schließung der Grundschule. Der Schulausschuss will am Dienstag die Schließung ablehnen.

Viele Leuther protestieren gegen die drohende Schließung der Grundschule. Der Schulausschuss will am Dienstag die Schließung ablehnen.

Foto: Busch

Am Ende einer fast dreistündigen Bürgerversammlung blieben viele Zweifel. Allen Zusicherungen der Politik und der Verwaltung zum Trotz fürchten viele Leuther Bürger, dass sie die Schule verlieren und dem Dorf damit das Licht ausgeblasen wird. "Redet man in Düsseldorf eigentlich nur über Zahlen von 15 bis 18 oder auch über das, was das Dorf kaputtmacht?" fragte ein Leuther verbittert.

Den Menschen will nicht in den Kopf, dass eine gesichtslose Zwischenbehörde das Fehlen von zwei Kindern in einem Schuljahrgang ausnutzen will, eine Schule plattzumachen. Die in Leuth tätigen Fraktionen von CDU, SPD, FDP, Grünen und WIN hatten vor der drohenden Schließung der Schule zu einer Bürgerversammlung eingeladen. Im Saal der Gaststätte Dückers demonstrierten einige Hundert Leuther, dass sie sich wehren werden. Moderiert vom Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk trugen der schulpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Klaus Kaiser und Schuldezernent Armin Schönfelder maßgeblich zur Versachlichung der Debatte bei — obwohl auch ihnen unverhohlenes Misstrauen entgegenschlug.

Kaiser erläuterte den Hintergrund des Schulkonsenses, den CDU, SPD und Grüne seinerzeit als Kompromiss geschlossen hatten. Darin wurde unter dem Schlagwort "Kurze Beine — kurze Wege" festgelegt, dass Zwergschulen nicht geschlossen werden sollten. Die Stadt Nettetal vertraute nach Schönfelders Angaben auch darauf, dass die Zumutbarkeit des Schulwegs für die Kinder Maßstab zum Erhalt der Leuther Schule war. Ein Ende Mai geschriebener und am 6. Juni bei der Stadt eintreffender Brief sorgte in Nettetal für Ernüchterung: Die Bezirksregierung argumentierte, Leuth habe weniger als 18 Schüler in der neuen Eingangsklasse, der Schulverbund mit Kaldenkirchen bleibe auch unter den Richtzahlen.

In der Versammlung gab es eine für manche Bürger verwirrende Diskussion darum, welche Richtwerte nun anzusetzen seien: 15 oder 18 Schüler als Mindestmaß für Leuth? Es tauchten aber auch grundsätzliche Fragen auf: Hat die Stadt in der Vergangenheit Leuth vernachlässigt? War die Katholische Grundschule in Kaldenkirchen der richtige Partner für Leuth, und was soll die nun geplante Annäherung an Hinsbeck, wo jahrgangsübergreifender Unterricht angeboten wird? In die um sich greifende Resignation hinein beschwor Optendrenk die Leuther, an ihre Chance zu glauben. "Gäbe es keine Spielräume, wäre ein Kampf zwecklos. Wir sollten mit großer Gemeinsamkeit vortragen, dass die Leuther Schule nicht geschlossen werden darf." Kaiser riet eindringlich, "den politischen Willen in der Stadt zu organisieren".

Dass viele Leuther nicht aufgeben, bewies die spontane Sammlung von 742 Unterschriften, die Schönfelder übergeben wurde. Die Initiatoren kündigten an, sie kämen auf mehr als 1000 Unterschriften in diesen Tagen. Wilfried Dellen (FDP) beschwor die Eltern der neuen Erstklässler, nicht in Panik zu verfallen und Kinder auf andere Schulen umzumelden. "Zeigt Flagge und steht zu unserem Dorf", forderte er. Christian Schürmann (SPD) bat darum, Vertrauen in die Entscheidung des Schulausschusses am Dienstag zu setzen. "Wir werden einstimmig für die Leuther Schule entscheiden", verkündete er. Gleichzeitig bat er darüber nachzudenken, ob die Leuther selbst mehr für ihre Schule tun könnten — vom Ganztagsbetrieb bis hin zu Zusatzangeboten in eigener Organisation.

(RP)
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