Nettetal Erinnerungen an Niedieck

Nettetal · Ehemalige Mitarbeiter des Samtherstellers Niedieck blicken nostalgisch zurück und können nicht verstehen, dass dieses Weltunternehmen 2003 in die Insolvenz gehen musste. Jährlich wollen sich frühere Mitarbeiter treffen.

 Das Hauptgebäude der ehemaligen Niedieck AG in Lobberich: Auf dem Gelände soll Wohnungen entstehen und Gewerbe angesiedelt werden. Das sind die Pläne des jetzigen niederländischen Eigentümers Laarakkers.

Das Hauptgebäude der ehemaligen Niedieck AG in Lobberich: Auf dem Gelände soll Wohnungen entstehen und Gewerbe angesiedelt werden. Das sind die Pläne des jetzigen niederländischen Eigentümers Laarakkers.

Foto: Busch

Manche sind am leerstehenden Niedieck-Betriebsgebäude an der Niedieckstraße vorbeigekommen, als sie zur Wiedersehensfeier im Hotel "Stadt Lobberich" fuhren. "Wenn man sieht, wie alles verfällt, das tut doch weh", meint ein ehemaliger Weber. Sein früherer Obermeister Gerd Smits ergänzt: "Es ist fast nicht zu begreifen, wie so was kaputt gehen kann." 46 Jahre ist er bei Niedieck gewesen, er hat dort das Weben gelernt und sich hochgearbeitet. Er hat sich wohlgefühlt: "Ich wäre nicht so lange geblieben, wenn dort nicht eine große Harmonie geherrscht hätte."

Das taucht in den Gesprächen immer wieder auf: "Wir waren eine große Familie." Besonders die beiden ersten Jahrzehnte des Aufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg erscheinen in rosigem Licht. Fünf Jahre lang war Willi Krätz aus Hinsbeck für eine Mönchengladbacher Firma als Elektrotechniker bei Niedieck tätig, ehe er ganz in das Unternehmen wechselte und 20 Jahre bis zum ersten Konkurs blieb. Für ihn sind "die Jahre des Aufbaues eine dermaßen schöne Zeit, die ich nicht missen möchte". Was er dort erlebt hat, könnte Stoff für ein Buch sein, meint er.

Heinz Apitzsch aus Breyell könnte daran mitschreiben. Er ist von 1943 bis 1979 bei Niedieck gewesen und hat Schlosser gelernt. Nach dem Aufbau des ersten Kesselhauses hat man ihn gefragt, ob er die Anlage auch bedienen wolle.

Also wurde er Heizer, Oberheizer, Vorarbeiter und schließlich Meister, immer nach entsprechenden Weiterbildungskursen. Wie viele Kollegen hat er von sozialen Wohltaten profitiert und 1952 für 14 100 Mark eine Haushälfte mit Grundstück an der Erich-Selbach-Straße erworben. Oma und Opa hatten zugesagt, beim Abzahlen zu helfen. 52 Mark musste er monatlich bezahlen — viel bei 1,80 Mark Stundenlohn.

Obwohl er nur 13 Jahre bei Niedieck gearbeitet hat, ist auch Manfred Heks in der Erwartung gekommen, einstige Kollegen wieder zu sehen. Der Polizeioberkommissar i. R. hat das Weben in der Firma Weyer & Lentz gelernt. Er wechselte zu Niedieck, weil das der Vater seines besten Freundes vermittelte. Er ist Anfang der 1970er-Jahre zur Polizei gewechselt, hat den Kontakt aber nie abreißen lassen.

Kollegen aus seiner Zeit hat Manfred Heks diesmal nicht getroffen. Es kamen nur zwei Dutzend ehemalige Niedieck-Mitarbeiter zum Treffen. Trotzdem sprach Organisator Mathias Schrömges aus Breyell von einer "stattlichen Zahl", denn es waren deutlich mehr als bei den ersten beiden Treffen. Künftig will man sich jährlich wiedersehen, um sich "Stöckskes von damals" in Erinnerung zu rufen.

(mme)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort