Nettetal Fische können unterwegs verschnaufen

Nettetal · Der Netteverband und die Stadt haben mit großzügiger Unterstützung durch das Land am Ferkensbruch in Lobberich eine Fischtreppe errichtet. Gleichzeitig hat der Mühlenbach einen neuen Mündungsverlauf in die Nette erhalten.

 Die neue Fischtreppe ersetzt eine Stauanlage aus den 1960er-Jahren. Sie soll es Fischen ermöglichen, den Höhenunterschied von 1,5 Metern zu überwinden.

Die neue Fischtreppe ersetzt eine Stauanlage aus den 1960er-Jahren. Sie soll es Fischen ermöglichen, den Höhenunterschied von 1,5 Metern zu überwinden.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Auch Fische brauchen barrierefreie Wege. Mit Geld vom Land NRW haben die Stadt Nettetal und der Netteverband eine Fischtreppe am Ferkensbruch angelegt und den Mühlenbach naturnah gestaltet. Damit setzt der Netteverband auch Aufgaben innerhalb der EU-Wasserrahmenrichtlinie um. Bei einem Ortstermin unterstrich Bürgermeister Christian Wagner, der zugleich Vorsteher des Netteverbands ist, die Bereitschaft, die europäischen Vorgaben umzusetzen. Wasserläufe und Seen sollen nach bestimmten Kriterien naturnah ausgebaut werden.

Die neue Treppe ersetzt eine Stauanlage aus den 1960er-Jahren und erhöht für Fische die Chance, diese Hürde zu überwinden. Sie hat auch einen optisch schönen Effekt, denn sie lädt zum Verweilen und Beobachten ein. Eigens dafür wurden am Wegrand Felsen aufgestellt. Hier können sich beispielsweise Eltern hinsetzen und zuschauen, wie Kinder am Wasser spielen. "Es ergibt sich eine deutliche Qualitätssteigerung für den Aufenthalt an diesem Ort" neben dem ökologischen Nutzen, stellte Wagner fest.

Das Bauwerk ist sehr aufwendig angelegt und verankert. Die Treppe überbrückt einen Höhenunterschied von 1,5 Metern und bietet Fischen deutlich mehr Platz als die alte Aufstiegsmöglichkeit des alten Wehrs. "Damals wusste man noch nicht so viel über Fischwanderung und hat auch nicht so viel Wert darauf gelegt", erklärte Wagner. Wolfgang Müller von der Bezirksregierung bestätigte, das neuere Erfahrungen in die Planung eingeflossen waren. So gab es vor drei Jahren eine Elektrobefischung zur Bestandsermittlung. Sie habe gezeigt, dass unterhalb des alten Wehrs die Zahl der Fische deutlich zugenommen hatte, weil sie nur erschwert aufsteigen konnten. "Bei der nächsten Messung gehe ich davon aus, dass sich dies ändert", sagte er voraus.

Die Anlage ist so ausgelegt, dass bei normalem Wasserstand 100 Liter pro Sekunde die Treppenstufen hinunterlaufen. Nach den ergiebigen Regenfällen in diesem Sommer liegt der Wert zurzeit aber erkennbar höher. Dennoch biete sich den Fischen auch jetzt in jeder Stufe Gelegenheit, sich auszuruhen, ehe sie die nächste Stufe nehmen.

Wegen der neuen Anlage musste die Mündung des Mühlenbachs um etwa 100 Meter verlegt werden. Er fließt nun unterhalb der Fischtreppe in die Nette, alles vereinbart mit dem Hochwasserschutz. Noch sieht das Ufer des sich schlängelnden neuen Arms künstlich aus, doch mit der Zeit wird sich die Natur hier entwickeln und Flächen zurückerobern.

Die Bezirksregierung steuert über Fördermittel 80 Prozent der Kosten zum Bau der 300 000 Euro teuren Anlage bei. Der Rest wird so umgelegt, dass die Grundstückseigentümer nicht betroffen sind. Insgesamt haben die Stadt und der Netteverband einen Gesamtmaßnahmenplan mit einem Volumen von 5,1 Millionen Euro bis zum Jahr 2027 für Fließgewässer abzuarbeiten, erklärte Netteverband-Geschäftsführer Volker Dietl. FRAGE DES TAGES

(pepp)
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