Bastian Rütten "Für Menschen auf der Suche"

Nettetal · Der Theologe Dr. Bastian Rütten koordiniert die Veranstaltungen in der Alten Kirche. Seine Zwischenbilanz fällt positiv aus.

Das Kulturprogramm in der Alten Kirche wurde 2012 als "Versuchsballon" gestartet, wie Sie damals sagten. Erfolgreich?

RÜTTEN Aber sicher! Das sehen Sie schon daran, dass die Programmreihe nun anderthalb Jahre sehr gut läuft, die Alte Kirche scheint sich als Kulturraum zu etablieren.

Womit locken Sie die Menschen in die Kirche?

RÜTTEN Ich glaube, dass unser Konzept die Besucher anspricht, die hier in der ohnehin reizvollen Alte Kirche in außergewöhnlicher Atmosphäre Veranstaltungen gießen können.

Wie sieht dieses Konzept aus, was steckt dahinter?

RÜTTEN Wir machen unter dem Motto Gott – Mensch – Kultur Angebote im Gotteshaus, die mit dem Leben der Menschen zu tun haben, ganz im Sinne der christlichen Kultur, die in die Welt hineinwirkt.

Also eher etwas für Menschen, die sowieso einen Bezug zur Kirche haben?

RÜTTEN Das würde ich so nicht sagen, es kommen ja auch Menschen, die wir sonst nie in der Kirche sehen. Unsere Zielgruppe sind Menschen, die auf der Suche sind, Menschen, die das Bedürfnis haben, etwas Besonderes zu erleben.

Können Sie erklären, was das Besondere für die Besucher ist?

RÜTTEN Ich vergleiche das gerne mit Brot. Weißbrot schmeckt gut, aber nach einer Stunde haben Sie wieder Hunger. Wir bieten da sozusagen Schwarzbrot, das dauerhafter sättigt, von dem man lange zehren kann. Will sagen, ich hoffe, unsere Veranstaltungen wirken nach, hinterlassen Nachdenklichkeit oder Freude.

Nennen Sie mal ein Beispiel für die Wirkung, die eine Veranstaltung in der Alten Kirche haben kann.

RÜTTEN Da denke ich spontan an den Abend zum Thema "Die Liebe und das Leben" Anfang Mai mit Karoline Mayer, die man "Mutter Teresa der Anden" nennt. Ich hatte vorher doch Sorge, ob der geplante Talk mit dem Publikum funktioniert. Umso mehr war ich überwältigt, welch reges Gespräch der Besucher mit Karoline Myer zustande kam, wie groß das Interesse an den Menschen in Lateinamerika und ihren Sorgen ist.

Nun finden ja auch Konzerte statt, ein Jazzkonzert kündigten Sie als "keine fromme Soße" an. Provozieren Sie damit nicht, schließlich ist die Alte Kirche ein Sakralraum?

RÜTTEN Kritiker und Skeptiker gab es natürlich von Anfang an. Aber ich habe den Eindruck, mittlerweile sind die meisten überzeugt, dass wir die Alte Kirche mit unseren Veranstaltungen sinnvoll nutzen, das zeigt auch die stattliche Zahl der Besucher.

Und was sind das für Besucher?

RÜTTEN Querbeet, junge wie ältere. Natürlich kommen zu einem Konzert mit Kinderliedern eher Eltern mit ihren Kindern, zu einem Konzert Musikfreunde jeden Alters. Dabei haben wir schon etliche Stammbesucher. Aber beim Theaterstück "Kleine Eheversprechen" waren auch viele neue Gesichter.

Apropos Theater: Es gibt doch etliche Theateraufführungen in Nettetal, warum bieten Sie nun auch noch welche an?

RÜTTEN Klar, da sind die Theaterstücke in der Werner-Jaeger-Halle und vom Theater unterm Dach, die machen tolle Sachen. Wir verstehen darum unsere Angebote eher als Ergänzung mit besonderen Themen. Außerdem versuchen wir, dass für die meisten unsere Veranstaltungen wirklich zum Erlebnis werden.

Was macht diesen Erlebnischarakter aus?

RÜTTEN: Hinterher ist in der Kirche Gelegenheit für die Besucher zum Gespräch untereinander und meist auch mit den Künstlern. Dank unseres Fördervereins und der ehrenamtlichen Helfer bieten wir dabei auch Getränke an. Und das ist auch ein Merkmal unserer Alten Kirche: Menschen zum Miteinander anzuregen.

DAS INTERVIEW FÜHRTE JOACHIM BURGHARDT

(RP)
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