Nettetal Geschichte der Zollämter

Nettetal · Der ehemalige Zollbeamte Manfred Wintzen hat die Geschichte des Zolls an der Grenze bei Kaldenkirchen aufgeschrieben. Der Bürgerverein hat das Manuskript als Buch herausgegeben. Es ist ein Stück Stadtgeschichte.

 Kaldenkirchen war seit jeher eine Stadt an der Grenze. Manfred Wintzen (links) hat die Geschichte der Zollämter aufgeschrieben. Heinz-Willi Schmitz stellte das vom Bürgerverein herausgegebene Buch mit vor.

Kaldenkirchen war seit jeher eine Stadt an der Grenze. Manfred Wintzen (links) hat die Geschichte der Zollämter aufgeschrieben. Heinz-Willi Schmitz stellte das vom Bürgerverein herausgegebene Buch mit vor.

Foto: Busch

So weit können Meinungen auseinander gehen: "Es gibt aber keine schönere Stadt als Kaldenkirchen", hat unlängst Ortsvorsteher Ingo Heymann behauptet. Dass es dazu eine ganz andere Meinung gibt, beweist der Kaldenkirchener Manfred Wintzen mit seinem Buch über die "Geschichte der Zollämter an der Grenze bei Kaldenkirchen".

1937 berichtete nämlich der Vorsteher des Hauptzollamtes, Dr. Zellmann, der Oberfinanzdirektion, Kaldenkirchen sei ein "Städtchen von 5300 Einwohnern mit dörflichem Einschlag.

Es besitzt keine höheren Schulen und bietet für die geistige Bildung oder Zerstreuung der Bewohner nichts. Das Klima ist feucht und ungesund". Es sei kein Wunder, dass es den Beamten "an Dienstfreudigkeit" fehle. Daher würden Zöllner nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder "in größere Orte" versetzt.

Neun Jahre geschrieben

Manfred Wintzen hat mit großem Fleiß gerade auch solche Äußerungen über den Zoll und dessen Dienstpflichten, aber eben auch über das Leben in Kaldenkirchen gesammelt. Neun Jahre schrieb er an dem Manuskript. Er gewann den Bürgerverein Kaldenkirchen als Herausgeber. Gestern stellte Wintzen das Buch mit dem Bürgervereins-Vorsitzenden Heinz-Willi Schmitz der Öffentlicheit vor, darunter viele (Ex-)Kollegen.

Es zeichnet ein bedeutendes Spektrum der Grenzstadt Kaldenkirchen nach, dies unterstrich in einer Anmerkung Professor Leo Peters. Denn Kaldenkirchens Geschichte ist einerseits geprägt von zwei neben- und miteinander lebenden christlichen Konfessionen sowie von der Wirtschaftskraft als Grenzstadt. Beides beeinflusste die Zöllner und ihre Familien. Zeitweilig waren ein Drittel der Kaldenkirchener bei Zoll, Post und Bahn beschäftigt. In den 1980er-Jahren gab es mehr als 150 Speditionsbetriebe.

Anschaulich beschreibt Manfred Wintzen, dass die Kaldenkirchener sich immer wieder gegen den Verlust des Hauptzollamtes wehren mussten. Es wurde 1943 tatsächlich abgezogen, aber nach Kriegsende gab es Bestrebungen, die Behörde zurückzuholen. Zuletzt scheiterten die Nettetaler Ende der 1980er-Jahre. Es gab schon ein Grundstück für einen Neubau an der Poststraße, aber das Schengener Abkommen machte die Pläne zunichte.

Die neu aufgeflammte Diskussion um Steuerhinterziehung erhält in dem Buch neue Nahrung. Denn Kaldenkirchener waren stets auch Schmuggler. Der Dauerkonflikt mit dem Zoll zieht sich ebenfalls durch das Buch. Der Bürgerverein verkauft es für fünf Euro, es erscheint in einer Auflage von 300 Exemplaren und es gehört nach Absicht von Heinz-Willi Schmitz "in jeden Haushalt Kaldenkirchens".

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort