Nettetal Groscheks Appell an die Geistreiche Gemeinschaft

Nettetal · Das Spiel des "Ensembles con spirito" war die Steilvorlage für Michael Groschek. Der NRW-Generalsekretär der SPD ist als streitbar bekannt, diesmal schlug er beim Neujahrsempfang der Nettetaler Partei andere Töne an.

Die Bezeichnung "mit Geist" erweiterte Groschek als "geistreiche Gemeinschaft" in seiner Neujahrsansprache in der Stadtbücherei. Der für Dinslaken und Oberhausen in Berlin wirkende Bundestagsabgeordnete vermied parteipolitische Ausritte und warb für eine demokratische Grundhaltung.

Über Parteigrenzen hinweg

Das war nicht nur der heterogenen Gesellschaft aus Genossen und örtlichen Vereinsvertretern geschuldet. Die Radikalisierung in Sprache und Handeln, die Terrormorde rechter Gewalttäter, aber auch die qualitativ ähnlich brutale Gesinnung von extremen Linken müsse auf eine stabile und breite Plattform von Demokraten stoßen, sagte Groschek.

In solchen Fragen gehe es nicht darum, ob jemand der SPD, der CDU oder einer anderen demokratischen Partei angehöre. Demokraten müssten sich in der Abwehr über Parteigrenzen hinweg einig sein und bleiben.

Groschek wehrte sich aber auch gegen häufige Attacken gegen die Politik, vor allem die auf kommunaler Ebene. "Die Kollegen an den Werkbänken vergessen bei aller oft gerechtfertigten Kritik gerne, dass diejenigen, die ehrenamtlich Politik machen, der Gesellschaft dienen und nicht daran verdienen", stellte er fest.

Natürlich vergaß er nicht, Leistung der rot-grünen-Landesregierung ins rechte Licht zu stellen. Ausgerechnet diesem wackeligen, ohne Mehrheit regierenden Kabinett sei der historische Schulkompromiss gelungen, der 35 Jahre lang tiefe Gräben zwischen einzelnen Lagern gerissen hatte. "Auch das ist ein Beispiel gelebter Demokratie", betonte Groschek.

Der SPD-Politiker mahnte aber auch durchgreifende veränderungen auf dem Arbeitsmarkt an. Erstens dürfe Deutschland nicht seine Position als Industrieland aufgeben, eine Dienstleistungsgesellschaft werden, wie Großbritannien, sehr schnell krisenanfällig. Dazu müssten aber endlich wieder gerechtere Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

Es sei unerträglich, dass heute immer mehr Menschen mit einem Vollerwerb gezwungen würden, den Staat um zusätzliches Geld anzubetteln, weil ein Teil der Wirtschaft erbärmlich schlecht zahle. "Gute Arbeit hat etwas mit Menschenwürde zu tun", stellte Groschek fest.

Vor ihm hatte Fraktionsvorsitzender Arno Melchert einen kurzen Abriss der Nettetaler Geschehnisse im Jahr 2011 vorgetragen. Dabei verteidigte er die Ablehnung des Nachtragshaushaltes. Ohne Erhöhung der Gewerbesteuer sei dies unmöglich gewesen.

(RP)
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