Nettetal Heinz Tüffers erschafft Blumenparadies

Nettetal · Der Lobbericher hat am Wasserwerk im Marfeld wieder eine neue Wiese angelegt. Das Saatgut finanzieren die Stadtwerke, Landwirt Andreas Bäumges bewirtschaftet die Blumenwiese. Sie bringt ihm nämlich guten Ertrag.

 "Wildblumen sind gut für die Erholung des Bodens", sagt Heinz Tüffers.

"Wildblumen sind gut für die Erholung des Bodens", sagt Heinz Tüffers.

Foto: Busch

Der Renault Modus von Heinz Tüffers muss wieder einmal als Lastesel herhalten. Im Kofferraum stehen 16 Eimer, in denen das bunte Leben eines künftigen Sommers schlummert: Blumensamen, vermischt mit etwas Sand. So lässt sich Saatgut besser auf- und eintragen auf einer großen Fläche hinter dem Wasserwerk im Lobbericher Marfeld. "20 000 Quadratmeter für den Naturschutz", strahlt Tüffers.

Der Vorsitzende des Naturschutzbundes in Nettetal ist in seinem Element. Wahrscheinlich würde er den größten Teil der Welt in eine große Wildblumenwiese verwandeln, wenn man ihn nur ließe. "Wildblumen sind gut für die Erholung des Bodens, in ihnen steckt mehr Energie als im Mais, sie sind als Wiese ein unersetzlicher Lebensraum für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere — und sie sieht in der Blüte einfach großartig aus", schwärmt er.

Tüffers ist es gelungen, den Chef der Stadtwerke, Norbert Dieling, davon zu überzeugen, eine Ackerfläche am Wasserwerk in eine Wiese umzuwandeln. Die Stadtwerke zahlen eine nicht geringe Summe für den Samen. Bauer Andreas Bäumges, der die Fläche bewirtschaftet, spielt ebenfalls mit. Er hat sie für die Aussaat umgebrochen und fährt im Sommer die Ernte ein. Blumenwiesen müssen nämlich zweimal gemäht werden, das Schnittgut muss weggeschafft werden, denn die Fläche soll noch magerer werden. "Wiesenblumen sind Energiepflanzen mit einem deutlich höheren Wert als Mais. Sie werden nur einmal eingesät und können vier bis sechs Jahre lang geschnitten werden", erklärt Tüffers. Der Boden erholt sich in wenigen Jahren und wird ertragreicher.

Nicht nur der Landwirt profitiert, auch die Stadtwerke. Die Fläche in der unmittelbaren Umgebung des Wasserwerks muss besonders behutsam behandelt werden. Düngen und Spritzen sind streng untersagt. Das wiederum tut der Natur gut. Tüffers hat hier schon mehrere Wiesen ausgesät. Beobachtet hat er danach seltene Vögel wie die Wiesenweihe, Bussard, Goldammern und Gartengrasmücken, Trauerschnäpper, "enorm viele Hasen", Rehwild und sogar Rebhühner mit Jungen. Heupferdchen und Grasmücken und andere Insekten haben sich sehr schnell angesiedelt. "Das ist schon ein Paradies hier", sagt Tüffers. Seine Augen glänzen.

Statt des weniger ertragreichen Raygrases werden Wiesenflockenblume, Scabiose, Pracht-, Heide- und Kartäusernelken im Frühjahr sprießen. Landkärtchen, der Kleine Fuchs oder das Rote Widderchen schaukeln dann im Wind über dem Blütenmeer, auf denen Bienen und Hummeln oder auch Pinselkäferchen sitzen. Den Samen ziehen Experten in der Nähe von nahe Jackerath aus heimischen Pflanzen. "Per Hand entfernen Studenten und andere Helfer Wildkräuter, damit die Blumenwiese möglichst wertvoll ist. Das ist der Unterschied zu Samenmischungen, die man herkömmlich bekommt und die meist voller Melde, Franzosenkraut und Hirtentäschel stecken. Kräuter, die niemand gerne in seinem Garten hat.

Tüffers hat eine Menge zu tun mit seinen Blumenweisen-Projekten. Vor allem Privatleute mit großen Flächen wenden sich an den Lobbericher. Von Bracht bis Süchteln, direkt an der Niers, legt er Blumenwiesen an. Geht es nach Tüffers, dürfen es noch viel mehr sein. FRAGE DES TAGES

(RP)
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