Nettetal Hertie abreißen und dann neu bauen

Nettetal · Seit Jahren steht das Kaufhaus in Lobberichs Zentrum leer. Die Stadt hat jetzt immerhin das Recht, das Gebäude zu betreten. Sie will ein Gutachten in Auftrag geben, das die Abrisskosten ermittelt, um dann Investoren zu locken.

 Wenn es nach der Stadt Nettetal ginge, würde der Klotz mit den hässlichen Waschbetonplatten so schnell wie möglich verschwinden.

Wenn es nach der Stadt Nettetal ginge, würde der Klotz mit den hässlichen Waschbetonplatten so schnell wie möglich verschwinden.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das frühere Hertie-Kaufhaus an der von-Bocholtz-Straße in Lobberich soll kein Mahnmal einer untergegangenen Einzelhandels-Sparte werden. Die Stadt Nettetal möchte den Klotz mit den hässlichen Waschbetonplatten am liebsten so schnell wie möglich loswerden. Es gibt eine Chance auf Fortschritt: Die Stadt könnte ermitteln lassen, was der Abriss der Immobilie kostet. Damit könnte sie das Interesse möglicher Investoren für den Komplex wecken.

In der komplexen Pleite des Kaufhauses mitsamt des Immobilienbesitzes tat sich bisher ein Dschungel von Unzuständigkeiten und nicht greifbaren Verantwortlichen auf. So sind immer noch mehr als 30 Kaufhäuser in Mittel- und Kleinstädten nicht verwertet worden. Der Oberbürgermeister von Bingen setzte sich schließlich an die Spitze der Kommunen, die mit der Pleite des Kaufhauses geschlagen sind.

Nach einem Treffen in der Deutschen Bank im November vergangenen Jahres gibt es jetzt Ansprechpartner, mit denen verhandelt werden kann. "Aber die Probleme sind noch lange nicht vom Tisch", erklärt Bingens Oberbürgermeister Thomas Feser, um den herum sich Ende Januar ein Kreis von Bürgermeistern scharte, die gebündelt den Leerstand angehen.

"Das Lobbericher Hertie-Haus befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Mancher Bürger meint, da müsse die Stadt eben handeln und es übernehmen. Aber das geht nicht. Wir können nur flankierend tätig werden", erklärt Bürgermeister Christian Wagner. Er ist froh, dass der Stadt jetzt überhaupt erst einmal das Recht eingeräumt wird, das Gebäude zu betreten. Das biete die Chance, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das die Abrisskosten ermittelt. Das Gutachten würde die Stadt bezahlen.

Denn niemand weiß, was sich hinter der Fassade verbirgt. "Es kann sein, dass es einen einfachen Abriss gibt und der Bauschutt direkt verarbeitet werden kann. Es ist aber denkbar, dass wir auf Asbest stoßen. Dann müssten Millionen in die Sanierung und den Abriss investiert werden", sagt Wagner.

Lässt sich der Bau ohne besonderen Aufwand abtragen, könnte man die Kosten abziehen vom Grundstückpreis für eine Immobilie in dieser Lage. Unter diesen Umständen ließe sich vielleicht der eine oder andere Investor noch einmal ansprechen, der seinerzeit das Gebäude übernehmen wollte, aber an der Undurchschaubarkeit der Insolvenz scheiterte. Wagner hält es für möglich, dass an dieser Stelle wieder Einzelhandel angesiedelt werden könnte, eventuell auch in Kombination mit barrierefreiem Wohnen. Weniger angetan wäre er ganz persönlich von dem Gedanken, das Haus in seinem heutigen Zustand wieder zu nutzen. Die Gefahr, dass da eine Billigstlösung umgesetzt werde, die auch nicht nachhaltig sein werde, halte er für gegeben. "Ich weiß, es ist reines Wunschdenken, aber ich sähe gerne den Abriss und einen Neubau", sagt er.

Neugierig ist der Bürgermeister darauf, was die Bürger vorschlagen. Demnächst gibt es das Stadtteil-Forum für Lobberich innerhalb des Stadtentwicklungskonzepts. Dazu gehört auch ein gesamtstädtisches Einzelhandelskonzept. Wagner liebäugelt mit einer Lösung, die der für den Niedieck-Komplex ähnelt: "Es wäre eine Zwischenlösung, wenn jemand die Immobilie übernähme und sie abreißt, um das Gelände dann zu vermarkten."

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(RP/rl)
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