Nettetal Im Traditionshaus "Tuddel" sind die Lichter ausgegangen

Nettetal · Es gibt eine Traditionsgaststätte weniger in Lobberich. Die Rollläden sind herunter gelassen, die Türe ist verschlossen. Nur das Schild oberhalb der Eingangstüre erinnert an die alte Traditions-Gaststätte "Den Tuddel" auf der Breyeller Straße. Seit Anfang Mai hat die Traditionsgaststätte geschlossen, "das Haus ist verkauft, der neue Eigentümer will das Gebäude künftig als Wohnhaus nutzen", so Erika Herkenrath. Sie stand hier seit 1968 hinter der Theke und bediente gerne ihre Gäste. "Das ist vorbei, wir werden alle älter", sagt sie. Ohne Wehmut schaue sie jetzt zurück, "ich habe damit abgeschlossen", fügt sie hinzu.

Der "Tuddel" hat eine lange Geschichte. Alle Generationen, die zurückverfolgt werden konnten, waren mit den Berufen Bäcker und Schankwirt verbunden. Johann Conrad Botschen, geboren 1735 in Grefrath, nannte sich Butschen, dann Biespels und zum Schluss Bispels. Nachkomme war Wilhelm Bispels, geboren 1786. Dessen Sohn, Peter Matthias Bispels, geboren 1812, war der Ur-Ur-Großvater der letzten Wirtin Erika Herkenrath. Peter Matthias' Sohn, der ebenfalls Wilhelm hieß, übernahm mit seiner Frau Anna als nächster Wirt die Gaststätte.

Historischer Name

Den auf den ersten Blick seltsamen Namen hat die Gaststätte von Webern und Handelsleuten, die früher von der nahen Grenze nach Krefeld mit Pferd und Wagen reisten und im Tuddel übernachteten. "Ihr mit eurem Huddeln und Tuddeln", hieß es früher – der Name war geboren. Decken und Strohsack zur Übernachtung mussten die Handelsleute selber mitbringen. Ihre Pferde konnten sie draußen anbinden, ein Ring ist noch vorhanden.

Der nächste Nachkomme hieß auch Wilhelm Bispels und war von Beruf Metzger. Er übernahm den elterlichen Betrieb mit seiner Schwester Dörchen Bispels und war der Vater von Paula Schiffer, der Mutter von Erika Herkenrath. Im Jahre 1954 übernahm Paula Bispels, verheiratet mit Heinrich Schiffer, die Gaststätte von ihrer Tante Dörchen Bispels. Nach rund 14 Jahren, am 19. Januar, erfolgte 1968 der Generationenwechsel, und Tochter Erika, die mit Klaus Herkenrath verheiratet ist, übernahm "Den Tuddel", der bei Fans von Borussia Mönchengladbach wenig später zu einem beliebten Treffpunkt wurde und der bis noch in diesem jahr auch stets Ausgangspunkt des Möhnensturms auf das Rathaus war. Gemeinsam mit ihrem Sohn Marcus und dessen Ehefrau Anke führte Erika Herkenrath das Geschäft. Jetzt haben sich Erika und Klaus Herkenrath zur wohlverdienten Ruhe gesetzt, Sohn Marcus ist weiterhin in seinem Beruf als Koch tätig.

(ivb)
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