Nettetal In Ruhe an einen Tisch setzen

Nettetal · Ehe Streithähne vor Gericht ziehen, kann der Weg über ein Schlichtungsverfahren mit Schiedsleuten viel Geld, Zeit und Ärger ersparen. In Nettetal üben zwei Frauen die ehrenamtliche Aufgabe seit vielen Jahren aus.

 Die Schiedsfrauen Gertrud Pot d'Or-Schneiders (links) und Annelies Michalzyk setzen sich mit Streithähnen an einen Tisch, um zu einer gütlichen Einigung zu kommen und einen Prozess zu verhindern.

Die Schiedsfrauen Gertrud Pot d'Or-Schneiders (links) und Annelies Michalzyk setzen sich mit Streithähnen an einen Tisch, um zu einer gütlichen Einigung zu kommen und einen Prozess zu verhindern.

Foto: _Busch

Wenn zwei sich streiten, kommen als Dritte oft Gertrud Pot d'Or-Schneiders oder Annelies Michalzyk hinzu. Die beiden Frauen betreuen ehrenamtlich die Nettetaler Schiedsbezirke II (Kaldenkirchen, Leuth und Hinsbeck) und I (Lobberich, Breyell und Schaag). Die Fälle, in die sie eingeschaltet werden, sind sehr unterschiedlich.

Eines aber gilt immer: Sie setzen sich mit beiden Parteien an einen Tisch. "Wenn sich die Streithähne am Ende die Hand geben und auf die Schulter klopfen, dann habe ich ein gutes Gefühl und freue mich", so Annelies Michalzyk. Die Breyellerin erhielt 2011 die Dankesurkunde von Dominica Barenhorst, Richterin am Amtsgericht Nettetal, und anerkennende Glückwünsche von Bürgermeister Christian Wagner für ihre Tätigkeit. Schiedspersonen sind für außergerichtliche Streitschlichtungen in bestimmten vermögens- und strafrechtlichen Angelegenheiten zuständig. Sie entlasten so die Justiz.

Die Kaldenkirchenerin Gertrud Pot d'Or-Schneiders übt schon 21 Jahre das Amt aus. Zunächst war sie Vertreterin, dann Schiedsfrau. "Ich hatte schon immer ein ausgeprägtes Gefühl für Gerechtigkeit", sagt sie. Und wohl deshalb ist sie nicht nur als Schiedsfrau, sondern auch als ehrenamtliche Schöffin beim Jugendgericht in Kempen tätig. "Streit zu schlichten, war immer ein Hauptanliegen von mir", sagt sie.

Meist Nachbarstreitigkeiten

Jährlich wird sie 10 bis 15 Mal um Hilfe gebeten. "Meist sind es Nachbarstreitigkeiten. Hier hängt ein Ast über dem Zaun, dort ist es der lästige Grillgeruch vom Balkon nebenan", erzählt Gertrud Pot d'Or-Schneiders. "Ich verhänge kein Urteil und erkläre niemanden für schuldig", erläutert sie ihre Aufgabe. Vielmehr versucht sie, eine vertragliche Regelung zwischen Streithähnen herbeizuführen. "In der überwiegenden Zahl gelingt das."

Annelies Michalzyk, war bereits von 1990 bis 2001 als stellvertretende Schiedsperson, danach rückte auch sie vor als Schiedsfrau. Anfang August des vergangenen Jahres wurde sie für weitere fünf Jahre bestätigt. Auch sie ist als ehrenamtliche Schöffin tätig, seit zwei Jahren gehört sie außerdem dem Vorstand der Schiedsamts-Bezirksvereinigung Krefeld-Moers an. Gerade erst hat sie sich zusätzlich zur Mediatorin ausbilden lassen.

Die Amtszeit von Schiedspersonen beträgt fünf Jahre. Sie werden vom Stadtrat gewählt und von der Direktorin des zuständigen Amtsgerichtes vereidigt. Schiedspersonen müssen Schulungen und Lehrgänge besuchen, zweimal im Jahr finden abwechselnd an den Amtsgerichten in Krefeld und Kempen Seminare statt. Das Gesetz schreibt vor, dass vor einer Privatklage ein Sühneversuch eines Schlichtungsverfahrens vor dem Schiedsamt stattfinden muss. Das Schlichtungsverfahren wird auf Antrag einer Partei hin eingeleitet. "Es ist unbürokratisch und kostengünstiger", sagen die Schiedsfrauen. Schließlich sind sie ehrenamtlich tätig. Gelingt die Einigung nicht, kann Klage eingereicht werden. Die Kosten eines Schlichtungsverfahren vor einer Schiedsperson ist individuell abhängig vom Einzelfall. Die Gebühr eines Vergleichs beträgt rund 40 Euro. "Vor Gericht wird es teurer", sagt die Kaldenkirchenerin.

(ivb)
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