Nettetal Jugendamt wird teurer

Nettetal · Wohl rund 800 000 Euro mehr als geplant wird die Stadt Nettetal im Jahr 2012 für ihr neues Jugendamt ausgeben müssen. Die Mehrkosten seien aber nicht hausgemacht, verteidigt sich die Verwaltung.

 Jugendamtsleiter Jochen Müntinga (v. l.), Bürgermeister Christian Wagner und Sozialdezernent Armin Schönfelder sehen sich höheren Kosten gegenüber, als geplant.

Jugendamtsleiter Jochen Müntinga (v. l.), Bürgermeister Christian Wagner und Sozialdezernent Armin Schönfelder sehen sich höheren Kosten gegenüber, als geplant.

Foto: Busch

Ihr Anfang des Jahres gegründetes eigenes Jugendamt kommt die Stadt Nettetal teurer zu stehen, als geplant. Das berichteten Sozialdezernent Armin Schönfelder und der Leiter des Amtes, Jochen Müntinga, in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Rund 800 000 Euro wird man nach derzeitigem Stand auf die 8,9 Millionen Euro für das Jahr 2012 draufsatteln müssen, von denen man bei den Planungen ausgegangen war. Schönfelder wies aber darauf hin, dass eine Hochrechnung im Bereich der Jugendhilfe schwer möglich sei, da sich Problemlagen und Fallentwicklungen nicht voraussagen ließen. "Die Zahlen können also noch nach oben oder unten abweichen", so Schönfelder.

"Wie bei einem Umzug"

Bis Ende 2011 war das Jugendamt des Kreises Viersen für die Stadt Nettetal zuständig. Mit einem Drittel beteiligte sich die Seenstadt über die Jugendamtsumlage an den Kosten. Von dieser "Drittelquote" sei man auch ausgegangen, als man das eigene Jugendamt geplant habe, berichtete Schönfelder. Es ergab sich eine Summe von 8,9 Millionen Euro für das Jahr 2012. Allerdings sei es nicht ohne Weiteres möglich gewesen, in allen Bereichen für Nettetal spezifische Zahlen zu ermitteln. "Das ist wie bei einem Umzug: Man findet Dinge, die man vermisst hat", sagte Amtsleiter Müntinga. Der Kreis habe nicht immer geprüft, ob ein Fall beispielsweise Brüggen oder Nettetal zuzurechnen war, "weil alles eins war".

Zudem seien für den Haushalt 2012 Planzahlen angenommen worden, die im Jahr 2010 erstellt worden waren, wobei auf Schätzungen zurückgegriffen werden musste, da für Nettetal keine festen Zahlen vorlagen. Hinzu komme, dass die vom Kreis übermittelten Hochrechnungen und die angegebenen Fallzahlen nicht mit den tatsächlich übergebenen Fällen des Kreises an die Stadt Nettetal übereingestimmt hätten.

Was die Mehrkosten angeht, spreche man "von einer großen Summe, von der wir nicht sagen können, dass sie in den nächsten Jahren massiv reduziert werden kann", erklärte Müntinga, da die Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe bundesweit eine steigende Tendenz hätten. Vor allem die "Hilfen für junge Menschen" schlagen in Nettetal mit einem Plus von voraussichtlich rund 673 000 Euro zu Buche.

Die Kostensteigerungen wären laut Schönfelder und Müntinga auch auf die Stadt zugekommen, wenn man beim Kreisjugendamt geblieben wäre. Sie führen die Steigerung auch auf einen verstärkten öffentlichen Fokus auf sogenannte Kindeswohlgefährdungen zurück. Das bedeutet, dass andere Personen Kinder in ihre Obhut nehmen. Auch die Diskussionen über die Organisationshaftung der Jugendämter und die mögliche strafrechtliche Verantwortung von Sozialfachkräften hätten dazu geführt, dass Behörden frühzeitiger erzieherische Hilfen veranlassen.

(RP)
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