Nettetal Kein bisschen Haushalt ...

Nettetal · Den größten Teil der Arbeit im Dezernat I/B im Nettetaler Rathaus nimmt das Aufstellen des Haushalts ein. Mehr als tausend Seiten umfasst das Werk. Kämmerer Norbert Müller und seine Mitarbeiter mögen Zahlen.

 Eine Liebe zu Zahlen ist in der Kämmerei der Stadt Nettetal vonnöten. Denn Kämmerer Norbert Müller (links) und seine Mitarbeiter Andreas Grafer (rechts) und Jens Kurschildgen stellen den städtischen Haushalt auf.

Eine Liebe zu Zahlen ist in der Kämmerei der Stadt Nettetal vonnöten. Denn Kämmerer Norbert Müller (links) und seine Mitarbeiter Andreas Grafer (rechts) und Jens Kurschildgen stellen den städtischen Haushalt auf.

Foto: Busch

"Ohne Moos nix los", "Stochern im Nebel" und "Das Geld liegt auf der Straße": Was der Kämmerer der Stadt Nettetal Norbert Müller bescheiden in lockere Formulierungen packt, ist in Wahrheit ein geistiger Knochenjob. Die Abteilung Finanzwirtschaft im Rathaus ist für die gesamte Zahlungsabwicklung zuständig – vom Aufstellen des jährlichen Haushalts bis zum Eintreiben von Steuern und Gebühren. 22 Mitarbeiter helfen dabei.

Der Kreislauf beginnt jedes Jahr im Frühling aufs Neue mit dem Erstellen eines Haushaltsplans, in dem alle Erträge und Aufwendungen des Folgejahres geplant werden. Das wieder weit mehr als tausend Seiten umfassende Zahlenwerk für das Jahr 2013 soll im kommenden Sommer in den Stadtrat eingebracht werden, wo darüber im Dezember entschieden werden soll. Lassen sich die Ausgaben durch Erfahrungen aus den Vorjahren einigermaßen präzise prognostizieren, "stochern wir auf der Einnahmeseite noch im Nebel", sagt der 55-jährige Müller. Denn noch ist beispielsweise nicht bekannt, welche Zuweisungen es aus Düsseldorf gibt und wie sich die Konjunktur entwickelt – was sich auf die Höhe der Gewerbe-, Einkommen- und Umsatzsteuereinnahmen auswirkt.

Vermögen liegt auf der Straße

Bis vor wenigen Jahren war das Aufstellen eines Haushalts für Müller und seine Kollegen fast Routine. Doch dann wurde 2009 in Nordrhein-Westfalen nach Jahrhunderten auf das kaufmännische Rechnungswesen umgestellt: Nicht mehr nur die Einnahmen und Ausgaben, sondern die Aufwendungen und Erträge stehen seither im Fokus. Dazu musste neue Software her und das Eigentum der Stadt erfasst und bewertet werden. "Unser Hauptvermögen liegt auf der Straße", sagt Andreas Grafer, in der Kämmerei für den Bereich Finanzen zuständig. 415 Kilometer Gemeindestraßen plus Wirtschaftswege besitzt die Stadt. "Ein freier Straßenbau-Ingenieur hat sich für uns die Füße durchgelaufen und die Straßen erfasst und bewertet", sagt Müller.

Was nach trockener Materie klingt, ist für den Juristen Müller, den 42-jährigen Diplom-Verwaltungswirt Grafer und den 27-jährigen Verwaltungs-Betriebswirt Jens Kurschildgen spannend und abwechslungsreich: "In der Kommunalverwaltung haben wir eine große Gemengelage von Themen – etwa die Eröffnung des neuen Jugendamtes. Das macht die Arbeit vielfältig. Und so etwas wie die Umstellung aufs kaufmännische Rechnungswesen erleben wir in unserem Berufsleben wohl nur einmal."

Besonders freuen sich die Mitarbeiter der Kämmerei, wenn sie sehen, dass ihre Arbeit konkrete Auswirkungen hat – wie in der Fußgängerzone in Lobberich beispielsweise. Schließlich wurden auch diese Ausgaben einmal geplant und in den Haushalt eingestellt. So gern Norbert Müller seine Arbeit auch mag, einen großen Wunsch hat er dennoch: "Mir wäre es lieber, wenn wir es nicht immer mit einem Defizit zu tun hätten." Denn derzeit – bevor es an den neuen Haushalt geht – muss der Haushalt 2012 mal wieder "nach unten" korrigiert werden.

(RP)
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