Nettetal King's wehrt sich gegen Gema

Nettetal · Disko-Inhaber Gino Montesano wehrt sich gegen die Tariferhöhung der Verwertungsgesellschaft für Musik. Bei der letzten Party vor der Sommerpause wird es morgen aber keinen erneuten Protest geben.

 Niemand tanzt: Für King's-Inhaber Gino Montesano könnte das bald Realität werden, wenn die Gema zum 1. Januar 2013 ihre Tarife erhöht. Dann müsste die Disko nachziehen und die Preise erhöhen, viele Gäste würden wohl fernbleiben.

Niemand tanzt: Für King's-Inhaber Gino Montesano könnte das bald Realität werden, wenn die Gema zum 1. Januar 2013 ihre Tarife erhöht. Dann müsste die Disko nachziehen und die Preise erhöhen, viele Gäste würden wohl fernbleiben.

Foto: busch

Wenn die Musik in einer Disko ausgeht, wissen die Gäste, dass sie nach Hause gehen sollen. Normalerweise ist das so zwischen 3 und 6 Uhr. Am vergangenen Samstag war das in fast 600 Clubs in Deutschland anders — zumindest für ein paar Minuten um kurz vor Mitternacht. "Wir haben um fünf vor Zwölf die Musik ausgemacht, um gegen die Tariferhöhung der Gema zu protestieren", sagt Gino Montesano, Inhaber der Kaldenkirchener Diskothek King's.

Statt Musik lief auch beim 39-Jährigen ein Video, das die Gäste darüber aufklärte, was die Verwertungsgesellschaft für Musik vorhat. Sie will mehr Geld von denen, die Musik für die Öffentlichkeit spielen: von Disko-Betreibern, Schützenvereinen, Orchestern. Die Gebühr wird ab 2013 nach der Größe sowie den Öffnungszeiten des Clubs neu errechnet. Montesano schätzt, dass das King's mindestens 400 Prozent mehr an Abgabe zahlen müsste. "Die meisten Läden sind dadurch in ihrer Existenz gefährdet", meint der Lobbericher. "Auch wir."

Der Viersener Bundestags-Abgeordnete Uwe Schummer (CDU), der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, sieht das ähnlich. "Wenn plötzlich die Miete einer Wohnung von 500 Euro auf 3000 Euro ansteigt, ohne dass sich etwas Wesentliches verändert, dann ist das Wucher", erklärt der 54-Jährige. "Genau das hat die Gema aber vor. Sie arbeitet nicht transparent — und da sie eine Monopolstellung hat, ist keine Waffengleichheit mit den Veranstaltern gegeben."

Während Gino Montesano ankündigt, dass "die Disko-Betreiber bis zur letzten Instanz gegen die Erhöhung vorgehen werden", bemüht sich Schummer darum, bereits vorher einen Kompromiss zu finden. "Im September wird es in Berlin eine Anhörung vor dem Ausschuss für Kultur und Medien geben", sagt er. Dort würden Urheberrechtverbände wie die Gema, Fachverbände wie der deutsche Hotel- und Gaststättenverband und Politiker der Bundestags-Fraktionen befragt, wie man sich friedlich einigen könne. "Zudem läuft schon ein Schiedsverfahren, bei dem geprüft wird, ob die Tariferhöhung überhaupt zulässig ist."

Wie es mit dem King's weitergehen soll, sollte die Verwertungsgesellschaft mehr Geld fordern, vermag Gino Montesano nicht abzuschätzen. "Die Gema könnte uns in die Knie zwingen", sagt er. "Dabei läuft der Laden seit der Neueröffnung im vergangenen Jahr sehr gut, aber wir nehmen auch keinen Eintritt." Stattdessen setzen die Veranstalter auf den Mindestverzehr — so wie morgen bei der letzten Party vor der Sommerpause. Einen erneuten stillen Protest gegen die Tariferhöhung wird es dieses Mal aber noch nicht geben. Wenn die Musik in der Disko ausgeht, dann wissen die Gäste also, dass sie tatsächlich nach Hause sollen.

(RP/rl)
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