Nettetal MEG baut nicht in Nettetal

Nettetal · Die Lidl-Tochter wird keinen Mineralwasserbrunnen mit Getränkeproduktion in Breyell einrichten. Bei Pumpversuchen in Berg/Metgesheide hat die MEG die gefährliche Chemikalie CKW im Wasser entdeckt.

 Die MEG hat an drei Orten, und zwar auf ihrem geplanten Standort (Foto), in Breyell-Berg und am Mühlenbach in Schaag Probebohrungen vorgenommen. Beim Pumpversuchen förderte sie CKW zutage.

Die MEG hat an drei Orten, und zwar auf ihrem geplanten Standort (Foto), in Breyell-Berg und am Mühlenbach in Schaag Probebohrungen vorgenommen. Beim Pumpversuchen förderte sie CKW zutage.

Foto: Busch, Franz-Heinrich

Bürgermeister Christian Wagner machte gestern kein Hehl daraus, dass er niedergeschlagen ist. Die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH (MEG) wird in Breyell keinen Brunnen in Betrieb nehmen und kein Werk bauen. "Mit großem Bedauern" habe ihm der Vorsitzende der MEG-Geschäftsführung, Jörg Aldenkott, diese Entscheidung mitgeteilt, berichtete Wagner. Der Traum von bis zu 200 Arbeitsplätzen und einer echten Zugnummer für weitere Industrieansiedlungen in Nettetal ist geplatzt wie eine Seifenblase.

Bei Mengenpumpversuchen ist die MEG im Versuchsbrunnen in Breyell-Berg auf CKW gestoßen. Der flüchtige Chlorkohlenwasserstoff war der K.-o.-Tropfen für das Vorhaben. Die Chemikalie kann selbst in kleinsten Einheiten für einen Mineralwasserbrunnen nicht geduldet werden. Damit sind sechs Jahre Vorbereitung mit einer komplizierten europaweiten Ausschreibung des Industriegrundstücks neben der Autobahn 61 vergeudet. Das Invest mit einer Größenordnung von mehr als 4,5 Millionen Euro könnte sogar auf die Stadt zurückfallen. "Im Rahmen der vertraglichen Regelungen zwischen der WFG (Wirtschaftsförderungsgesellschaft) für den Kreis Viersen und der MEG wird es nun zu einer geordneten Rückabwicklung kommen", heißt es in der Pressemitteilung, die MEG, Stadt, WFG und Stadtwerke gemeinsam herausgaben.

Anderweitig vermarkten?

Kommt es damit zum Schaden für die Stadt? Solche Bedenken suchte Wagner gestern zu zerstreuen. Der in Rede stehende Betrag, den er nicht bestätigen wollte, sei ungefähr die Summe für den Roherlös, davon müssten Erschließung und eventuelle Gewinne abgezogen werden, sagte er. Die Stadt hofft, dass die Bezirksregierung die Fläche als Erweiterung des benachbarten Gebietes Speckerfeld anerkennt. Dann sei der Weg für eine andere Vermarktung frei. Gelingt dies nicht, wird die Wirtschaftsförderungsgesellschaft den Acker an die Stadt zurückgeben. Die habe in ihrer Eröffnungsbilanz bereits mit einer Rückstellung vorgesorgt, der Ergebnisplan werde dann nicht beeinträchtigt, sagte Wagner.

Die MEG wird sich jetzt in der Region nach einem anderen Standort umsehen. Ihre Wahl fiel auf Nettetal, weil sie hier den Autobahnanschluss mit kurzen Wegen in die Benelux-Länder hat. Nettetal hat ein anderes Thema: Die Trinkwasserversorgung muss zukunftsfest gemacht werden. Und da nimmt Christian Wagner einen positiven Aspekt mit aus der gescheiterten Ansiedlung, so sehr enttäuscht er ist. Nettetal habe sich mit Grefrath und Kempen im Zuge der Vorbereitungen auf MEG so angenähert, dass sich eine Zusammenarbeit entwickele, sagte Wagner gestern.

Im Wasserwerk Breyell besteht ein Sanierungsbedarf, auch wenn die Trinkwasserförderung hier vor gut fünf Jahren gegen einige Widerstände durchgesetzt wurde. Im Gegensatz zur MEG, die nach der Mineralwasserverordnung das geförderte Wasser nicht reinigen dürfte, könnten die Stadtwerke es aufbereiten. Wie es weitergehen wird, beschäftigt im September den Aufsichtsrat der Stadtwerke Nettetal.

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(RP)
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