Nettetal Mehr Leute in Nettetal aus Kirche ausgetreten

Nettetal · Die Statistik des Bistums zeigt: Im vergangenen Jahr haben sich in Nettetal mehr Menschen zu einem Austritt aus der Kirche entschlossen. Dafür besuchten mehr Gläubige den Gottesdienst.

Die Zahlen sind erstaunlich: Im vergangenen Jahr entschieden sich mehr Katholiken aus Nettetal für einen Ausstieg aus der Kirche als im Vorjahreszeitraum 2011. Gleichzeitig gingen jedoch mehr Gläubige in die Kirche und besuchten die Gottesdienste. Das wird aus der aktuellen Kirchenstatistik für das Jahr 2012 deutlich, die das Bistum Aachen nun für Nettetal herausgegeben hat.

Demnach gingen mehr als zehn Prozent aller Katholiken regelmäßig in die heilige Messe. Im Jahr 2011 waren es noch weniger als 9,5 Prozent. Dafür traten im vergangenen Jahr 89 Bürger aus der Kirche aus, im Vorjahr entschieden sich lediglich 64 Menschen für diesen Schritt. Das ist ein Anstieg der Kirchenverweigerer um fast 40 Prozent. Gleichzeitig sanken auch die Wiederaufnahmen um knapp 38 Prozent, die Eintritte um rund 67 Prozent. In Nettetal lebten im vergangenen Jahr etwas mehr als 25 000 Katholiken.

Die Zahl der Aussteiger war im Jahr 2010 ähnlich hoch wie im vergangenen Jahr. Damals traten 93 Menschen aus der Kirche aus. Es waren schwere Zeiten für das Ansehen der katholischen Kirche — damals wurde der Missbrauchsskandal an christlichen Schulen in Deutschland bekannt. Viele ehemalige Schüler berichteten, dass sie als Kinder durch Mitarbeiter der Kirche missbraucht worden sind. Der Skandal gab scheinbar vielen den Anstoß, aus der Kirche auszutreten. "Die Missbrauchsfälle waren sicher ein wichtiger Grund für die vielen Austritte", sagt Johannes Quadflieg, Regionaldekan für Viersen-Kempen.

Unter den Aussteigern seien vor allem junge Leute. Sie würden sich jedoch oft auch aus einem ganz pragmatischen Grund von der Kirche abwenden, sagt Quadflieg: "Viele junge Menschen im Alter von Ende zwanzig, Anfang dreißig, die schon fest im Beruf stehen und bereits gut verdienen, sehen es nicht ein, Kirchensteuer zu bezahlen. Sie fragen sich, wieso sie vier- oder fünfstellige Summen an Kirchensteuer zahlen sollen und entscheiden sich deshalb oft schon aus Kostengründen für einen Austritt."

Im Bistum Aachen befürchtet man, dass sich immer weniger Menschen mit der Kirche identifizieren. Zudem würde auch der demografische Wandel seinen Beitrag zum Mitgliederrückgang leisten.

Das ist nun wohl auch in Nettetal zu spüren. Noch vor sechs Jahren lebten in der Gemeinde mehr als 26 000 Katholiken, 2012 waren es bereits 1000 weniger. FRAGE DES TAGES

(RP)
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