Nettetal Nettetal steht am Wendepunkt

Nettetal · Die Stadt muss den endgültigen Verlust von industriellen Arbeitsplätzen dringend ausgleichen. Bürgermeister Wagner weiß, dass die Stadt keinen weiteren Rückschlag mehr verkraftet. Er muss die Wirtschaft stärker fördern.

Nettetal: Nettetal steht am Wendepunkt
Foto: Franz-Heinrich Busch

"Das Jahr 2012 wird nach meiner Auffassung einmal einen Wendepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung" Nettetals sein können, erklärte Bürgermeister Christian Wagner, als er jetzt den Entwurf zum Haushalt 2013 vorstellte. Weitere Rückschläge kann die Stadt sich nicht mehr leisten.

Geplatzt ist die Ansiedlung des Mineralwasserherstellers NEG in Breyell, das Pierburg-Werk mit annähernd 400 Arbeitsplätzen verlässt Lobberich. An der neuen Autobahn nach Venlo entsteht das Gerüst des künftigen Gewerbeparks Venete, auf den Nettetal alles gesetzt hat. Ein schwacher Trost ist es, dass das MEG-Areal auch noch vermarktet werden kann. Bleibt der Ansiedlungserfolg aus, ist das eine Katastrophe. Industrielle Arbeitsplätze hat die Stadt nicht mehr, aber viele Menschen, die solche Jobs suchen und brauchen.

Böse Einbrüche

Unabhängig voneinander haben CDU und SPD dazu Anträge gestellt. Die örtliche Wirtschaftsförderung müsse gestärkt und mit den Bürgern ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet werden, das Perspektiven und Chancen Nettetals enthält. Denn auch Dienstleistung und Einzelhandel haben böse Rückschläge hinnehmen müssen. Die Eröffnung der gut frequentierten Ludbachpassage kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den Fußgängerzonen besorgniserregende Lücken klaffen. Allein in Kaldenkirchen sind Kaiser's, Ihr Platz und Schlecker verschwunden, Filialisten drängt es an die Poststraße, Händler nach Venete. Die Stadt hat da einen Riegel vorgeschoben, um die Innenstadt zu schützen.

Signifikant ist das gegenseitige Misstrauen. Dafür gibt es ein Beispiel: Befürchtungen, die Stadt werde Parkgebühren erheben, um ihre Einnahmen aufzubessern, werden immer wieder laut, obwohl es dafür keinen Beschluss gibt. Dass das Thema wie das Ungeheuer von Loch Ness dennoch stets neu auftaucht, ist ein Beweis dafür, wie wenig Vertrauen besteht, wie wenig offensichtlich die Stadt — Verwaltung und Politik — ihre Ziele und Beschlüsse direkt kommunizieren.

Auffällig klar geäußert hat Wagner nun, wo Nettetal — auch wenn manche Bürger das partout nicht wahrhaben wollen — seine Zukunft haben wird. Die Nähe zum Großraum Venlo werde die Stadt "als deutlichen Standortvorteil konsequent herausstellen", sagt er. Düsseldorf ist viel zu weit entfernt, als dass die Stadt davon profitieren könnte.

Nettetal muss aber auch mehr unternehmen, um auf sich aufmerksam zu machen. Seit Anfang rollt der Verkehr über die neue A 61. Bis heute fehlt jeder Hinweis darauf, dass an der Anschlussstelle Nettetal-West ein Gewerbepark erster Güte mit Innovationen entsteht. Ein riesiges Schild mit "www.venete.de" würde Geschäftsleute sofort neugierig machen. Es geschieht aber nicht. So sind Monate versäumt worden, sich gut zu verkaufen. Das handhaben die Niederländer immer ganz anders. Es gibt da noch viel zu lernen. FRAGE DES TAGES

(RP/rl)
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