Nettetal Neue Aufgaben für die Feuerwehr

Nettetal · Der Löschzug Lobberich unterstützt immer häufiger den Rettungsdienst: 19 Mal rückte die Wehr 2012 aus, um Türen aufzubrechen und Kranke zu transportieren. Die Einsätze sind eine Folge der alternden Gesellschaft.

 Der Blick von der Drehleiter eines Feuerwehrfahrzeugs. Immer häufiger müssen Leiterwagen zur Unterstützung des Rettungsdienstes eingesetzt werden, um den Transport von Patienten durch das Treppenhaus zu umgehen.

Der Blick von der Drehleiter eines Feuerwehrfahrzeugs. Immer häufiger müssen Leiterwagen zur Unterstützung des Rettungsdienstes eingesetzt werden, um den Transport von Patienten durch das Treppenhaus zu umgehen.

Foto: Busch

Dank besserer medizinischer Kenntnisse werden Menschen immer älter — eine Entwicklung, die auch die Arbeit der Feuerwehr verändert. Das spürt auch der Löschzug Lobberich. 19 Mal rückte die Wehr im vergangenen Jahr aus, um Menschen aus Notlagen zu befreien und den Rettungsdienst zu unterstützen. Die Feuerwehrleute verschafften dem Rettungsdienst unter anderem Zugang zu Wohnungen, weil ältere Menschen nicht mehr imstande waren, die Tür selbst zu öffnen. Oder in Not geratene Personen mussten per Drehleiter aus einem Obergeschoss geholt werden.

Ein Blick auf die Statistik zeigt, warum derartige Einsätze zunehmen. Denn die Zahl der Nettetaler, die 60 Jahre und älter sind, steigt. Gehörten 1979 noch 6500 Menschen dieser Altersgruppe an, ist sie bis 2011 auf mehr als 10 800 angewachsen. Das geht aus Zahlen von IT.NRW hervor. "Das Bild, dass die Feuerwehr nur zum Löschen von Bränden da ist, gilt lange nicht mehr", sagt Dirk Heussen, Geschäftsführer der Lobbericher Feuerwehr. Er geht davon aus, dass diese Einsätze in den kommenden Jahren weiter zunehmen werden.

Ein Grund für die Einsätze ist, dass Ältere in Notsituation in ihrer Wohnung zwar teilweise noch den Rettungsdienst alarmieren, ihn jedoch nicht mehr selbstständig hereinlassen können. Die Lobbericher Feuerwehr hilft dann, indem sie zum Beispiel mit einem sogenannten Ziehfix — einem Werkzeug, das lediglich den Schließzylinder eines Schlosses zerstört — die Türe öffnet. Um den Schaden so gering wie möglich zu halten, werde zuvor versucht, sich zum Beispiel über ein geöffnetes Fenster Zutritt zu verschaffen. Oftmals werde die Feuerwehr direkt informiert, in manchen Fällen aber auch erst später vom Rettungsdienst benachrichtigt, so Heussen.

Die Wehrleute müssen nicht nur zur Stelle sein, um Türen zu öffnen. Wenn der Rettungsdienst eine Person nicht allein heruntertragen kann, packen sie mit an. Hält der Notarzt einen Transport durch das Treppenhaus für medizinisch nicht ratsam, dann rückt die Feuerwehr auch mit dem Leiterwagen an. Die Trage wird dann an dem Korb der Leiter befestigt. Dieser Einsatz wird von den Feuerwehrleuten bei Übungen durchgespielt, festgehalten ist der Umgang in der Feuerwehrdienstvorschrift.

Dass derartige Einsätze zunehmen, liegt auch an dem gestiegenen medizinischen Wissen, so Heussen. "Vor Jahrzehnten hat man zum Beispiel bei einem Autounfall verunglückte Personen so schnell wie möglich aus einem Autowrack befreit, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Heute geht man auf diesem Gebiet viel vorsichtiger vor", sagt er. Dementsprechend werde häufiger empfohlen, Patienten statt durch ein enges Treppenhaus mit Hilfe der Drehleiter aus der Wohnung zu transportieren. Die Unterstützung des Rettungsdienstes trug dazu bei, dass die Feuerwehr Lobberich vergangenes Jahr mehr zu tun hatte. 117 Mal mussten die Feuerwehrmänner zu Einsätzen ausrücken. 2011 wurden sie 95 Mal angefordert.

(RP/ac)
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