Kreis Viersen Niederländer tanken in Deutschland

Kreis Viersen · Nach Steuererhöhungen im Nachbarland hat sich die Lage umgekehrt: Jetzt ist der Diesel dort oft teurer. Selbst Tabakwaren sind in Deutschland preisgünstiger. Eine Umfrage.

 Wie hier an der Jet-Tankstelle in Kaldenkirchen gehören immer mehr Niederländer zu den Kunden, da bei ihnen der Sprit teurer ist.

Wie hier an der Jet-Tankstelle in Kaldenkirchen gehören immer mehr Niederländer zu den Kunden, da bei ihnen der Sprit teurer ist.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Jahrelang lohnte es sich für Fahrer von Autos mit Dieselmotor, zum Tanken in die Niederlande zu fahren. Mit einer Steuererhöhung im Nachbarland ist das vorbei. Die Preise an den Zapfsäulen sind für Dieselkraftstoff kräftig gestiegen. Damit ist Diesel im Nachbarland nicht mehr zwingend günstiger. Dennoch gibt es weiterhin Unterschiede an deutschen und niederländischen Tankstellen, das Vergleichen lohnt sich.

Bert Coenraad sitzt seit 2004 an der Kasse der Texaco-Tankstelle an der Keulse Barriere in Venlo. Sie war bis vor einem Jahr eine "Goldgrube". Zahlreiche Autofahrer und Einkaufstouristen aus Deutschland fuhren sie gleich als erste hinter dem Grenzübergang an. Außerdem tankten hier Lkw an den eigens für Großfahrzeuge aufgebauten Zapfsäulen. "Durch den Wegfall der Autobahn wird es hier nie mehr so wie früher", sagt Coenraad. Der Rückgang der Kundschaft sei enorm spürbar. Die Öffnungszeiten auf dieser Seite (gegenüber befindet sich eine größere Tankstelle mit Minimarkt, der rund um die Uhr geöffnet hat) wurden drastisch heruntergefahren. Auch die Verzögerung der Bauarbeiten an der Verbindungsstraße von Kaldenkirchen nach Venlo mache sich negativ bemerkbar. Man hoffe auf Besserung, wenn die Straße endlich offen ist.

Einen Unterschied bei den Kunden gebe es auch. Deutsche Kunden bleiben weg, auch weil sie "auf den Cent achten, das machen die Niederländer weniger". In den Niederlanden werde der Preis für Diesel und Superbenzin nachts um 0 Uhr für den Folgetag in Rotterdam festgelegt, berichtet Coenraad. Dieser Preis ist bindend. Schwankungen gibt es kaum, oft über viele Tage nacheinander nicht.

Das ist einer der Unterschiede zu den deutschen Tankstellen, wo der Preis mittlerweile täglich mehrfach um bis zu acht Cent schwankt. Beim Autogas LGP hingegen verzeichnet Coenraad eine Zunahme deutscher Kunden. Für die Niederländer ist LPG steuerlich längst unvorteilhaft. Denn bei mit dem Gas betriebenen Fahrzeugen langt der Staat über die Straßensteuer hier am meisten hin. Coenraad mag das nicht verstehen, da "LGP umweltfreundlicher ist als Diesel oder Super".

Auch die Shell-Tankstelle in der Innenstadt von Venlo hat viele deutsche Kunden verloren durch die Preisangleichung. Lediglich am Wochenende, wenn die Einkaufstouristen kommen, laufe es besser, heißt es dort an der Kasse. Auch hier bei Shell schwankt der Preis weniger. Er wird täglich ebenfalls um Mitternacht festgelegt.

Ganz andere Erfahrungen macht die freie Tankstelle Kok an der Grenze in Swalmen. Durch die Steuererhöhung in den Niederlanden bleiben die Kunden weg. Deutsche mit LPG-betriebenen Fahrzeugen blieben auch aus, berichtet Marc Kok. "Wir können mit etwa acht Prozent kalkulieren, mal mehr, mal weniger. Trotzdem sind wir die günstigste Tankstelle der Region" sagt er. "Momentan verdienen wir nichts", sagt er nach einer kurzen Pause, ehe zwei Kunden kommen, ein Niederländer und eine Deutsche.

Auf der deutschen Seite dagegen steigen die Umsätze, weil mehr deutsche Kunden zurückkehren. "70 bis 80 Prozent der Käufer von Superbenzin sind Niederländer", erzählt Elisabeth Schmitz von der Jet-Tankstelle in Kaldenkirchen. Aber auch beim Dieselverkauf registriert Schmitz eine Zunahme, wenn die Preise gerade günstig sind. "Bei günstigen Preisen ist hier manchmal die Hölle los", sagt sie verwundert. "Wie können die das so schnell wissen?"

Bei Pfennigs in Leuth berichtet Marion Geiser, dass mehr und mehr niederländische Kunden Diesel tanken. Ihre Tankstelle ist nicht frei, sondern ein Markenpartner von Aral. Der Konzern bestimmt die Preise. "Wir sind aber immer einen Cent günstiger als Aral", erzählt Geiser. FRAGE DES TAGES

(pepp)
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