Nettetal Offene Tür in der Moschee

Nettetal · Am Tag der Deutschen Einheit laden auch die Muslime des DITIB in Lobberich die Bürger zu sich ein. Allerdings hält sich das Interesse am Gespräch sehr in Grenzen. Besucher sind aber auch an anderen Tagen gern gesehene Gäste.

 Abdul Celil Gürbüz (links) und Tahir Yavuz wollten Besuchern die islamische Kultur näherbringen. Doch diese interessierten sich eher für die Religion.

Abdul Celil Gürbüz (links) und Tahir Yavuz wollten Besuchern die islamische Kultur näherbringen. Doch diese interessierten sich eher für die Religion.

Foto: Busch

"Das allgemein verzerrte Bild des Islam kann man oftmals nur auf einer persönlichen Ebene ein Stück weit korrigieren", sagt Tahir Yavuz. Der Lobbericher gehört zum Vorstand der islamischen Gemeinde, die am Tag der Deutschen Einheit ihre Moschee für interessierte Besucher öffnete. Empfangen wurden sie von freundlichen Frauen, die Gebäck und Tee anboten und gerne den Weg ins Innere wiesen.

Seit 15 Jahren öffnen islamische Gemeinden stets am 3. Oktober die Türen ihrer Moscheen. In diesem Jahr stand der Tag ganz im Zeichen von "Kunst und Kultur". Darüber hätten Yavuz und seine Mitstreiter — Vorsitzender Adnan Cakir schaute nur kurz herein, weil er Schichtarbeit machen musste — viel zu erzählen gehabt. Aber die meisten Besucher wollten vor allem mehr über die Religion und ihre Ausübung erfahren. Die Gastgeber zeichneten das Bild einer frommen Gemeinde, die die Verehrung Allahs in den Mittelpunkt allen Handelns stellt.

Annähernd 700 Nettetaler Bürger fühlen sich der Gemeinde zugehörig. Sie hat sich der DITIB, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt der Religion, angeschlossen. "Sie bezahlt das Gebäude und den Hodscha oder auch Imam", erläutert Yavuz. Der schlichte Gebetsraum für die Männer und der für die Frauen im Obergeschoss könnten sicherlich auch prunkvoller sein. "Aber wir wollen keine Schulden machen", unterstreicht er. Eine Gebetszeile, die die frommen Muslime sprechen, lautet: "Lass mich das tragen, was ich tragen kann."

Zum Freitagsgebet kommen regelmäßig zweihundert und mehr Angehörige der Gemeinde. Nach dem Gebetsruf des Muezzins und genau festgelegten Gebetsriten beginnt Hodscha Abdul Celil Gürbüz seine Predigt. Er erklärt Passagen des Korans und überträgt sie in die heutige Zeit. Gürbüz ist erst seit gut einem Jahr in Deutschland. Der gebildete und sehr aufgeschlossene Mann lernt ehrgeizig die deutsche Sprache. Wie Priester christlicher Kirchen nimmt er intensiv seelsorgerische Aufgaben wahr, er besucht Familien in besonderen Lebenslagen, ist regelmäßig bei den Patienten im Krankenhaus.

Yavuz ist Vorsitzender des Integrationsrates. Er freut sich über jeden, der sich für seine Gemeinde interessiert, nicht nur an diesem Tag. "Wir heißen jeden willkommen, der uns besucht", unterstreicht er. Die Gemeinde freue es sehr, dass Grundschulen die Moschee besuchen. "Es ist bedauerlich, dass ältere Schüler, vor allem die Oberstufen, bisher nicht den Weg zu uns gefunden haben. Es wäre schön, wenn diese Initiative ergriffen würde", unterstreicht Tahir Yavuz.

(RP/rl)
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