Nettetal Ohne Geld Zukunft gestalten

Nettetal · Bürgermeister Christian Wagner lädt die Bürger für Mittwoch zu einem Forum über den Leitzielprozess 2015+ ein. Der Hauptausschuss legt dann die Kernziele fest. Dazu gehört ein strukturiertes Stadtentwicklungskonzept.

 Vor fünf Jahren kämpften Mitarbeiter von Rokal um den Erhalt des Standortes in Lobberich. Doch Konzernmutter Hansa entschied anders. Die einst hohe Zahl der Industriearbeitsplätze ist Vergangenheit.

Vor fünf Jahren kämpften Mitarbeiter von Rokal um den Erhalt des Standortes in Lobberich. Doch Konzernmutter Hansa entschied anders. Die einst hohe Zahl der Industriearbeitsplätze ist Vergangenheit.

Foto: Busch

Finanziell stehen der Stadt schwere Zeiten bevor. Das ist keine neue Nachricht, denn schon seit 20 Jahren hat Nettetal die Ausgaben ständig zurückgefahren, Schulden abgebaut und versucht, den Haushalt zu konsolidieren. Bürgermeister Christian Wagner weiß zwar ebenso wie der Rat, dass harte Einschnitte unvermeidbar sind, um die Handlungsfähigkeit zu erhalten. Aber "drastische Sparmaßnahmen würgen die Zukunftsfähigkeit ab", sagt Wagner.

Unter dem Leitsatz "Lebensqualität erhalten, Wirtschaft stärken, Kindern und Familien Chancen geben" geht die Stadt nun in die Endphase der von Wagner angestoßenen Leitzieldiskussion 2015+. Am Donnerstag befasst sich der Hauptausschuss mit dem Ergebnis, am Mittwoch, 30. November, sollen die Bürger noch einmal die Gelegenheit erhalten mitzureden.

Kein "Wünsch dir was"

Seit dem Frühjahr 2010 beschäftigt der Leitzielprozess die Stadt. In mehreren öffentlichen Veranstaltungen konnten Bürger und Interessenvertreter ihre Vorstellungen einbringen, letztlich nahmen 183 Nettetaler daran teil. Die Stadtverwaltung bündelte und sortierte rund 1200 Vorschläge und legte ein Gerüst an, das die Schwerpunkte künftigen Handelns aufnimmt. "Aus kleinem Geld können wir nicht ,Wünsch dir was' machen", warnte Wagner vor zu hochgesteckten Erwartungen, andererseits sucht der die Legitimation seitens Bürgerschaft und Rat, "politisches Handeln über Sparen hinaus" zu sichern. CDU und SPD haben richtungsweisende Anträge eingebracht: Über allem Handeln müssten die Stärkung der Wirtschaft und ihre gezielte Förderung stehen.

Nettetal hat den Strukturwandel mit dem Verlust einiger tausend Arbeitsplätze in der Textil- und Metallindustrie nur leidlich überstanden. Die Arbeitsplätze sind weg, die Bürger pendeln seither aus. Einen Ausgleich hat die Stadt nicht mehr schaffen können, sie leidet schon heute außerdem unter Fachkräftemangel. Da Nettetal aber auch vom Überschwappeffekt Düsseldorfs nicht profitiert – ganz anders als beispielsweise die Stadt Willich – muss die nachlassende Wirtschaftskraft anders reanimiert werden. Wagner bekennt sich zur Nähe zum Großraum Venlo, in dem in den kommenden Jahren einige Tausend neue Arbeitsplätze entstehen werden. Er ist zuversichtlich, dass das Gebiet Venete auch von dieser Nähe profitiert. Die Verzögerungen beim Bau der Autobahn haben Nettetal wertvolle Jahre gekostet, zumal keine anderen Flächen verfügbar waren.

Den Nettetalern ist aber auch ihr Naturraum wichtig. Seine Erholungsfunktion ist ein Faktor auch in der Wirtschaftsförderung – für Tourismus und die Ansiedlung von Betrieben und Wohngebieten in deren Sog. Daher wird die Stadt jetzt ein Entwicklungskonzept erarbeiten, das alle Faktoren berücksichtigt.

FRAGE DES TAGES

(RP)
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