Nettetal Pile Fabrics zieht um nach Lobberich

Nettetal · Das Textilunternehmen hat von der Hansa AG die ehemalige Rokal-Immobilie übernommen und wird hier produzieren.

 Symbolische Schlüsselübergabe für das ehemalige Rokal/Hansa-Gebäude (v. l.): Hansa-Vorstandsvorsitzender Christoph Marschall, Prokurist Rainer Boetzkes, Bürgermeister Christian Wagner, Herbert Fenkes und Hubert Wiesner.

Symbolische Schlüsselübergabe für das ehemalige Rokal/Hansa-Gebäude (v. l.): Hansa-Vorstandsvorsitzender Christoph Marschall, Prokurist Rainer Boetzkes, Bürgermeister Christian Wagner, Herbert Fenkes und Hubert Wiesner.

Foto: Busch

Die über 150 Jahre währende Geschichte der Textilindustrie in Lobberich schien Jahren beendet. Doch nun werden bald wieder Textilien hergestellt, ausgerechnet in Gebäuden und Hallen des früheren Armaturenproduzenten Hansa GmbH, der das Erbe der einstigen Rokal Armaturen GmbH übernommen hatte. Ironie der Geschichte: Es sind technische Textilien, die auch schon die 2004 in die Insolvenz gegangene Girmes GmbH in Oedt in ihrem Programm hatte.

Nach der Insolvenz nutzte Girmes-Mann Herbert Fenkes seine Kontakte zur Jemako International GmbH in Rhede, einem Hersteller von Reinigungstextilien und -mitteln. Mit Geschäftsführer Hubert Wiesner als finanzkräftigem Partner wurde die Pile Fabrics Viersen gegründet ("Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht"), die 2004 mit fünf Leuten ihre Produktion in einer gemieteten Halle an der Vorster Straße aufnahm. Damit hatte Jemako wieder einen wichtigen Lieferanten. Das heute 200 Mitarbeiter zählende Unternehmen nimmt inzwischen ein Drittel der Pile Fabrics-Produktion ab.

In Viersen werden nicht nur Plüsche und Velors für hochwertige Farbroller produziert, sondern auch Textilien für Filter und Waschstraßen oder für die Reinigung (Handschuhe, Wischmops) und Hebekissen für Passagierflugzeuge. Herbert Fenkes ist stolz: "Wir gehören weltweit zu den führenden Herstellern von dreidimensionalen technischen Geweben." Das Unternehmen ist schneller gewachsen als angenommen, so dass die Raumkapazitäten für 60 Mitarbeiter, davon 50 in der Produktion, zu klein wurden.

"Seit rund zwei Jahren haben wir gesucht", berichtete Fenkes. Der in der Textilbranche tätige Lobbericher Ortsvorsteher Harald Post machte ihn auf das Hansa-Gebäude aufmerksam. Seit September letzten Jahres wurde verhandelt, am Mittwoch ist der Kaufvertrag unterschrieben worden. Auf dem 20 000 m² großen Gelände stehen 14 000 m² für die Produktion zur Verfügung, 60 Prozent mehr als bisher. "Wir wollen natürlich weiter wachsen", erklärt Fenkes. Aus jetzt 8,5 Mio. Euro Umsatz sollen bald zehn oder mehr werden. Der Umzug wird bei laufender Produktion nach und nach erfolgen. Für Lobberich sind neue Maschinen bestellt, doch wird der Großteil von Viersen her verlagert. An Neueinstellungen ist zunächst nicht gedacht, zum Sommer werden zwei Auszubildende eingestellt – zu fünf schon vorhandenen. Das Unternehmen ist von der IHK Mittlerer Niederrhein 2009 als bester Ausbildungsbetrieb unter den Newcomern ausgezeichnet worden.

Für Bürgermeister Christian Wagner war der Vertragsabschluss von ganz besonderer Bedeutung, da "nach den schweren Schlägen der vergangenen Jahre wieder eine Textilfirma nach Lobberich kommt". Es sei wichtig, wirtschaftliche Entwicklung nicht nur in neuen Gewerbegebieten zu haben, sondern auch an alten Industriestandorten: "Ich hoffe, dass neues Leben hier bald einzieht." Da Nettetal mehrere dieser "kleinen, aber feinen Firmen, die ganz schnell gewachsen sind", habe, sei mittlerweile ein Aufwärtstrend spürbar: "Wir werden in den nächsten Monaten ähnlich gute Nachrichten von Firmen hören, die in ihren Standort investieren."

(mme)
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