Nettetal Realschule setzt auf Unterricht mit Lotta

Nettetal · Lehrerin Kathrin Francke bringt ihre Australian-Shepherd-Hündin mit zur Schule. Das fördere das Lernklima, sagt sie.

 Lehrerin Kathrin Funcke mit Lotta, die Streicheleinheiten von Felix, Celine und Felice (v.r.) erhält. Im Hintergrund Schulleiter Joachim Sczyrba. Fürs Foto durfte Lotta ausnahmsweise auf den Tisch.

Lehrerin Kathrin Funcke mit Lotta, die Streicheleinheiten von Felix, Celine und Felice (v.r.) erhält. Im Hintergrund Schulleiter Joachim Sczyrba. Fürs Foto durfte Lotta ausnahmsweise auf den Tisch.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Mit Lotta macht der Unterricht viel mehr Spaß. Das sagen Felice und Felix (beide 12) und Celina (11). Sie besuchen die sechste Klasse der Realschule Nettetal am Kornblumenweg in Kaldenkirchen — und freuen sich am meisten auf den Biologieunterricht bei Frau Funcke. Nicht so sehr wegen der Unterrichtsinhalte vielleicht oder wegen der Lehrerin, sondern wegen ihrer Co-Lehrerin Lotta.

Lotta ist ein Schulhund. Die Australian-Shepherd-Hündin geht überall dorthin, wo Kathrin Funcke gerade unterrichtet — und das sind in diesem Schuljahr Klassen des sechsten bis neunten Jahrgangs. Funcke unterrichtet Biologie und Sport — in die Turnhalle allerdings darf Lotta nicht mit. Wenn Frauchen Sport unterrichtet, hält Lotta ein Nickerchen im Lehrerzimmer.

Seit den Herbstferien besucht Lotta die Realschule in Kaldenkirchen. Die Hündin ist sieben Monate alt, und sie hat noch viel zu lernen — genau wie ihre Schützlinge in der Schule. Bei der Hundeschule "Dog-love" in Mönchengladbach beginnt Funcke im kommenden Frühjahr eine besondere Ausbildung mit Lotta. Die Hündin soll dort zum Beispiel lernen, die Gefühle von Kindern besser wahrzunehmen — und sich zum Beispiel bei dem Schüler auf die Füße zu legen, der gerade traurig ist und ein wenig Zuspruch braucht.

Immer mehr Schulen in Deutschland setzen Hunde ein — und das aus vielen Gründen. Hunde fördern das Lernklima, bieten den Schülern Entspannungsmöglichkeiten durch Schmusen und Streicheln. Gleichzeitig lernen die Schüler, sich an Regeln zu halten ("Alles, was auf dem Boden liegt, könnte Lotta essen — also besser nichts liegenlassen!"), und sie sind im Unterricht ruhiger und konzentrierter. Das zeigen Studien zur tiergestützten Pädagogik in der Schule. Lehrerin Kathrin Funcke bestätigt das: "Mit Lotta in der Klasse kriege ich 20 Prozent mehr Unterrichtsstoff in eine Stunde, weil die Schüler aufmerksamer und glücklicher sind", sagt die 28-Jährige. Durch das Streicheln des Hundes schütte der Körper Glückshormone aus, "und Schüler, die glücklich sind, lernen auch besser".

Schulleiter Joachim Sczyrba ist, wie Lotta, seit den Herbstferien neu an der Schule. Auch er ist begeistert von der kleinen Hündin mit den keck abstehenden Ohren: Immer wieder streicht er ihr sanft über den Kopf, spricht sie an. Bevor Lotta ihren ersten Schultag hatte, wurden Lehrer und Eltern befragt, ob ein Schulhund in Ordnung sei. Dann gab die Schulkonferenz grünes Licht. "Ich bin mit Hunden aufgewachsen", erzählt Funcke, "aber ich hätte mir Lotta nie angeschafft, wenn ich sie nicht hätte mitbringen können." Einen Hund den ganzen Tag allein zu Hause lassen — nein, das hätte sie nicht gewollt.

Überwiegend nähmen die Schüler die Anwesenheit des Hundes sehr positiv auf, freuten sich, wenn sie mit Sechstklässlerin Felice, der "Schulhundbeauftragten", und Lotta in der Pause Gassi gehen dürfen, erzählt Funcke. Vor dem Unterricht frage sie, ob ein Schüler Angst habe, dann bleibe der Hund an der Leine. Abgefragt wird auch, ob ein Schüler allergisch auf Hunde reagiert. Das sei selten — allergische Reaktionen auf Katzen sind weiter verbreitet.

Vielen Schülern tue es gut, mit dem Hund zu kuscheln — eine Erfahrung, nach der sich nicht nur Kinder sehnen. Immer mehr Hunde werden auch in Seniorenheimen im Besuchsdienst eingesetzt. Lottas Bruder etwa "arbeitet" in Viersen in einem Altenheim. FRAGE DES TAGES

(RP)
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