Nettetal Sonntags alle nach Venlo

Nettetal · Die Stadt an der Maas wird voraussichtlich zulassen, dass die Geschäfte an allen Sonntagen öffnen. Der Einzelhandel in Nettetal und der Einzelhandelsverband reagieren erschrocken. Sie fürchten Abfluss von Kaufkraft.

 Der Maasboulevard wurde erst vor wenigen Wochen mit großem Spektakel offiziell eröffnet.

Der Maasboulevard wurde erst vor wenigen Wochen mit großem Spektakel offiziell eröffnet.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Venlo Ab dem Jahreswechsel wird Venlo zur offenen Stadt: Die Geschäfte werden dann an sieben Tagen in der Woche geöffnet haben. Im November wird darüber der Rat beschließen, dass er mehrheitlich zustimmen wird, dürfte sicher sein. Der Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes Krefeld-Kempen-Viersen, Markus Otterbach, zeigte sich gestern "betroffen". Die erweiterten Öffnungszeiten werden sich nach seiner Auffassung über den Grenzraum hinaus bis ins Rhein-Ruhr-Gebiet auswirken.

Gesetz macht's möglich

Venlo beruft sich auf eine Änderung des niederländischen Ladenschlussgesetzes und auf die Folgen der Neugliederung. Bisher waren dem Handel zwölf verkaufsoffene Sonntage zugestanden worden. Das neue Gesetz macht es möglich, an allen 52 Sonntagen im Jahr Geschäfte offen zu halten. Venlo erfüllt nämlich die Voraussetzung, nicht nur von Kauftouristen besucht zu werden, sondern einen nennenswert hohen Anteil von reinen Touristen anzuziehen.

Wirtschafts-Wethouder Stephan Satijn ist sich dessen bewusst, dass die erweiterten Öffnungszeiten Fürsprecher und Gegner haben. Gerade darum habe die Stadt die Ausgangslage sehr genau prüfen lassen. Die Stadt wolle die Geschäfte von Unternehmern nicht verhindern. Sie müssten sich allerdings untereinander verständigen und verbindliche Absprachen mit dem Zentrums- und Veranstaltungsmanagment der Stadt treffen.

Er sei darüber beunruhigt, gestand gestern Einzelhandels-Geschäftsführer Markus Ottersbach. "Hier gilt leider nationales und nicht EU-Recht. Das ist gerade in grenznahen Gebieten gar nicht gut und führt zu einem kaum beeinflussbaren Abfluss von Kaufkraft." Die heute geltenden Regelungen zur Ladenschlusszeit gingen an der Realität vorbei, auch die Argumente von Kirchen und Gewerkschaften hielten gesellschaftlicher Wirklichkeit nicht stand. "Die Leute entscheiden, wann sie einkaufen. Ich sehe eine Überforderung der Politik, mit der Offenheit von Grenzen und Kommunikation umzugehen."

Mit Unbehagen verfolgt die Nettetaler Geschäftswelt die Entwicklung: "Den Beschluss können wir ja nun mal nicht ändern. Jedoch beunruhigt uns diese Entscheidung schon. Falls Venlo jetzt jeden Sonntag öffnen würde, würde es Kunden abziehen. Es gibt sicherlich ganze Familien, auch viele junge Leute sind mobil, die das "Sonntagsangebot" in Roermond und Venlo nutzen werden, um shoppen zu gehen. Das betrifft alle unsere Branchen", erklärte gestern Claudia Willers von Kaldenkirchen Aktiv. Lobberichs Werbering-Vorsitzender Norbert Backes ist "grundsätzlich" gegen Sonntagsöffnung. Auch er fürchtet, dass verkaufsoffene Sonntage in Venlo sich negativ auf Nettetals Handel auswirken werden.

FRAGE DES TAGES

(RP/rl)
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