Nettetal Stadt ringt um die Zukunft ihrer Schulen

Nettetal · Weil die Zahl der Kinder sinkt, ist die gesamte Schullandschaft in Nettetal in Bewegung. Im Rathaus will man alle neun Grundschulen erhalten. Ohne Zugeständnisse wird dies aber nicht möglich sein.

Viel Zeit zum Ausspannen hatte der Fachbereich Schule in den Ferien nicht. Bis Mitte Oktober müssen die Vorbereitungen zu einer entscheidenden Sitzung des Schulausschusses getroffen sein: Es geht um die Zukunft der neun Grundschulen, um die Förderschulen in Nettetal und um die Inklusion.

Vor den Ferien war es der Stadt unter Aufbietung aller Kräfte und auf Druck aus der Bevölkerung gelungen, die katholische Grundschule (KGS) in Leuth als Standort im Verbund mit der KGS Jahnstraße in Kaldenkirchen zu erhalten. Fast vergessen schien da schon, dass Monate zuvor Entscheidungen über die weiterführenden Schulen gefällt worden waren: Das gegliederte Schulsystem mit Haupt-, Realschule und Gymnasium sowie das integrierte System Gesamtschule sind – zunächst einmal – gesichert.

Die Gesamtschule hat seit diesem Schuljahr einen zusätzlichen fünften Zug. Für die nun offiziell erweiterte Oberstufe erhielt sie weitere vier Räume. Allerdings fiel auch notgedrungen der Beschluss, die Hauptschule Lobberich auslaufen zu lassen. Hier hat bereits eine andere Zukunft begonnen: Die Stadt errichtet eine Kindertagesstätte mit Plätzen für Kleinkinder unter drei Jahren auf dem Gelände. Schuldezernent Armin Schönfelder berichtet, dass sich die Stadt nach Möglichkeiten umschaut, das demnächst leerstehende Schulgebäude anders zu nutzen. Das Notkrankenhaus im Keller lässt wenig Spielraum. Es gibt wohl konkrete Gespräche für einen Teilbereich, Einzelheiten mochte Schönfelder im Augenblick aber nicht nennen.

Dies alles hat seine Ursachen darin, dass der Stadt die Kinder ausgehen. Dies wirkt sich längst auf die Grundschulen aus. Leuth war nur der Anfang, es wackelt überall. "Das Land hat zwar die Mindestzahl der der Schüler für eine Klasse von 18 auf 15 gesenkt, aber gleichzeitig mit der Festlegung der kommunalen Klassenrichtzahl ein sehr enges Korsett eingerichtet", erklärt Schönfelder. Dahinter steckt ein anderes Dilemma: Im Land fehlen Lehrer. Also hat man nach einem Berechnungsschlüssel eine Obergrenze für die Anzahl der Klassen im Grundschulbereich für die ganze Stadt festgezurrt.

Das führt schon jetzt zu kuriosen und bei Eltern mit wachsendem Unmut aufgenommenen Entwicklungen. Es wird Schulen mit 15er-Klassen ebenso geben wie andere mit 29er-Klassen. "Wir haben nach den bisherigen Berechnungen in den kommenden Jahren immer eine Klasse mehr", erklärt Schönfelder. Wie sich das Ungleichgewicht austarieren lässt, muss er der Politik demnächst erläutern. Gleichzeitig geht es darum, wie die neun Grundschulen insgesamt überleben. In Lobberich, Breyell und Kaldenkirchen gibt es je zwei Grundschulen, von denen jeweils eine nach den Anmeldezahlen bedenklich weniger Schüler haben wird. In Breyell wird seit Monaten hinter verschlossenen Türen und in wechselnder Zusammensetzung gerungen. Die Gemeinschaftsgrundschule ist stabil, die KGS sehr labil, und in die Überlegungen einbezogen ist auch die KGS Schaag. Der Schülerschwund macht auch dem Verbund der KGS Kaldenkirchen mit der KGS Leuth schwer zu schaffen. So wird im Rathaus zurzeit viel ge- und berechnet, um einerseits möglichst Schulen zu erhalten, andererseits aber den Kindern gerecht zu werden und immer mit Blick auf die Lehrerversorgung.

FRAGE DES TAGES

(RP)
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