Nettetal Vorwürfe werden lauter

Nettetal · Nach der Kritik des Katholikenrats melden sich nun mehr Viersener Bürger zu Wort, die negative Erfahrungen mit der Bearbeitung ihrer Anträge zum Bildungs -und Teilhabepaket (BuT) durch das Jobcenter gemacht haben.

 Das Jobcenter hatte sich diese Woche noch gegen die Kritik des Katholikenrats gewehrt. Personelle Engpässe ließen eine schnellere Bearbeitung der Anträge nicht zu, teilte Geschäftsführer Stephan Röttges mit.

Das Jobcenter hatte sich diese Woche noch gegen die Kritik des Katholikenrats gewehrt. Personelle Engpässe ließen eine schnellere Bearbeitung der Anträge nicht zu, teilte Geschäftsführer Stephan Röttges mit.

Foto: Busch

Kreis Viersen Die Vorwürfe gegen das Jobcenter bezüglich der schleppenden Bearbeitung der Anträge zum Bildungs- und Teilhabepaket erhärten sich. Neben Sozialarbeiter Jo Greyn (die RP berichtete) berichten nun auch andere Bürger über ähnliche Erfahrungen mit der Behörde.

Renate M. (Name von der Redaktion geändert) stellte für ihren Sohn im Juli 2011 einen Antrag auf Übernahme von Nachhilfekosten. Da sie bis Anfang dieses Jahres immer noch keine Antwort seitens der Behörde erhalten hatte, ging sie in Vorleistung bei der Schülerhilfe Viersen. 118 Euro kostet die Nachhilfe dort jeden Monat, für einen Hartz IV-Empfänger eine Menge Geld.

Antrag abgelehnt

Mehrfach wendete sie sich telefonisch an das Jobcenter, mit der Bitte, ihren Antrag schnell zu bearbeiten. Nichts geschah. Am 30. Januar kam dann endlich die lang ersehnte Antwort des Jobcenters. Doch die fiel negativ aus: Ihr Antrag auf Übernahme der Nachhilfekosten wurde abgelehnt. "Da im ersten Schulhalbjahr dem Grunde nach keine Gefährdung der Versetzung vorliegen kann, ist ihr Antrag abzulehnen", so der Wortlaut in der Begründung.

"Das ist doch wirklich unglaublich. Wie soll mein Sohn denn seine großen Lücken innerhalb weniger Wochen aufholen?", fragt Renate M. Vor zwei Wochen reichte sie einen schriftlichen Widerspruch ein. "Meine Kinder sollen sehen, dass es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn man leider zu den Ärmsten der Gesellschaft gehört", hat sich Renate M. vorgenommen.

Detlev Schürmann vom Betreuungsdienst "Wegweiser" für psychisch Kranke und Suchtpatienten in Kempen hatte für ein psychisch krankes Ehepaar mit 15-jährigen Zwillingen im April 2011 Anträge auf Übernahme von Nachhilfe, Sportvereinsbeiträgen sowie für eine Klassenfahrt eingereicht. "Bisher sind diese Anträge nicht beschieden worden", so Schürmann, der lange als Psychiatrie- und Suchtkoordinator beim Kreis arbeitete.

"Als ich dann mit einer Untätigkeitsklage gedroht habe, versuchte das Jobcenter, uns den schwarzen Peter zuzuschieben. Wir hätten angeblich nicht alle Unterlagen eingereicht", erzählt Detlev Schürmann. Anfang Februar reichte Schürmann schließlich Klage ein.

Er wandte sich auch an den Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer. "Für uns hat es den Anschein der Methodik, um Berechtigte von der Antragstellung abzuhalten", so Schürmann. Schummer hat sich zu einem Gespräch Mitte März in Schürmanns Geschäftsräumen bereit erklärt. Am kommenden Dienstag, 28. Februar, 18 Uhr, berät der Kreissozialausschuss im Kreishausforum über das Thema.

(RP)
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