Viersen Abriss auf Eis gelegt

Viersen · Der geplante Abriss der alten Villa an der Josefstraße in der Viersener Südstadt ist vorerst verschoben. Der Petitionsausschuss des Landtags wird sich Mitte Oktober damit befassen. Gegner hatten ihn angerufen.

 Gegner des Abrisses der alten Pongs-Villa haben im Hauseingang ein Mahnmal für verschwundene historische Gebäude in Viersen errichtet. Jedes Kreuz soll an ein abgerissenes Haus erinnern.

Gegner des Abrisses der alten Pongs-Villa haben im Hauseingang ein Mahnmal für verschwundene historische Gebäude in Viersen errichtet. Jedes Kreuz soll an ein abgerissenes Haus erinnern.

Foto: BUSCH

Das Haus aus der Gründerzeit hat schon bessere Tage gesehen. Die hochherrschaftliche Villa in der Viersener Südstadt wurde einst von der Unternehmerfamilie Pongs (Pongs & Zahn) bewohnt. Die Firma gibt es schon lange nicht mehr, die Villa schon. Und die hat nach dem Auszug der Familie Pongs eine wechselvolle Geschichte erlebt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war dort vorübergehend die Viersener Polizei untergebracht. Deshalb wird das Haus auch "Polizei-Villa" genannt. Danach — mittlerweile im Besitz der Stadt — lebten dort auch Asylbewerber und Flüchtlinge. Mittlerweile ist von dem Glanz frühere Jahre bei dem Gebäude an der Ecke Josef- und Gereonstraße kaum noch etwas spürbar. Das Wohnhaus ist verkommen, dem Verfall preisgegeben. Kein Wunder. Den seit Jahren steht fest, dass die Villa dem planten Weiterbau des Innerstädtischen Erschließungsrings weichen muss.

Maaßen im Ausschuss

Der Abriss stand bis vor wenigen Tagen fest. Im Oktober sollten die Bagger das Gebäude einreißen. Nun ist die von der Stadt geplante Aktion vorerst auf Eis gelegt. Wie Stadtbaurat Gerd Zenses am Donnerstagabend im Ausschuss für Stadtentwicklung und -planung mitteilte, haben Viersener Bürger den Petitionsausschuss des NRW-Landtages angerufen.

Der soll prüfen, ob der geplante Abriss rechtens ist oder die alte Pongs-Villa doch erhalten werden muss. Der Gremium, dem unter anderen die Viersener Landtagsabgeordnete der Grünen, Martina Maaßen, angehört, nimmt den Antrag im Rahmen eines Dringlichkeitsentscheides bereits auf die Tagesordnung seiner nächsten Sitzung am 18. Oktober. Der Aussschuss tagt nicht-öffentlich.

Bis dahin ist der von der Stadt geplante Abriss des Gebäudes ausgesetzt. Deshalb vertagte der Entwicklungsausschuss auch seine Entscheidung, dem Abriss zuzustimmen.

Für die Gegner der Aktion — zu ihnen zählen Mitglieder der "Alternative in petto" — ist das zumindest ein Teilerfolg. Obwohl seit Jahren praktisch feststeht, dass die Villa dem Straßenbau weichen muss, hatten sich zuletzt Gegner neu formiert und für den Erhalt des Hauses gestritten.

Die Viersener Grünen wollten die Verwaltung prüfen lassen, ob das Haus zu vermieten wäre. Einige Mietinteressenten, die der Alternative und den Grünen nahe stehen, haben sich bereits bei der Stadt gemeldet. Eine Vermietung dürfte allerdings schwierig werden. Das Gebäude ist nach Jahren des Leerstandes in einem äußerst schlechten Zustand. Nicht nur die Fenster und Türen sind zugemauert. Nach Angaben von Stadtbaurat Zenses sind längst sämtliche Versorgungsleitungen gekappt.

Seit vergangenem Sonntag ist der zugemauerte Hauseingang zu einer Art Mahnmal für historische Gebäude in Viersen, die im Laufe der vergangenen Jahre verschwunden sind, geworden. Gegner des Abrisses hatten im kleinen Demonstrationszug in der Südstadt symbolisch Friedhofskreuze für die Gebäude aufgestellt. Diese stehen jetzt im Eingang der Pongs-Villa.

(RP/rl)
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