Viersen Anwohner empört: Stadt fällt weiter

Viersen · Einige Viersener und der Bund für Umwelt und Naturschutz sind empört. Die Stadt hat in den vergangenen Wochen viele Bäume gefällt. Der Beghinenhof und der Klosterweiher sind nun kahl.

 Den Anwohnern Am Klosterweiher fehlen ihre Bäume. Sie wurden in den vergangenen Tagen gefällt. Die Stadt erklärt, sie wolle Platz machen für die Umgestaltung dieses Teils der Südstadt.

Den Anwohnern Am Klosterweiher fehlen ihre Bäume. Sie wurden in den vergangenen Tagen gefällt. Die Stadt erklärt, sie wolle Platz machen für die Umgestaltung dieses Teils der Südstadt.

Foto: Busch

"Ich hätte weinen können, als ich das gesehen habe. Ich bin schockiert", sagt Gabriele Payandeh. Sie wohnt seit 20 Jahren am Beghinenhof und liebte dieses grüne Fleckchen in der Viersener Innenstadt. Doch grün ist es hier nicht mehr. Wo einst Bäume und Sträucher standen, herrscht gähnende Leere. Die Bäume am Beghinenhof und Am Klosterweiher sind weg. Die Stadt hat sie in den vergangenen Tagen gefällt, weil sie Platz machen wollte für die Umgestaltung dieses Bereichs der Südstadt.

Mit den grünen Riesen verschwanden auch Vögel wie Rotkehlchen und Zaunkönig, die sonst gerne das Futter von Payandeh gefressen haben. "Die Vögel kamen im Winter. Sie brüteten im Sommer hier. Doch wo sollen sie nun hin? Hier ist ja nichts mehr", sagt die Viersenerin.

Nicht nur sie alleine schüttelt über die Rodungsmaßnahme der Stadt Viersen den Kopf. Auch Manfred Dömke, der ebenfalls am Beghinenhof wohnt, ist entsetzt. Er beklagt auch, dass es keine Ankündigung gegeben hat. "Wir sind über die Aktion hier nicht informiert worden. Im Sommer saß es sich herrlich schattig auf den Bänken. Aber das war einmal", sagt er.

Die Stadt Viersen indes verweist auf die geplante Umgestaltung Beghinenhof/Am Klosterweiher im Rahmen des Projektes Südstadt. Am Klosterweiher soll das Umfeld der Kapelle so umgestaltet werden, dass ein Platz entsteht, der Aufenthaltsqualität haben soll. Zwischen dem Radweg an der Hohlstraße und dem Beghinenhof selbst soll die Böschung entfernt und der Eingangsbereich durch zwei Plätze ersetzt werden.

Das Land bezahlt einen Großteil des Projekts. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Kreis und Stadt Viersen (BUND) kann das nicht verstehen: Hier würden Landesmittel verschleudert, die seiner Einschätzung nach woanders sinnvoller eingesetzt werden könnten.

Aber nicht nur in der Südstadt kreist die Säge. Rosi Lehmann berichtet von Fällungen in Süchteln, unter anderem an der Niers, am Radweg nach Grefrath und der Tönisvorster Straße. Claudia Sick wohnt im Sittard. Auch sie verfolgte ungläubig, wie in ihrem Wohnumfeld gerodet wurde. "Die Arbeiter haben wie die Wahnsinnigen gerodet. Für mich sieht das nicht nach fachmännischer Arbeit aus, sondern nach Willkür. Es ist an vielen Stellen so stark gelichtet worden, dass ich mich frage, ob da noch etwas wächst", sagt sie.

An der Berliner Höhe bietet sich das gleiche Bild. "Die Vögel haben doch überhaupt kein Rückzugsgebiet mehr. Ich frage mich, ob diese furchtbaren Rodungen sein müssen. Ich weiß nicht, was mit der Stadt Viersen los ist und wie die Politik dahinter stehen kann", sagt Rosi Klemm, die an der Berliner Höhe wohnt. Die Stadt erklärt, die Bäume würden jahreszeitgemäß zurückgeschnitten.

Nach den Fällaktionen am Beghinenhof beklagen die Anwohner, dass es in ihrem Wohnumfeld viel lauter geworden sei. Baum- und Strauchwerk schützten bisher vor Lärm und Abgasen von der Straße. Ein kleiner Trost könnte ein Versprechen der Stadt sein: Sie sagte zu, die gefällten Bäume durch neue zu ersetzen. FRAGE DES TAGES

(tref)
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