Schwalmtal Barbara K.: Vorwürfe gegen die Polizei

Schwalmtal · Die Tochter des Amok-Rentners von Amern, Barbara K. (46), erhebt nach der Zwangsräumung ihres Hauses am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen die Polizei (die RP berichtete). "Man hat mich behandelt wie eine Schwerverbrecherin", klagt Barbara K.

 Am Mittwoch wurde das Amok-Haus in Amern geräumt.

Am Mittwoch wurde das Amok-Haus in Amern geräumt.

Foto: Anne Goch

Sie war am Dienstagvormittag von Spezial-Einsatzkräften der Polizei im Ortskern von Amern festgesetzt worden. Dabei waren die Seitenscheiben ihres Autos zu Bruch gegangen. Sie habe in ihrem Erschrecken den Knopf für die Türöffnung nicht gefunden, sagt Barbara K., "und dann klirrte es schon."

Danach sei sie mit Handschellen gefesselt im Streifenwagen zum Polizeipräsidium gebracht worden. "Ich war über und über voller Glas, auch am Hals und im Gesicht, ich durfte nichts wegmachen." Sie habe dadurch Verletzungen davongetragen. "Und niemand wollte mir sagen, was die eigentlich von mir wollen, das habe ich erst in Viersen erfahren." Sie habe das so verstanden, dass man verhindern wolle, dass sie noch einmal in das Haus zurückkehrt, "das durfte ich erst nach massiver Intervention".

Justiz bat um Amtshilfe

Die Polizei habe, so ihre Sprecherin Antje Heymanns, nachdem die Justiz sie für die Zwangsräumung um Amtshilfe gebeten hatte, eine Gefahrenanalyse erstellt - mit eindeutigem Ergebnis: "Eine Gefährdung durch die letzte Bewohnerin des Hauses war zu befürchten", sagt Heymanns. Man habe die Vorgeschichte gewertet, die auch die Tatsache beinhalte, dass Barbara K. und ihre Mutter mit im Haus waren, als Hans P. am 18. August 2009 dort drei Menschen erschoss. Damals hatte die Staatsanwaltschaft auch gegen die beiden Frauen ermittelt. "Das Ergebnis dieser Ermittlungen ist der Polizei nicht bekannt", so Heymanns weiter.

Es sei richtig, dass die Einsatzkräfte die Seitenscheiben des Autos eingeschlagen haben. Die Frau habe sich nicht kooperativ gezeigt. Auch die Handfesseln seien notwendig gewesen — zur Eigensicherung der Beamten. Dass sie sich aber nicht von den Glassplittern habe befreien können, stimme nicht. Noch in Amern habe eine Polizeibeamtin für eine erste Reinigung gesorgt. Gründlich hätte sie sich dann in Viersen reinigen können. Verletzungen seien für die Beamten nicht sichtbar gewesen. Man habe, als Barbara K. über Kreislaufprobleme klagte, sogar angeboten einen Arzt zu holen, was die Frau abgelehnt habe. Schließlich seien Beamte nach Amern gefahren, um ihr die gewünschten Medikamente aus dem Haus zu holen.

Dorthin habe sie die Polizei sogar zurückgebracht und ihr die Möglichkeit gegeben, weitere Gegenstände einzupacken und mitzunehmen. Am Abend hätten Barbara K. und ihre Familie das Haus verlassen. Mittwochmorgen räumten dann Möbelpacker unter Polizeischutz das Haus.

(RP)
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