Viersen "Bracht soll lebenswert bleiben"

Viersen · Interview Am Donnerstag um 20 Uhr gibt es eine Bürgerversammlung im Bürgersaal an der Marktstraße. Dort können die Brachter sagen, wie sie sich ihren Ort wünschen. Daraus soll ein Dorfentwicklungsplan entstehen. Die Stadtplanerin Astrid Urgatz begleitet die Veränderungen.

 Seit einigen Monaten steht auch der Schlecker-Markt in Bracht leer, so wie viele andere Geschäfte im Ort. Stadtplanerin Astrid Urgatz will mit den Brachtern Ideen entwickeln, damit der Ort dauerhaft lebenswert ist.

Seit einigen Monaten steht auch der Schlecker-Markt in Bracht leer, so wie viele andere Geschäfte im Ort. Stadtplanerin Astrid Urgatz will mit den Brachtern Ideen entwickeln, damit der Ort dauerhaft lebenswert ist.

Foto: Kretzschmar

Wie sieht Bracht in zehn Jahren aus?

 Astrid Urgatz begleitet die Dorfentwicklung Brachts.

Astrid Urgatz begleitet die Dorfentwicklung Brachts.

Foto: KN

Urgatz Das kann ich nicht sagen. Die Bürger bringen ihre Vorstellungen ein. Ich zeige ihnen Wege, wie ihre Visionen Wirklichkeit werden könnten, entwickle die Visionen aber nicht.

Welchen Eindruck haben Sie von Bracht?

Urgatz Bracht ist ein beschaulicher, attraktiver Ort. Es gibt überall Bäume, das bringt viel Flair.

Warum sollte Bracht dann schöner werden?

Urgatz Hier muss man mit dem Begriff aufpassen. Es geht hier nicht um Dekoration. Und unter Schönheit versteht jeder etwas anderes. Uns geht es um Identifikation mit dem Ort. Wir wollen, dass die Brachter Ideen entwickeln, wie ihr Ort für sie dauerhaft lebenswert ist.

Sind Ihnen im Ort Stellen negativ aufgefallen?

Urgatz Es gibt vernachlässigte Ecken. Gebäude stehen leer, auf einigen Grundstücken herrscht gähnende Leere. Gerade an den Ortszugängen ist mir die Vernachlässigung aufgefallen. Sie ist aber nicht ausgeprägt – es ist gut, dass die Gemeinde sich frühzeitig kümmert. Dann hat sie mehr Möglichkeiten.

Viele Brachter wünschen sich Geschäfte. Nur: Wären die Geschäfte nicht längt da, wenn sie sich lohnen würden?

Urgatz Ich bin Stadtplanerin, keine Wirtschaftsfachfrau. Ich kann planerische Wege aufzeigen, zum Beispiel bei dem Aspekt Warenangebot und Verkehr, also dabei, wo Fahrzeuge entlangfahren und wie etwa Straßen verlaufen.

Veränderungen kosten oft Geld. Im Brüggener Ortsteil Bracht beziehen aber viele Menschen Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld. Gehen Sie darauf ein?

Urgatz Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht die wirtschaftliche Lage eines Orts entscheidend dafür ist, wie sich der Ort entwickelt. Das hängt auch davon ab, ob und wie sich Menschen einbringen.

Und wenn nur die "üblichen Verdächtigen" mitmachen?

Urgatz Wir laden breit ein. Wir werden bei keinem Workshop und keiner Versammlung Eintritt erheben. Es kann wirklich jeder kommen. Es ist aber auch wichtig, dass die Menschen mitmachen, die sich häufig engagieren. Diese Menschen sind sehr wichtig für einen Ort. Sie schaffen es oft, Dinge anzupacken und etwas zu verändern.

In Bracht leben viele Familien mit Kindern. Wie sprechen Sie sie an?

Urgatz Ich hoffe, dass zur Bürgerversammlung auch Eltern kommen.

Und darüber hinaus?

Urgatz Wir müssen abwarten, welche Anregungen kommen. In Born, wo es ja auch eine Dorfentwicklung gab, haben wir in einer Schule Heimatkundeunterricht gegeben und zum Beispiel erzählt, welche Geschichte einzelne Gebäude dort haben. Das kann die Identifikation der Kinder mit ihrem Ort verstärken.

Was ist passiert, als Sie weg waren?

Urgatz Ich weiß, dass es danach Dorfführungen gab. Vielleicht haben auch Lehrer das Wissen behalten, so dass sie es anderen Kindern weitergeben konnten. Ich war aber kürzlich in Born – der Ort hat sich zum Positiven verändert. Es fällt vor allem der Kirchplatz auf. Der sieht übrigens ganz anders aus, als ich ihn skizziert habe.

Ärgert Sie das?

Urgatz Natürlich nicht! Wir haben den Platz nach Ideen skizziert, die wir in einem Workshop hatten, der einige Stunden dauerte. Die Borner haben diesen Entwurf gründlich weiterentwickelt. So soll es sein, die Entwürfe sind ein Arbeitsbuch, man kann sie ändern. Außerdem sollen soll der Dorf-Innenentwicklungsplan die Möglichkeit eröffnen, Fördermittel zu erhalten.

Constanze Kretzschmar führte das Interview.

(RP)
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