Kreis Viersen Brüssel fördert Bahnausbau

Kreis Viersen · Grenznahe Räume haben in Europa besonders gute Entwicklungs-Chancen. Der Europa-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz (CDU) fürchtet allerdings, dass am Niederrhein die Konzepte und die treibenden Kräfte fehlen.

 Europa lebt auch von der Mobilität seiner Bürger. Dazu sollten Schienenwege leistungsfähig ausgebaut werden. Der Europa-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz besuchte gestern die RP-Redaktion in Viersen.

Europa lebt auch von der Mobilität seiner Bürger. Dazu sollten Schienenwege leistungsfähig ausgebaut werden. Der Europa-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz besuchte gestern die RP-Redaktion in Viersen.

Foto: Busch

Der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Kaldenkirchen und Dülken wird an Brüssel nicht scheitern — im Gegenteil. Auf europäischer Ebene wartet man dringend darauf, dass er möglichst schnell in die Tat umgesetzt wird. Dies unterstrich am Dienstag bei seinem Besuch der Rheinischen Post in Viersen der Europa-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz (CDU). Der Parlamentarier hegt aber auch die Befürchtung, die Region könnte die Dynamik grenzüberschreitender Entwicklungen falsch einschätzen und dauerhaft verpassen.

Das RoCK-Projekt (Region of Connecting Knowledge) sei der Leuchtturm des Zusammenwirkens von europäischen Großräumen, erklärte Florenz. Die Regionen Eindhoven und Venlo wollen die schnelle Verbindung auf der Schiene mit Mönchengladbach und Düsseldorf herstellen. Später sollen Züge bis Den Haag fahren.

Regionen müssen handeln

Vertreter aus den Niederlanden und Deutschland hatten vor einigen Monaten gegenüber Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gemeinsam den Wunsch vorgetragen, die Lücke in der Zweigleisigkeit zu schließen und das Projekt im Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen. Florenz bedauert sehr, dass er nicht zu dieser Runde eingeladen wurde, zumal er mittlerweile auch dem Verkehrsausschuss des EU-Parlaments angehört. Der Parlamentarier bestätigte, dass das Projekt wie etliche andere auch, von den Niederländern mit großer Überzeugung initiiert und vorangetrieben werde. Diesen Schwung vermisse er auf deutscher Seite. Zwar fördere Brüssel das Vorhaben, aber "Ausführende sind die Regionen".

"Wir erlauben uns den Luxus des nicht-gemeinschaftlichen Handelns", stellte Florenz fest. Auf deutscher Seite treffe er in Politik und Verwaltung auf eine Mischung aus Arroganz und Ignoranz gegenüber den Chancen in Europa. So seien Verkehrsplanung und vor allem der Umgang mit Schienenwegen unverändert nationalstaatlich ausgerichtet. Die in europäischen Ländern verbreitete Haltung "wer in meinem Land fährt, das bestimmen wir", sei bedauerlicherweise auch bei der Deutschen Bahn AG anzutreffen.

Florenz rät dringend dazu, im grenznahen Raum Netzwerke nicht nur in der Wirtschaft zu entwickeln. Nach seiner Wahrnehmung sind viele europäische Länder und auch die EU in Brüssel intensiver mit den Folgen der demografischen Veränderung befasst als Deutschland. Er rechne damit, dass der Vorsprung früh aufgestellter Konzepte Wirkung zeigen werde. Dies könne eine unangenehme Sogwirkung für jene Länder haben, die später, womöglich zu spät handeln. Junge, gut ausgebildete Menschen seien nicht mehr unbedingt an ihre Heimatregion und auch nicht an ihr Herkunftsland gebunden. Sie suchten Chancen dort, wo sie ihnen geboten würden.

(RP/ac)
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