Viersen Hilfe mit Verspätung

Viersen · Ein Unfall in Hehler, bei dem ein Motorradfahrer schwer verletzt wurde, belastete vor allem die Ersthelfer. Es dauerte fast 40 Minuten, bis die Polizei die ganze Unfallstelle im Griff hatte. Der Grund: komplizierte Zuständigkeiten.

 Ein Unfall, zwei Zuständigkeitsbereiche: Das Unfallauto steht auf der Landstraße, wo die Kreispolizei zuständig ist. Das Motorrad aber liegt in der Autobahnauffahrt – das ist Sache der Autobahnpolizei.

Ein Unfall, zwei Zuständigkeitsbereiche: Das Unfallauto steht auf der Landstraße, wo die Kreispolizei zuständig ist. Das Motorrad aber liegt in der Autobahnauffahrt – das ist Sache der Autobahnpolizei.

Foto: Polizei

Es war früh am Morgen, als Stephanie Fischer den Motorradfahrer im Gras liegen sah. Die Schwalmtalerin war auf der Landstraße 371 in Hehler auf dem Weg zur Arbeit, als sie am vergangenen Dienstag an dem Unfall vorbeikam, bei dem ein Motorradfahrer schwer verletzt wurde. Eine Autofahrerin hatte beim Abbiegen in die Auffahrt zur A 52 Richtung Düsseldorf einen entgegenkommenden Motorradfahrer angefahren. Wie Stephanie Fischer, Unfallbeteiligte und Helfer feststellen mussten: Es kann mitunter dauern, bis Hilfe naht, wenn zwei Dienststellen für einen Unfall zuständig sind.

Um 7.35 Uhr fährt Stephanie Fischer an der Unfallstelle vorbei. Sie hält an und hilft dem Verletzten zusammen mit weiteren Autofahrern. Nach wenigen Minuten wundert sie sich: Keine Polizei vor Ort, und die Unfallstelle ist nicht gesichert. Sie zieht ihre Warnweste an, stellt das Warndreieck auf und beginnt, andere Autofahrer zu warnen. Doch es dauert, bis die Beamten kommen.

Das Problem: Der Unfall passierte genau auf dem Übergang zwischen Landstraße und Autobahnauffahrt. Für die Landstraße ist die Kreispolizei zuständig, für die Autobahnauffahrt aber die Autobahnpolizei. Die wird um 7.36 Uhr von "Viktor" über den Unfall informiert und braucht einige Zeit zum Unfallort. "Viktor" ist der Funkrufname der Polizeileitstelle in Viersen. Für die Kreispolizei ist der Fall somit vorerst erledigt. Die zuständigen Beamten sind ja eingeschaltet. Um 7.44 Uhr wird Stephanie Fischer aber unruhig: Immer noch ist keine Polizei vor Ort. Sie ruft den Notruf an: "Sie müssen kommen und den Verkehr lenken!" Auf der Landstraße beginnt ein Chaos im Berufsverkehr. "Das hätte richtig gefährlich werden können", sagt sie. Immerhin treffen Rettungswagen und Notarzt innerhalb von elf Minuten ein. Der Verletzte ist versorgt, der Verkehr aber nicht.

Stephanie Fischer ruft ihren Lebensgefährten an. Der eilt in kurzer Zeit zum Unfallort, und beide zusammen warnen nun in Warnwesten die Autofahrer und lenken sie um die Unfallstelle herum, als um 7.54 Uhr der erste Streifenwagen der Autobahnpolizei eintrifft. Die Beamten nehmen den Unfall auf der Autobahnauffahrt auf, sind aber nicht für den Verkehr auf der Landstraße zuständig. Das Chaos geht weiter.

Irgendwann informiert die Autobahnpolizei die Kreispolizei. Um 8.04 Uhr, so ist es im Bericht vermerkt, erreicht die Information die Kreisleitstelle. Ein Streifenwagen setzt sich in Bewegung und trifft um 8.10 Uhr am Unfallort ein — fast 40 Minuten nach dem ersten Notruf wird der Verkehr nun von Beamten um die Wracks geleitet.

Stephanie Fischer fährt kopfschüttelnd weiter zur Arbeit.

FRAGE DES TAGES

(RP/ac)
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