Viersen "Im Dialekt bin ich ich selbst"

Viersen · Sänger Janove Ottesen und Gitarrist Geir Zahl von "Kaizers Orchestra" über Volksmusik, gute Coversongs und ihre Muttersprache Norwegisch, die den Sound der Skandinavier so besonders macht.

 "Kaizers Orchestra" brachten am Samstagabend beim "Eier mit Speck" das Publikum zum Toben.

"Kaizers Orchestra" brachten am Samstagabend beim "Eier mit Speck" das Publikum zum Toben.

Foto: Busch

Schon seit Jahren hatten die Organisatoren des "Eier mit Speck"-Festivals die Norweger von "Kaizers Orchestra" auf dem Zettel. In diesem Jahr gelang es, die Band zu verpflichten. RP-Mitarbeiter Dieter Mai sprach mit Sänger Janove Ottesen und Gitarrist Geir Zahl über den Tour-Alltag, die Musik und das für die Norweger so typische "Humppa".

Vorab eine Frage abseits der Musik: Wie war eure Reaktion auf die schrecklichen Geschehnisse in eurer Heimat Norwegen?

Janove Es ist eine furchtbare Sache. Wir sind mit unseren Landsleuten auf die Straße gegangen und haben Blumen getragen im Gedenken an die Opfer.

Euer Prinz Haakon rief dazu auf, Gewalt mit Liebe zu beantworten.

Janove Ja, das ist wunderbar und es ist typisch norwegisch. Jeder im Land ist wirklich sehr betroffen, und alle sind sich einig, dass Gewaltfreiheit ein wichtiges Gut ist, dass es zu bewahren gilt.

Eure Texte sind fast ausschließlich auf Norwegisch. Was ist der Grund dafür, dass ihr nicht wie so viele andere Bands englisch singt?

Janove Wir können uns in unserer Muttersprache besser ausdrücken. Dazu kommt, dass unser Dialekt sehr gut zu unserer Musik passt. Es hat auch mit unserem speziellen Sound zu tun, der uns sehr wichtig ist. Würden wir englisch singen, klängen wir wie so viele andere Bands auf der Welt. Wenn ich meinen Dialekt singe, bin ich wirklich ich selbst.

Was bedeutet "Humppa" oder, wie es auf norwegisch heißt, "Ompa"?

Janove Na, das ist doch ein deutsches Wort, oder? Blasmusik im Biergarten halt, Polka und solche Sachen.

Ihr habt ein Faible für Folklore?

Janove Ja, wir mögen das Eingängige an solcher Art von Volksmusik — aber auch von Tango, Rumba oder Walzer. Meist nehmen wir uns davon nur den Rhythmus und kombinieren dazu osteuropäische Melodien. Diese sind auch oft sehr eingängig und zugleich dramatisch. Die Kombination dieser Musikstile in Verbindung mit der Instrumentierung einer Alternative-Band, wie wir sie nutzen, erzeugt eine ganz spezielle Energie und spiegelt eine bestimmte Haltung wider, die Kaizers Orchestra ausmacht.

Ihr seid einen Tag vor dem Auftritt beim "Eier mit Speck" in Norwegen aufgetreten, einen Tag nach dem Gig in Viersen steht der nächste in der Heimat an. Klingt ganz schön stressig.

Janove Das ist einfach unser Job, das ist der ganz normale Tour-Alltag: Du sitzt den ganzen Tag im Bus, um abends eine Stunde zu spielen. Wir nutzen die Zeit, arbeiten im Bus oder im Flieger an unseren Songs, schreiben Texte.

Welchen Mainstream-Popsong singt oder pfeift ihr mit, wenn ihr euch unbeobachtet fühlt?

Janove Lass mich kurz nachdenken: "Umbrella" von Rihanna, aber das kann ruhig jeder mitbekommen (lacht).

Geir Oder Christina Aguilera: "Genie In A Bottle".

Janove Das covern wir sogar, ist ein guter Song. Wenn es ein guter Song ist, ist es ein guter Song. Bestes Beispiel ist Elvis Presley. Der hat nur einen Song selber geschrieben. Der Rest waren Coverversionen.

Jetzt hab ich meine letzte Frage vergessen ...

Janove Du wolltest uns bestimmt nach dem aktuellen Trainer des 1. FC Köln fragen, Ståle Solbakken, der ist schließlich ein Landsmann von uns. Bitte richtet ihm Grüße von Kaizers Orchestra aus und viel Glück für die Saison!

(dmai)
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