Viersen Niersexpress: Die Pannenserie reißt nicht ab

Viersen · Ausfälle durch defekte Triebwagen oder Verspätungen – auch zu Beginn der Sommerferien gab es Probleme bei der Bahn. Gestern fielen bis mittags Züge aus, weil am Bahnübergang Hülser Straße die Fahrbahn teilweise abgesackt war.

 Die Stadt ließ am Bahnübergang Hülser Straße, wo die Fahrbahn abgesackt war, die Abwasserleitungen prüfen. Es wurde kein Leck gefunden.

Die Stadt ließ am Bahnübergang Hülser Straße, wo die Fahrbahn abgesackt war, die Abwasserleitungen prüfen. Es wurde kein Leck gefunden.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Ausfälle durch defekte Triebwagen oder Verspätungen — auch zu Beginn der Sommerferien gab es Probleme bei der Bahn. Gestern fielen bis mittags Züge aus, weil am Bahnübergang Hülser Straße die Fahrbahn teilweise abgesackt war.

 Bahnreisende, die am Kempener Bahnhof mit dem Zug nicht mehr weiterkamen, mussten auf Busse umsteigen. Ab 13.30 Uhr war die Strecke zwischen Kempen und Krefeld zumindest wieder eingleisig befahrbar.

Bahnreisende, die am Kempener Bahnhof mit dem Zug nicht mehr weiterkamen, mussten auf Busse umsteigen. Ab 13.30 Uhr war die Strecke zwischen Kempen und Krefeld zumindest wieder eingleisig befahrbar.

Foto: Wolfgang Kaiser

Viele Bahnreisende waren gestern Vormittag aufgebracht. Der Zugverkehr zwischen Kempen und Krefeld war in beide Richtungen eingestellt worden. Diesmal, so erfuhren Bahnreisende zunächst, soll ein unterspülter Bahndamm die Weiterreise unmöglich gemacht haben. Etliche Kempener wollten per Bahn in den Urlaub starten und standen mit gepackten Koffern am Bahnhof. Die Informationen von Nordwestbahn und Deutscher Bahn flossen wieder einmal spärlich. "Keiner scheint sich hier verantwortlich zu fühlen", klagte ein RP-Leser, der nicht genannt werden wollte. Der von der Nordwestbahn ab 9 Uhr eingerichtete Ersatzbusverkehr funktionierte zunächst nicht. Der beauftragte Unternehmer konnte nicht genug Busse bereitstellen. Auch am Krefelder Hauptbahnhof hatten Reisende dadurch Probleme, in Richtung Kempen oder Kleve weiterzukommen. Wie am Kempener Bahnhof stiegen auch dort etliche Bahnreisende notgedrungen aufs Taxi um.

Die Ursache für die Sperrung der kompletten Bahnstrecke Kempen — Krefeld lag an der Hülser Straße in Kempen. Am dortigen Bahnübergang war die Fahrbahn unmittelbar am Gleiskörper stadtauswärts abgesackt. Das bestätigte Stadtsprecher Christoph Dellmans auf RP-Anfrage. Im Auftrag der Stadt untersuchten Arbeiter der Baufirma Hamelmann und einer Spezialfirma das Erdreich. Dort befinden sich auch Abwasserrohre. Die Ursache des Schadens blieb unklar, ein Leck im Kanalnetz wurde nicht gefunden. Auch Experten der DB Netz AG, eines Tochterunternehmens der Deutschen Bahn zuständig für die Gleisanlagen, waren vor Ort. Der Fahrzeugverkehr konnte die Hülser Straße am Bahnübergang zumindest einspurig passieren. Mit einer Behelfsampel wurde der Verkehr an der Baustelle vorbeigeführt. Am Abend waren beide Fahrspuren wieder befahrbar. Der Zugverkehr rollte ab 13.30 Uhr eingleisig an der Baustelle vorbei.

Gestern traf die Nordwestbahn keine Schuld. Das war in den vergangenen Tagen aber anders. Eine RP-Leserin aus Nieukerk berichtete dieser Tage von einem neuerlichen Zugausfall auf der Strecke des "Niersexpress" zwischen Düsseldorf und Kleve. Auf ihrem Heimweg strandete sie nachmittags mit weiteren Fahrgästen des RE 10 am Kempener Bahnhof. Der Zugbegleiter informierte die Reisenden, dass der Triebwagen einen Motorschaden hatte und nicht weiter fahren konnte. Die Zugreisenden mussten auf Busse umsteigen. Auch in der Gegenrichtung gibt es zwischen Kempen und Krefeld oder Düsseldorf nach wie vor Probleme. Davon berichtet RP-Leserin Doris Nott in schöner Regelmäßigkeit. Auch sie hat mehrfach festgestellt, dass Züge wegen technischer Probleme komplett ausfallen oder andere aus unbekannten Gründen auch schon mal 30 Minuten Verspätung haben. In ebenso schöner Regelmäßigkeit räumt die Nordwestbahn als privater Betreiber des RE 10 Probleme und Pannen ein.

Das haben Verantwortliche des Unternehmens mit Sitz in Osnabrück auch kürzlich beim Krisengespräch in der Zentrale des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) in Gelsenkirchen gegenüber Kempens Bürgermeister Volker Rübo getan (die RP berichtete). Wie Rübo in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause noch einmal ausführte, hat die Nordwestbahn erhebliche Schwierigkeiten, für die Strecke Kleve — Düsseldorf ausreichendes Wagenmaterial bereitzuhalten. Da könne es schon mal eng werden, wenn ein Triebwagen wegen technischer Probleme ausfällt, berichtete der Bürgermeister. Um die bestellte Anzahl des VRR zu erfüllen, müssen täglich 17 Wagen auf der Strecke sein. Am Standort Kleve hat die Nordwestbahn allerdings nur 18 Wagen stehen. Das heißt, ein Wagen kann im Falle des Falles als Reserve eingesetzt werden. Ein weiteres Reservefahrzeug steht in Mettmann. Der RE 10 ist für die Nordwestbahn die am meisten frequentierte Linie im VRR. Die Nordwestbahn unterhält in Mettmann eine Werkstatt, die, so der Bürgermeister im Stadtrat, aufgerüstet werden soll, um defekte Fahrzeuge möglichst schnell wieder auf die Schienen zu bekommen.

Stichwort "Schienen": Das Schienennetz, das der Deutsche-Bahn Tochter DB Netz AG gehört, befinde sich teilweise in einem veralteten und schlechten Zustand, so hatte der Kempener Bürgermeister bei dem Gespräch in Gelsenkirchen erfahren. "Offenbar hat die Deutsche Bahn in den vergangenen Jahren auf der Strecke zu wenig in moderne Technik investiert", meinte Volker Rübo. Die Nordwestbahn habe auf die Infrastruktur der Strecke, die sie bediene, keinen Einfluss.

Auch von Reisenden häufig kritisierte mangelhafte Informationen über Verspätungen oder Zugausfälle ist nicht allein der Nordwestbahn anzukreiden. Auch hier trifft laut Rübo die Deutsche Bahn wohl eine gewisse Mitschuld. Die habe verfügt, keine Lautsprecherdurchsagen in den Zügen mehr zu machen. Verspätungen sollen nur noch über Anzeigentafeln in den Bahnhöfen oder über spezielle Apps fürs Smartphone bekanntgegeben werden. Das Problem: Nicht alle Bahnhöfe — wohl auch der Kempener — verfügen bei den Anzeigentafeln über die erforderliche moderne Technik. Die Durchsagen am Kempener Bahnhof würden zudem von den Bediensteten freiwillig gemacht, so Rübo.

Auch wenn es noch viele Schwierigkeiten auf der Strecke des "Niersexpress" gibt, ist Kempens Bürgermeister immerhin positiv gestimmt über die Gespräche mit dem VRR und der Nordwestbahn. Es sei ein offener Meinungsaustausch gewesen, berichtete Volker Rübo. Das ist für die Bahnreisenden, die gestern am Kempener Bahnhof strandeten, ein schwacher Trost. Ende September oder Anfang Oktober soll es eine Bürgerversammlung zum Thema Bahn in Kempen geben, an der auch Vertreter des VRR und der Nordwestbahn teilnehmen wollen, kündigte der Bürgermeister an.

(RP)
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