Viersen Praktikum in Indien

Viersen · Wenn es nach Kathrin Liesenfeld ginge, dann würde sie eher heute als morgen wieder die Koffer packen und nach Indien fliegen. Dort hat die 19-jährige Dülkenerin, die Zahnmedizin studieren will, neun Monate verbracht.

Der Alltag hat Kathrin Liesenfeld wieder voll im Griff. In diesem Fall heißt das, ein Praktikum in einem Lobbericher Dentallabor. "Ich habe mich für das zahnmedizinische Studium eingeschrieben und mache vorher so viele Praktika, wie es möglich ist", erklärt die 19-jährige Dülkenerin. Und von einem ganz besonderen Praktikum ist sie vor wenigen Wochen gerade zurückgekehrt. Das dauerte ganze neun Monate und fand in Indien statt.

Weltweit Praktika

Über die Organisation "projects abroad", die weltweit Praktika anbieten, arbeitete sie ein dreiviertel Jahr bei verschiedenen indischen Zahnärzten. "Ich habe mir vor dem Abi überlegt, was machst du danach? Meine Mutter ist Zahnärztin und irgendwie möchte ich auch in diese Richtung gehen. Aber auf der anderen Seite liebe ich Sprachen und lerne gerne neue Kulturen kennen", erzählt Kathrin Liesenfeld, die im vergangenen Jahr ihr Abitur am Dülkener Clara-Schumann-Gymnasium machte.

Im Internet stieß sie durch Zufall auf besagte Organisation und war begeistert. Ein fremdes Land und doch etwas für das spätere Studium tun. Die Eltern gaben grünes Licht für das Projekt, und Kathrin Liesenfeld entschied sich für Indien. Ein Land, das sie noch niemals vorher besucht hatte. An den Vorbereitungstreffen der Organisation konnte sie aus Zeitmangel nicht teilnehmen, aber "ich habe Kontakt zu anderen aufgenommen, die diese Art von Praktikum schon gemacht hatten und mir von ihnen Tipps geben lassen", erzählt die 19-Jährige.

Im August 2009 ging es endlich los, wobei es auch die ersten Flüge für die damals noch 18-Jährige waren. "Als ich in Indien gelandet war, bekam ich ein wenig Panik. Es standen so viele Menschen mit kleinen Schildern am Flughafen, die jemanden abholen wollten, dass ich den Mitarbeiter von projects abroad zunächst gar nicht gefunden habe", erinnert sie sich.

Ständiger Wechsel

Kathrin Liesenfeld fand ihn aber doch und damit starteten die ersten Eindrücke von Indien. Ein Taxifahrer, der ohne Schuhe fuhr, ein Dauerhupkonzert der Autofahrer, wobei sich kaum einer anschnallt – Indien fesselte die Dülkenerin von der ersten Sekunde an. Dann lernte sie ihre erste Gastfamilie kennen sowie den Arzt, wo sie das erste einmonatige Praktikum absolvieren sollte. "Ich lebte jeden Monat bei einer anderen Familie und arbeitete auf einer anderen Stelle", berichtet Kathrin Liesenfeld. Dadurch lernte sie die unterschiedlichen Familien und auch Praxen kennen. Ärmliche Verhältnisse, wohlsituierte Bürger, einfache Zahnarztpraxen und solche, die denen in Deutschland in nichts nachstanden. "Eine Untersuchung bei einem Zahnarzt kostet in Indien in der Regel 40 Rupien. 60 Rupien sind dabei ein Euro", berichtet die junge Frau.

Neben ihrer Arbeit lernte sie Land und Leute kennen. Sie war zu Hochzeiten und Geburtstagen eingeladen und fand viele neue Freunde. "Es war einfach nur wunderschön und ich habe geweint, als ich zurückfliegen musste", sagt Kathrin Liesenfeld.

Daher steht es für sie außer Frage, dass es zurück nach Indien gehen soll. Spätestens nach dem Studium – und bis dahin möchte sie die Landessprache Tamil gut beherrschen und nicht mehr hauptsächlich in Englisch kommunizieren, wie es jetzt noch der Fall war.

(RP)
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