Kreis Viersen Vom Hof auf den Tisch

Kreis Viersen · Viele Bauern haben ihren meist hochspezialisierten Kernbetrieb um ein zusätzliches Standbein ergänzt: Hofläden genießen bei bewussten Verbrauchern ein besonderes Vertrauen. Das aber muss täglich neu erworben werden.

 Hofläden werben intensiv für sich und bieten neben Produkten auch Dienstleistungen an. Das Internet haben einige auch schon für sich entdeckt.

Hofläden werben intensiv für sich und bieten neben Produkten auch Dienstleistungen an. Das Internet haben einige auch schon für sich entdeckt.

Foto: Busch

In den Anfängen verkauften Bauern Blumenkohl, Salat oder Obst aus ihrem Bongert vom Wagen herab oder aus ein paar Kisten am Straßenrand. Die Direktvermarktung über Hofläden ist mittlerweile für viele landwirtschaftliche Betriebe ein wichtiges wirtschaftliches Standbein geworden. Die Umsatzerlöse sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Und zwischen Landwirten und Kunden, die meist gut informierte Verbraucher sind, hat sich vielfach eine Geschäftsbeziehung entwickelt, die an Zeiten erinnert, als die Menschen noch bei "Tante Emma" einkauften.

In den kommenden Wochen stellt die RP einige Hofläden in der Region vor. Schon bei den ersten Besuchen dort zeigte sich, dass jeder Laden eine individuelle Handschrift seines Betreibers hat. Das Sortiment ist sehr unterschiedlich, und längst haben die bäuerlichen Läden über den Verkauf hinaus Dienstleistungen in ihr Portfolio aufgenommen. Vom schlichten Tipp, wie Kohlrabi mal anders zubereitet werden können, ist es nicht weit zum Kochkursus in der bäuerlichen Küche.

Angelika Schyns beschäftigt sich bei der Landwirtschaftskammer von Köln-Auweiler aus intensiv mit Hofläden und darüber hinausgehenden Instrumentarien der Direktvermarktung. "In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Betriebe diesem Wirtschaftszweig zugewandt. Sie sind besser geworden, einige haben ganze Netzwerke aufgebaut, um sich im Sortiment untereinander zu ergänzen. Die Professionalität allgemein nimmt zu", sagt sie. Entscheidend bleibe für die weitaus meisten Betriebe aber die familiäre Bewirtschaftung. "Wer im eigenen Laden steht, hat ganz einfach ein viel weiter gehendes Interesse als Kräfte, die man anstellt."

Für manchen bäuerlichen Betrieb ist die Balance zwischen den Pflichten der Feldbestellung und des Hofladens nur schwer zu halten. Zum ohnehin hohen zeitlichen Aufwand des Kernbetriebs kommen durch Hofläden weitere Belastungen hinzu. "Ein Vollsortiment erfordert ein ganz anderes Handling", sagt Angelika Schyns. Wer "nur" Spargel und Erdbeeren direkt vermarkte, habe es andererseits aber auch schwer. Die Kontinuität im Umgang mit Kunden fehlt.

Die Hofläden müssen investieren. Zum einen erwarten Kunden neben dem bäuerlichen Ambiente schon eine saubere, professionelle Auslage, zum anderen müssen die im Einzelhandel üblichen behördlichen Auflagen von der Warenauszeichnung bis zur Einhaltung strenger Hygienevorschriften (gerade für frisches Fleisch) perfekt beherrscht werden. Da sind mitunter hohe Investitionen erforderlich, ehe der erste Euro verdient werden kann. Luft nach oben haben die Betriebe fast alle. "Man kann einiges von den Niederländern lernen, die sehr flexibel sind und uns noch einiges voraus haben", sagt Schyns. Sie schaut mit Sorge, dass der "typische Hofladenkunde" der Altersgruppe 50 Jahre aufwärts angehört. Es sei geboten, dass die Betriebe einen Weg finden, jüngere Generationen anzusprechen.

(RP)
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