Fußball Derby wird zur Provinz-Posse

Fußball · Beim Kreisliga-B-Duell zwischen Ober- und Niederkrüchten gab es ein Handgemenge nach dem Abpfiff. Zuvor wurde der Versuch vereitelt, den Kunstrasen der Gastgeber zu beschmieren. Der Bürgermeister ist genervt.

 Der Stein des Anstoßes: Oberkrüchtens Vorsitzender Willi Consoir "präsentiert" die blau-weiß angemalten Torpfosten seines Vereins.

Der Stein des Anstoßes: Oberkrüchtens Vorsitzender Willi Consoir "präsentiert" die blau-weiß angemalten Torpfosten seines Vereins.

Foto: Busch

Herbert Winzen resigniert. "Es sollen ja eigentlich erwachsene Menschen sein, diese Fußballer", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Niederkrüchten. Es klingt ein wenig ironisch, so wie er es sagt. Wenn er jedoch an die beiden Fußballvereine seines Dorfes denkt, vergeht dem Politiker jeglicher Humor. "Das, was hier passiert, ist wirklich nicht mehr witzig." Zu sehr nervt ihn die Provinz-Posse, zu der die Rivalität zwischen den beiden in der Kreisliga B spielenden Klubs seiner Gemeinde ausgeufert ist.

Den vorläufigen Höhepunkt des peinlichen Dorfkrieges gab es am Wochenende. Spieler von Blau-Weiß Niederkrüchten kampierten zur Nachtwache auf der eigenen Vereinsanlage — und ertappten fünf Personen beim Versuch, mit Latexfarbe den nagelneuen Kunstrasenplatz der Blau-Weißen zu versauen. "Der Schaden wäre in den fünfstelligen Bereich gegangen ", sagt Präsident Rolf Cleophas. Die Täter will er klar identifiziert haben: "Es waren zwei Spieler der DJK Oberkrüchten dabei. Die hatten sogar ihre Trainingsanzüge an. Ich habe deren Präsidenten angerufen und ihn gebeten, die beiden am Sonntag nicht aufzustellen."

Vorwürfe, die man nur einige Meter weiter entfernt vehement zurückweist. "Es wurden in der Nacht zwei Spieler gesehen, das ist richtig", erklärt DJK-Geschäftsführer Volker Consoir. "Aber das war in Oberkrüchten selbst. Mit unserem Verein hatten die vermeintlichen Täter jedenfalls nichts zu tun."

Dementsprechend liefen auch die beiden "Angeklagten" am Sonntag im Derby auf. In einem Spiel, das natürlich eskalierte. Über die Art und Weise des Hochschaukelns gehen die Darstellungen erneut auseinander, sicher ist nur, dass es nach Abpfiff, Niederkrüchten siegte 3:2, in einer handfesten Auseinandersetzung gipfelte. "Unsere Spieler sind angespuckt worden", sagte Cleophas. Und Consoir betont, seine Schützlinge seien von "angetrunkenen Zuschauern angepöbelt" worden. Er habe zu schlichten versucht, "während Cleophas nur dastand und sich das ansah". Schlammschlacht pur. Müßig zu erwähnen, wie schwierig die Wahrheitsfindung in dem Fall ist.

Der Streit begann vor dem Hinspiel der laufenden Saison, als die Tore in Oberkrüchten von bislang nicht identifizierten Tätern blau-weiß angemalt wurden. "Wenn ich wüsste, wer es war, derjenige würde sofort aus dem Verein fliegen", betont Cleophas. Natürlich will es auch in diesem Fall aber keiner gewesen sein. Und so streiten sich beide Klubs munter weiter, ohne dass eine baldige Versöhnung in Sicht wäre. "Ich habe doch auch längst versucht, beide Parteien an einen Tisch zu bringen, das war aber erfolglos", sagt Bürgermeister Winzen. "Aber mich ärgert das maßlos. Es ist Gemeinde-Eigentum, das hier beschädigt wird. Wenn wir die Täter ausfindig machen können, werden wir sofort Anzeige erstatten. Mir reicht's, wir sind hier ja schließlich nicht mehr im 30-jährigen Krieg."

Eine letzte Hoffnung hat der Bürgermeister. Es ist nämlich möglich, dass sich das Problem sehr bald von ganz alleine löst. Blau-Weiß kann noch in die A-Liga aufsteigen, während die DJK dem Abstieg entgegen taumelt. Und dann gäbe es sowieso erstmal keine Derbys mehr.

(RP)
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