Stadt Willich Kinder und Jugendliche sensibilisieren

Stadt Willich · Larissa da Silva Coelho ist vorsichtig – oder sagen wir besser misstrauisch. Wenn sie in sozialen Netzwerken im Internet agiert, verwendet sie stets einen erfundenen Namen. Daten gibt sie nicht ohne Weiteres preis.

Und regelmäßig gibt sie ihren Namen in Suchmaschinen ein, um zu sehen, wo dieser im Netz überall auftaucht. Die 22-Jährige aus Schiefbahn weiß Bescheid über die Gefahren, die vom Internet ausgehen. Mit diesem Thema befasst sich die Studentin der Hochschule Niederrhein gerade bei ihrer Bachelorarbeit. "Sexuelle Viktimisierung von Kindern und Jugendlichen im Internet – ein Präventionsworkshop für Jungen und Mädchen zur Vermittlung von Medienkompetenz" heißt das Werk, das sie im Studiengang Soziale Arbeit vorlegen wird.

Kaum Studien und Texte

"Ich arbeite in der Erziehungshilfe bei der Awo in Krefeld", erzählt sie. "Da habe ich viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun." Das Thema Internet sei präsent, aber es gebe kaum wissenschaftliche Texte über das Medium und seine Schattenseiten. "Als ich meinem Professor das Thema für die Bachelorarbeit vorgeschlagen habe, war er begeistert", erzählt sie.

Larissa da Silva Coelho möchte nicht bloß eine Bestandsaufnahme vorlegen. Ihr geht es auch darum, Präventionsarbeit zu leisten. "Viele Mädchen zwischen zwölf und 13 Jahren sind im Internet sehr aktiv", sagt sie. "Sie wissen aber nicht, was sie dort genau machen." Sie setzt in ihrer Arbeit bei noch jüngeren Mädchen an – bei Zehn- bis Elfjährigen. "In dem Alter fangen viele an, sich mit dem Internet zu beschäftigen. Da kann man sie am besten für die Gefahren sensibilisieren."

Im Rahmen ihrer Arbeit hat Larissa da Silva Coelho einen Workshop konzipiert, den sie schon einmal mit Schülerinnen des St. Bernhard-Gymnasiums – ihrer früheren Schule – absolviert hat. "Es geht mir darum zu schauen, wo die Mädchen mit ihrem Wissen stehen und sie aufzuklären", sagt die Studentin.

Das Ergebnis des ersten Workshops überraschte sie. "Es hat mich erstaunt, wie wenig die Mädchen zum Teil wussten." Dass auch Gefahren im Netz lauern und nicht jede Bekanntschaft in sozialen Netzwerken oder Chatrooms wirklich gute Absichten hat, sei für die angehenden Teenager nur schwer zu erfassen, eine eher abstrakte Gefahr. "Ich mache den Mädchen deshalb klar, dass sie das Internet wie eine große Stadt sehen müssen", sagt Larissa da Silva Coelho. "Und da gibt es ja auch jede Menge dunkler Ecken, die man besser meidet."

Medienkompetenz vermitteln

Mit verschiedenen Gruppenübungen, beispielsweise dem Anlegen eines Profils in einem sozialen Netzwerk, will die 22-Jährige den Kindern die nötige Medienkompetenz vermitteln. Sie berichtet auch von abschreckenden Beispielen. "Mit den ganz harten Fällen kann ich die Kinder in dem Alter nicht konfrontieren", sagt sie. Wohl aber mit der Geschichte einer Schülerin, deren Familie sogar umziehen musste, nachdem ein allzu privates Video von ihr im Internet aufgetaucht war.

Dass die Tipps von einer jungen Frau kommen, die unlängst selber noch die Schulbank drückte, mag bei den Workshops zur besseren Vermittlung beitragen. "Eigentlich müssten auch Eltern und Lehrer zu diesem Thema geschult werden", findet Larissa da Silva Coelho. Schließlich seien viele Eltern im Gegensatz zu ihren Kindern im Umgang mit dem Internet nicht so versiert.

(RP)
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