Tönisvorst Klares Plädoyer für die Stadtbücherei

Tönisvorst · Die Stadtbücherei Tönisvorst soll erhalten bleiben. Da sind sich die Politiker aller Fraktionen einig. An welchem Standort und mit welchem Konzept die Einrichtung künftig geführt wird, steht hingegen nicht fest.

 Die Einrichtung im Alten Rathaus St. Tönis bietet fast 30 000 Bücher, Hörbücher, Zeitschriften, CDs, DVDs und ab September auch E-Books zur Ausleihe an. Über die Fernleihe können weitere Medien genutzt werden.

Die Einrichtung im Alten Rathaus St. Tönis bietet fast 30 000 Bücher, Hörbücher, Zeitschriften, CDs, DVDs und ab September auch E-Books zur Ausleihe an. Über die Fernleihe können weitere Medien genutzt werden.

Foto: Kaiser

Alle wollen sie erhalten, die Stadtbücherei. Wie die Zukunft der Einrichtung an der Hochstraße 20a in St. Tönis aber im Konkreten aussehen soll, da scheiden sich die politischen Geister. Im Schul- und Kulturausschuss plädiert die SPD dafür, den Standort im Alten Rathaus auf jeden Fall beizubehalten, "sonst geht es uns wie anderen Städten: Wir werden im öffentlichen Raum kulturlos", sagt Clemens Braun. Statt Auslagerung oder Zusammenschluss mit Schulbüchereien, wie es etwa die FDP angeregt hatte, spricht sich die SPD für eine Bücherei als kulturellen Mittelpunkt der Innenstadt aus. "Mehrere Kulturangebote könnten dort gebündelt werden, Vorträge von Erziehern oder Kinderärzten für junge Familien angeboten werden mit begleitender Literatur", entwirft Braun eine Idee.

Auf keinen Fall, stimmte Elisabeth Schwarz von Bündnis 90/ Die Grünen zu, dürfe ein mögliches neues Konzept nur unter wirtschaftlichen Aspekten entworfen werden. "Es muss darum gehen, die Bücherei viel stärker in den Mittelpunkt zu stellen und so mehr Menschen zu erreichen", sagt Schwarz. Keine Bildungsstätte sei kostendeckend, das müsse allen klar sein. Wie die SPD sprechen sich auch die Grünen für den Standort im Alten Rathaus St. Tönis aus. "20 000 Menschen kommen jedes Jahr in die Bücherei und werden dadurch auch in die Innenstadt gelockt", gibt Schwarz zu bedenken. Außerdem sei es wichtig, dass eine Stadtbücherei für alle Bürger gut zu erreichen sei.

Die CDU hingegen kann sich vorstellen, dass ein anderer Standort wirtschaftlicher wäre. "Wir möchten außerdem Ehrenamtler gewinnen, um mehr Service anzubieten", sagt Thomas Kroschwald. So sollte etwa ein Bücherbus den Vorster Bürgern die Nutzung der Medien erleichtern. Bücherspenden und eine enge Vernetzung mit den Schulbüchereien sollen auf Antrag der CDU außerdem geprüft werden. "Wir wollen die Kosten reduzieren, damit die Stadtbücherei auch weiterhin Bestandteil der Stadt bleiben kann", sagt der CDU-Sprecher.

Bereits 2009 hatten die Politiker ein Konzept erstellt, um mehr Menschen für die Nutzung der Bücherei zu gewinnen, die Kosten zu senken und den Zuschuss zu reduzieren. Seitdem konnte die Zahl der Ausleihen verdoppelt werden. Dennoch nutzen lediglich zehn Prozent der Tönisvorster Bürger das Angebot. Dabei bietet die Einrichtung fast 30 000 Bücher, Hörbücher, Zeitschriften, CDs, DVDs und ab September auch E-Books zur Ausleihe an. Über die Fernleihe können weitere Medien genutzt werden. Für Kinder und Jugendliche gibt es ein großes Angebot im Untergeschoss. Es gibt wöchentliche Vorlese-Stunden für Fünf- bis Achtjährige, einen Literaturkreis, Info-Abende zu Neuerscheinungen und Bücher-Flohmärkte.

Gegen die Stimmen von SPD und Grünen beauftragt der Kulturausschuss jetzt die Verwaltung, bis September ein Zukunftskonzept mit konkreten Handlungsvorschlägen zu entwickeln. "Ich hoffe, dass die Verwaltung ein diskussionsfähiges Konzept erstellen wird, um später im Fachausschuss — dann hoffentlich wieder mit der SPD — auf sachlicher Ebene zu diskutieren", sagt FDP-Fraktionschef Torsten Frick. "Wir werden uns keine Denkverbote auferlegen lassen, gerade vor dem Hintergrund der städtischen Finanzsituation." FRAGE DES TAGES

(WS03)
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