Stadt Willich Rauchverbot: Wirte fürchten den Winter

Stadt Willich · Etwa 50 Betriebe im Kreis mussten in den vergangenen Monaten schließen. Schuld ist laut Gaststättenverband allerdings nicht nur das Nichtraucherschutzgesetz, sondern auch die Wirte selbst.

Drei Monate nach Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes (NiSchG) in Nordrhein-Westfalen geht der Hotel- und Gaststättenverband Niederrhein (Dehoga) davon aus, dass bereits mehr als 50 Gastronomiebetriebe im Kreis Viersen aufgrund der Folgen der Neuregelung schließen mussten.

Rund 500 Betriebe gibt es im Kreis. Seit dem 1. Mai gilt ein strenges Rauchverbot in allen Restaurants und Kneipen. Schon vor Erlass des Gesetzes beklagten viele Wirte, dass die Vorschriften ihre Existenz bedrohen würden. Der Dehoga befürchtet, dass es im Herbst und Winter noch mehr werden könnten: "Mir graut es vor den kalten Monaten, wenn die Menschen nicht mehr vor die Tür gehen", so Christian Jäger, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein.

Rund 70 Prozent der Bürger (über 15 Jahre) in NRW sind Nichtraucher. Manch einer fragt sich, warum allein 30 Prozent den Bärenanteil für das Überleben der Kneipen ausmachen sollen.

Zumal nicht alle Raucher nun auf ihren Restaurantbesuch verzichten. "Das Problem ist: Kneipenbetreiber verdienen ohnehin wenig, machen oft nur ein Plus-Minus-Null-Geschäft. Bleiben jetzt auch nur wenige Kunden weg, ist das bereits fatal", sagt Jäger. Viele Kneipiers hätten keine finanziellen Rücklagen, auf die sie nun zurückgreifen könnten.

Ohnehin leide die Branche schon seit vielen Jahren unter einer Krise. Das Kneipensterben sei hoch, sagt Jäger. Wo Lokale schlössen, bleibe auf Dauer oft nur eine Lücke: "Wir können nur hoffen, dass sich die Raucher aktuell noch in der Schmollphase befinden und sich alles bald wieder einpendelt", sagt Jäger.

Andreas van Loon ist Gastronom in Viersen und Vorsitzender der Dehoga-Kreisgruppe Viersen. Für ihn als Wirt ist eine deutliche Entwicklung spürbar: "Die Gäste bleiben nicht mehr so lange sitzen und bestellen natürlich auch weniger."

Im Moment würde die Sommersaison noch vieles auffangen — auf den Terrassen kann ohne Weiteres noch geraucht werden: "Schwierig wird das im Winter. Besonders an Karneval, wenn nur wenig Leute kommen oder die Musikgruppen vor leeren Räumen spielen müssen, weil die Raucher alle draußen stehen."

Van Loon ist selbst Nichtraucher, kann demnach beide Seiten gut verstehen: "Mit vielen Kettenrauchern kann man über das Thema leider nicht diskutieren, sie reagieren da sehr emotional. Es gibt aber auch Raucher, die mit dem Gesetz zufrieden sind. Sie finden es gut, ohne Qualm essen zu können." Dass einige Gäste jetzt die Restaurants und Kneipen bewusst meiden, kann er nicht nachvollziehen: "Die Raucher wollen doch sicher nicht ständig selbst die Bierkästen schleppen."

Schuld allein trüge allerdings nicht nur das Nichtraucherschutzgesetz oder die ausbleibende Kundschaft. Auch viele Kollegen würden ihren Teil dazu beisteuern. "Viele raffen sich nicht auf. Sie meckern nur, unternehmen aber nichts", sagt Andreas van Loon. Oft genüge es schon, den Rauchern eine eigene Ecke auf der Terrasse zuschaffen. Dann müsste niemand im Eingangsbereich durch den blauen Dunst laufen.

Eine Beobachtung, die auch Christian Jäger macht: "Hier ist auch die Eigeninitiative der Wirte gefragt. Wir bieten Seminare an, in denen wir Hilfestellung zum richtigen Umgang mit den Folgen des Gesetzes geben."

Gastwirt Andreas van Loon hofft nun vor allem auf die Vernunft der Gäste: "Es ist ganz einfach: Wenn die Leute wollen, dass ihre Lieblingskneipe bleibt, sollten sie auch hingehen."

(RP)
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