Stadt Willich Tote Vögel in Fallen: Jäger bestreitet Vorwürfe

Stadt Willich · Im Kreis Viersen ist der Fund von toten Bussarden in Neersen der erste Fall von Greifvögeltötung seit Jahren. Polizei, Jagdaufsicht und das Staatliche Veterinäruntersuchungsamt ermitteln. Die Kadaver werden nun untersucht.

Willich: Bussarde verendeten qualvoll in Lebendfalle
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Willich: Bussarde verendeten qualvoll in Lebendfalle

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Bei Axel Hirschfeld, Biologe und Sprecher des Komitees gegen Vogelmord in Bonn, steht das Telefon nicht mehr still. Der am Freitag entdeckte Fund von vier illegalen Greifvogelfallen samt einer lebenden Lockkrähe, sieben toten Greifvögeln, einem toten Fuchs sowie vermutlich vergifteten Innereien eines Rothirsches auf dem Grundstück eines 61-jährigen Jägers bzw. in einem Waldstück in der Nähe des Donkweges in Neersen, haben die Menschen aufgeschreckt (die RP berichtete).

"Wir erhalten derzeit Hinweise aus dem gesamten Niederrhein", sagt Hirschfeld. Die illegalen Vorgehensweisen zur Tötung von Greifvögel finden anscheinend überall statt, doch in der Größenordnung, wie es zwischen Neersen und Anrath passierte, ist es rekordverdächtig. "Für den Kreis Viersen ist es seit einigen Jahren der erste bekannte Fall, aber für den Niederrhein ist es einer der schlimmsten Fälle, die uns vorgekommen sind", berichtet Hirschfeld. Daher sind nicht nur die Polizei und das Staatliche Veterinäruntersuchungsamt eingeschaltet.

Das Komitee gegen Vogelmord hat auch die Stabsstelle Umweltkriminalität, die im Umweltministerium in Düsseldorf angesiedelt ist, eingeschaltet und dort Anzeige erstattet. Dort läuft unter anderem die landesweite Erfassung solcher Vorfälle zusammen. Ein Ministeriumssprecher hatte gegenüber dem Bielefelder Westfalen-Blatt erklärt, viele Greifvogelarten seien durch die illegale Jagd in ihrem Bestand bedroht. Polizei und Staatsanwaltschaft bräuchten mehr Hinweise aus der Bevölkerung, um solche Taten zu verfolgen.

Auch die Viersener Polizei arbeitet auf Hochtouren. "Momentan arbeitet ein Kollege am Untersuchungsantrag für die möglichen Giftstoffe", sagte Harald Moyses von der Pressestelle der Polizei gestern Vormittag. Die sichergestellten Kadaver und Schlachtabfälle brachte die Polizei gestern zur pathologischen und toxikologischen Untersuchung zum Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt nach Krefeld. Ergebnisse dieser Untersuchungen seien voraussichtlich erst in einigen Wochen zu erwarten, so die Polizei weiter. "Wir gehen aufgrund der optischen Merkmale, wie die verkrampfen Fänge, von Gift aus. Das ist eigentlich ein typisches Zeichen, wenn Vögel vergiftet werden", sagte Axel Hirschfeld, Sprecher des Komitees gegen Vogelmord in Bonn, gestern.

Ebenfalls eingeschaltet ist die Untere Jagdaufsichtsbehörde, da es sich bei dem Grundstück, auf dem Teile der Funde gemacht wurden, um das eines Jägers handelt und möglicherweise der Jagdschein aufgrund der Vorfälle eingezogen werden könnte. Das Komitee für Vogelmord vermutet weiter, dass der Jäger die Vorgehensweise schon länger praktiziert, da einige der Fangvorrichtungen älteren Datums waren. Die Polizei hat veranlasst, dass die Fallen unbrauchbar gemacht wurden, um weiteres Fangen von Greifvögeln zu verhindern.

Der 61-jährige Jäger, dem die Vorwürfe zu Lasten gelegt werden, sieht alles ganz anders. "Ist es verboten, auf dem eigenen Grundstück Tiere zu halten?", fragte der Willicher, auf dessen Grundstück am Freitag die illegalen Greifvogelfallen entdeckt worden waren. Laut Angaben des 61-Jährigen handele es sich auch um keine Fasanerie, sondern lediglich um eine Voliere, in der er Enten, Kaninchen und Tauben halte. Diese Anlage habe nichts mit einer Falle zu tun. "Es liegt mir fern, Tiere zu töten", sagte der Jäger. Wie es zum Tod der Greifvögel kommen konnte, ist ihm unerklärlich.

(tref)
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