Stadt Willich Werben für Frieden und Verständigung

Stadt Willich · Frieden und Verständigung der Völker untereinander war dem Kreisverband Viersen des Bundes der Vertriebenen bei seinem "Tag der Heimat" sehr wichtig.

 Lorenz Grimoni, Leiter des Museums Stadt Königsberg in Duisburg, war als Festredner ins Gemeindezentrum nach Anrath gekommen.

Lorenz Grimoni, Leiter des Museums Stadt Königsberg in Duisburg, war als Festredner ins Gemeindezentrum nach Anrath gekommen.

Foto: Sven Knutzen

Und natürlich der Begriff der "Heimat"; Kreisverbands-Vorsitzender Hartmut Perseke aus Anrath: "Heimat ist dort, wo wir geboren sind. Heimat ist dort, wo wir wohnen." Etwa 60 Mitglieder und Gäste trafen sich zum bundesweiten "Tag der Heimat" im evangelischen Gemeindezentrum Anrath. Festredner war Lorenz Grimoni, Leiter des Museums Stadt Königsberg in Duisburg. Sein Appell: Europa nicht nur unter dem Gesichtspunkt von Geld und Wirtschaft zu sehen.

Neben dem offiziellen Akt hatten sich die Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen viel zu erzählen. Auch für Willichs Bürgermeister Josef Heyes war der Dialog der "Schlüssel zur Verständigung". Heyes berichtete von seiner Großmutter, deren zwei Brüder im Ersten und zwei ihrer Söhne im Zweiten Weltkrieg gefallen waren. Lorenz Grimoni erinnerte an die Flucht und Vertreibung von vielen Millionen, nannte auch Beispiele der Versöhnung von Menschen, die sich eins als Feinde gegenüberstanden.

Heimat ist auch da, wo man lebt. Ganz in diesem Sinne sorgten wieder "de Leddschesweäver" aus Anrath mit Mundartliedern und Rolf und Edelgard Füsgen mit Liedern aus der Heimat für den musikalischen Rahmen.

Bei der Gedenkfeier war auch der Viersener Kurt-Heinz Ziemke. Der 84-Jährige stammt aus Bromberg in Westpreußen. "Über meine Erlebnisse könnte ich ein Buch schreiben", sagt der rüstige Senior. Zehn seiner Familienmitglieder fanden im Zweiten Weltkrieg den Tod, er wurde festgenommen, konnte aber fliehen. Ein Pole hatte ihm zur Seite gestanden, der Kontakt sei bis zu dessen Tod erhalten geblieben.

Ursula Büchler aus Viersen kann sich an ihre Heimat — sie stammt aus der Nähe von Tilsit — nicht mehr erinnern. Auch nicht mehr an die beschwerliche Flucht. "Meine Eltern haben nie mehr über ihre Heimat gesprochen und über das ihnen zugefügte Leid", erzählt die 69-Jährige.

Johanna Marx (82) kam als Vertriebene aus Niederschlesien nach Anrath. Sie heiratete einen Einheimischen, der deshalb viel Schmach hatte über sich ergehen lassen müssen. "Gerne gesehen waren wir als Flüchtlinge nicht", erinnert sich die fünffache Mutter. Und: "Ich habe am ganzen Körper gezittert, als ich mich zum ersten Mal meinen künftigen Schwiegereltern vorstellen musste."

(wsc)
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